Herzklopfen für Anfänger
vergeudet, indem ich mir Gedanken darüber gemacht habe, aber erst kürzlich habe ich beschlossen, mich nicht mehr darum zu kümmern. Es regt mich nur auf, dass mir regelmäßig um sechs die Augen zufallen. Kennst du das?«
Ich zog den Reißverschluss an meiner Jacke zu. »Ja, das Gefühl kenne ich genau. Ich wünschte, ich wüsste, woran es liegt. Was es ist, wovon ich wach werde. Ich habe alles Mögliche versucht. Bäder, heiße Milch, Übungen, Entspannungsmusik.« Ich zuckte mit den Schultern. Er nickte.
»Und nichts funktioniert, nicht wahr?«
»Nichts.«
»Machst du dir Sorgen?«
»Weil ich nicht schlafen kann?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, über alles. Du weißt schon. Alle möglichen Kleinigkeiten. Es würde mir nichts ausmachen, wenn ich im Kopf eine Sinfonie komponieren würde oder ein gutes Buch lesen könnte. Aber das kann ich nicht. Es ist einfach nur tote, unproduktive, frustrierende Zeit.«
»Oh ja, das sehe ich genauso. Das Problem ist, es gibt gar keine großen Sachen, um die ich mir Sorgen machen müsste. Also mache ich mir über blöde Kleinigkeiten Gedanken. Zum Beispiel, dass ich kein Hundefutter mehr habe. Manchmal frage ich mich, was wohl wäre, wenn ich tatsächlich große Probleme hätte. Dann würde ich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr schlafen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Es ist nicht mehr so schlimm. Ich sitze da, denke nach und betrachte die Sterne, neben mir mein kleines Patrick-Moore-Buch.«
»Patrick Moore? Der lebt noch? Das gibt’s doch nicht!«
»Ich glaube schon.«
»Na ja, das ist wenigstens etwas Konstruktives«, sagte er lächelnd und zeigte zum Himmel. »Und heute Nacht gibt es jede Menge zum Gucken.«
Ich legte den Kopf in den Nacken und schaute auch nach oben.
»Weißt du, ich denke oft, was das für ein großartiges Konzept ist. Ganz gleich, ob ich zu Hause, hier, in Frankreich oder Spanien bin, es ist überall derselbe Himmel. Das macht einem doch die Größenordnungen klar, oder? Ist der Nachthimmel in Amerika genauso?«
»Im Norden schon, glaube ich. Aber San Diego liegt auf einem anderen Breitengrad, und deshalb stehen die Sterne natürlich auf einer anderen Position.« Er legte eine Hand hinter den Kopf. »Es ist lange her, dass ich zum letzten Mal auf diesen Himmelsfleck geschaut habe.«
»Lebst du in San Diego? Bist du wegen der Arbeit dort hingezogen?«
Er nickte. »So in etwa. Ich habe nach meinem Examen ein Auslandsjahr gemacht. Ich konnte es nicht erwarten, aus England wegzukommen. Und dann habe ich das Angebot von Drug-U-Like bekommen. Ich bin seit fünfzehn Jahren dabei.«
»Und jetzt haben sie dich hierher geschickt. Da schließt sich der Kreis. Kommt es dir fremd vor?«
Er starrte weiter zum Himmel. »Ja, sogar sehr. In den Staaten bin ich durch meinen Job viel herumgekommen, und ein- oder zweimal im Jahr war ich auch hier. Die Familie besuchen und so. Meine Mutter lebt in Reigate. Aber dieses Mal kommt es mir wirklich fremd vor. Ich fühle mich so allein. Mein Sohn fehlt mir. Aber er ist auf dem College, also wäre er sowieso nicht zu Hause. Und meine Freunde natürlich. Aber ich habe eine Menge häuslicher Probleme im Moment, deshalb war es wahrscheinlich das Richtige. Jedenfalls für den Augenblick.« Er schüttelte den Kopf, so als wolle er die unangenehmen Gedanken abschütteln.
Vielleicht wollte er lieber über etwas anderes reden. Mir ging durch den Kopf, wie einsam er war. Ich überlegte, mit welchem Thema ich ihn ablenken konnte. Kates Tattoo vielleicht? Lieber nicht. Das war nicht der richtige Gesprächsstoff. Aber bevor mir etwas einfiel, bewegte er seine Hand und trommelte mit den Fingern auf seiner Brust. Er lächelte mich an.
»Mann, das ist unbequem auf dem Boden, nicht wahr? Und kalt.« Er blickte mich an. »Du zitterst ja. Es ist auch wieder windiger geworden. Sollten wir uns vielleicht ein bisschen mehr in den Schatten der Düne setzen? Auf den Sand?«
Er hievte sich in eine sitzende Position und blickte sich um. Der Wind, der tatsächlich aufgefrischt hatte, zerzauste ihm die Haare. »Dahinten vielleicht?« Er zeigte auf einen kleinen Graben, den zwei Dünen bildeten. »Er wird uns dort genauso gut finden, oder? Außerdem haben sie bestimmt Taschenlampen dabei. Was meinst du?«
Als ich mich ebenfalls aufsetzte, spürte ich die volle Wucht der Windstöße. Er hatte recht. Es war eine klare Nacht, und es konnte nur noch kälter werden. »Ja, lass uns dorthin gehen, wenn du glaubst, du schaffst es.
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