Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
Vom Netzwerk:
ziemlich gut drauf zu sein. Aber das war ja auch ein Erfolgserlebnis, was?«
    »Also ich lege nicht viel Wert darauf, diese Übung schnell zu wiederholen.« Das war eine blanke Lüge. Ich wäre ohne Weiteres sofort wieder in den Wald zurückgegangen, hätte mich von frisch gefangenem Fisch ernährt, Bäume gefällt und Feuer gemacht.
    »Ich möchte überhaupt nichts von alledem wiederholen«, sagte Ruth. »Weißt du eigentlich, dass dieser Apotheker aus Redhill mir nachsteigt? Und ich habe das schreckliche Gefühl, ich hätte ihm gestern Abend meine Telefonnummer gegeben. Er hat mir den ganzen Tag über Pfefferminzpastillen angeboten.«
    Ich steckte den Kopf aus dem Duschvorhang.
    »Du hast ihm auch deine E-Mail-Adresse gegeben, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Oh nein! Das ist zu viel für mich! Wie konnte ich nur so blöd sein! Grundgütiger! Ich sitze hier fest und muss die schlüpfrigen Avancen von grässlichen alten Männern mit Haaren in den Ohren und Leberflecken ertragen. Du dagegen bist da draußen ganz allein mit dem anglo-amerikanischen Leckerbissen. Du! Und du machst dir gar nichts daraus. Das ist nicht fair. Was für eine verpasste Gelegenheit! Wenn ich doch nur gewusst hätte, dass er dabei sein würde. Mist, Sal, ich wünschte, er hätte mich aus dem Bett gescheucht.«
    Ich blieb hinter dem Vorhang, um zu verbergen, wie alarmierend rot ich bei dieser Äußerung wurde.
    »Er ist verheiratet, Ruth«, sagte ich.
    »Getrennt«, erwiderte sie. »Tu bloß nicht so empört.«
    »Er hat ein Kind«, fügte ich hinzu.
    »Das ist kein Kind mehr. Es ist auf dem College. Ja, und?«
    Ich drehte das Wasser ab und zog den Vorhang zurück. Woher mochte sie das alles wissen? »Nichts und.«
    »Quatsch, der Sohn lebt fünftausend Kilometer entfernt, du liebe Güte.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Was denn?« Ich trat aus der Dusche und wickelte mich in mein Handtuch. Ruth schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein, und ich war auf einmal völlig erschöpft. »Ich meinte nur … wer braucht so komplizierte Verhältnisse? Ich meine, ja, er ist attraktiv und so, aber du bist jung und Single. Willst du dich wirklich mit jemandem einlassen, der in den Vierzigern ist und noch gebunden?«
    Sie blinzelte mich verwirrt an. Ich war froh, dass meine Haut noch rosig vom Duschen war.
    »Hey, ich rede nicht von einem gemeinsamen Plan für den Ruhestand, Sal. Es geht nur ums Vögeln. Um Spaß.«
    Ich wünschte, sie würde nicht so reden. Dann musste ich immer an kopulierende Yaks denken. Sie hatte etwas Besseres verdient. Und er auch. »Außerdem«, fuhr sie fort, »ist er sowieso nicht lange hier. Vielleicht ein paar Monate oder so.«
    Weg von seinen häuslichen Problemen. »Da bin ich mir nicht sicher«, sagte ich.
    »Wir reden nicht von einer Langzeitbeziehung. Ich möchte nur mit ihm schlafen, mehr nicht. Was ist daran so schlimm?«
    Ich begann mich vorsichtig abzutrocknen. Ruths Lebensplan fand ich in vielerlei Hinsicht schlimm, deshalb konnte ich ihre Frage nicht so einfach beantworten. Auch wenn ich ziemlich eindeutige Hinweise darauf hatte, dass Nick Brown nicht an ihr interessiert war. Trotz ihres postfeministischen Strebens nach sexuellen Abenteuern und ihres rüden Vokabulars war sie im Grunde genommen einsam, unsicher und nicht besonders glücklich. Sie hatte keine nennenswerte Familie – keine Geschwister, nur ihren Vater, mit dem sie sich nicht so gut verstand. Sie sprach kaum über ihn.
    »Nein, es ist nicht schlimm«, stimmte ich ihr vorsichtig zu. »Aber es ist auch nicht gut. Wahrscheinlich verstehe ich einfach nicht, warum du schon wieder so eine Geschichte anfangen willst, die zu nichts führt. Ich meine, du betonst ständig, dass du nicht an etwas Langfristiges denkst, aber solltest du das nicht irgendwann einmal?«
    Sie schnaubte.
    »Also, bitte, Sal«, sagte sie und drohte mir mit dem Finger. »Wer sagt denn, es könnte nicht doch von Dauer sein?«
    »Aber du hast doch gerade gesagt …«
    »Ja, natürlich, ich bin ja nicht blöd. Aber wer weiß schon, was sich ergibt?« Sie hob die Hände, und der Wein spritzte über den Becherrand. »Wer sagt denn, dass er sich nicht wahnsinnig in mich verliebt und mich nach New York mitnehmen will?«
    »San Diego«, korrigierte ich sie verträumt.
    »Oder nach San Diego. Es könnte doch sein. Und – du liebe Güte, Sal, lass mir doch meine kleinen Träume.« Sie grinste mich an, aber in ihren Augen stand Trotz. »Wer weiß denn schon, was passiert? Warum

Weitere Kostenlose Bücher