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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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wussten wir auch nicht, was wir als Nächstes sagen sollten. Himmel, woher war dieses Gefühl auf einmal gekommen? Warum hatte ich es nicht kommen sehen? Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht doch ein bisschen von ihm abrücken und Distanz zwischen uns bringen sollte.
    Andererseits würde ich damit bestätigen, dass es einen ziemlich wichtigen Grund gab, warum wir Körperkontakt vermeiden sollten. Das wäre auch nicht gut.
    »Gut«, sagte ich stattdessen, blieb, wo ich war, und versuchte, mit meiner Körpersprache zu vermitteln, dass es einfach guter alter Pfadfindertradition entsprach, was wir taten. Erneut senkte sich Schweigen über uns.
    »Tja«, unterbrach ich es schließlich nervös. »Zumindest regnet es nicht. Wenn es regnen würde, das wäre ziemlich übel, oder?«
    »Ja, klar«, sagte er und nickte.
    »Und es wäre wahrscheinlich auch kälter.«
    »Kälter auch.«
    »Und nass.«
    »Ja, und nass.«
    »Wirklich übel.«
    »Ja. Und … nun …« Er wandte sich leicht von mir ab und blickte zum Himmel. Er machte den Mund auf, als wolle er etwas sagen. Dann schloss er ihn wieder. Dann holte er tief Luft und blickte mich an. »Sally«, begann er. Ich holte zur Sicherheit auch tief Luft. »Sieh mal, es ist …« Er richtete den Blick wieder zum Himmel. »Ich weiß nicht, ob das … nun, ich nehme an, ich dürfte das eigentlich nicht sagen, aber …« Plötzlich schwieg er, und dann sagte er: »Hey, sieh mal da!«
    Er zeigte zum Himmel. Ich folgte seinem Blick, erleichtert, dass uns etwas aus dem furchterregenden Beben herausholte, das unser Geplauder gefährdete.
    »Was ist denn?«
    »Der Stern da oben. Kannst du ihn sehen? Dahinten am Horizont. Du liebe Güte. Bewegt er sich, oder was?«
    »Ein Flugzeug?«, schlug ich vor.
    »Nein, nein.« Er nahm den Arm von meiner Schulter und richtete sich ein bisschen auf. »Das ist kein Flugzeug. Das ist ein Stern. Ganz bestimmt. Und sieh! Ja, er bewegt sich tatsächlich.«
    Ich kniete mich hin und starrte zum Himmel. »Lieber Himmel, du hast recht! Und sieh nur, er hat einen Schweif. Eine Sternschnuppe! Wow!«
    In fasziniertem und diesmal unverkrampftem Schweigen sahen wir zu, wie das Lichtpünktchen mit dem weißen Schweif schnell über den Nachthimmel schoss, bis es hinter dem Horizont verschwunden war.
    »Wow«, sagte ich wieder.
    Nick pfiff durch die Zähne. »Ja, das war was.« Begeistert wie ein Kind drückte er meine Schulter. »Das war etwas Besonderes, richtig? Oh, ich wünschte, Will wäre hier. Toll! Weißt du, ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    »Oha. Was hast du noch nie gesehen?«, ertönte eine Stimme, und Russell kam auf uns zu. Ich konnte kaum glauben, dass wir ihn nicht gehört hatten. Auf einmal war ich völlig zitterig und durcheinander.
    »Hier drüben«, rief er über seine Schulter. »Sie sind da unten.«
    Er kletterte über die Düne und kam zu uns heruntergerutscht. Der Strahl seiner Taschenlampe hüpfte vor ihm auf und ab. Er wirkte äußerst zufrieden mit sich. Und ich freute mich für ihn. Und war erleichtert, dass er erst jetzt gekommen war.
    »Wie geht es dem Invaliden?«, fragte er und richtete den Strahl der Taschenlampe auf Nicks Gesicht. »Unten an der Düne steht der Geländewagen. Meinst du, du kannst dorthin humpeln? Wenn nicht, haben sie auch eine Trage dabei.«
    »Ich glaube, ich kann humpeln«, erwiderte Nick und ließ sich von uns beiden hoch helfen.
    Russell strahlte. Die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Wir erzählten ihm von der Sternschnuppe, und dann schleppten wir Nick mit vereinten Kräften die Düne hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter. Zwei Typen aus dem Zentrum und ein Sanitäter aus dem Ort, der mit beruhigender Jovialität und krachendem Schulterklopfen die Führung übernahm, halfen uns dabei.
    Wie fühlten wir uns? Wollten wir vielleicht ein bisschen Tee? Konnten sie uns mit Decken versorgen? Sie setzten Nick auf die Rückbank und schauten sich seine Verletzungen an. Wie Nick selbst schienen sie ziemlich sicher zu sein, dass der Knöchel nicht gebrochen war. Allerdings hatten die Rippen wahrscheinlich etwas abbekommen. Der Krankenwagen, so sagten sie uns, war schon unterwegs. Kein Problem, erklärten sie, sie würden uns nach Hause bringen.
    Insoweit war alles in Ordnung.
    Aber gerade als sie die Tür des Land Rover schlossen, blickte Nick mich an. Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck und großen, fragenden Augen.
    Stumm setzte ich mich nach vorne. Auf einmal tanzten

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