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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Versammlung auf.« Er drehte die Pfeife zwischen den Fingern und lachte leise. »Du hattest diesen Ausdruck im Gesicht, der besagte: Leg dich bloß nicht mit mir an.«
    »Sei nicht so frech!«
    »Wenn ich ein Wolf wäre, würde ich mich bestimmt nicht mit dir anlegen.« Er reichte mir die Pfeife. »Aber wir sollten es besser nicht herausfordern.«
    »Was?«
    »Das Schicksal. Vielleicht sollten wir lieber Weingummis essen?« Er legte sich auf den Rücken und kaute sein Weingummi. »Mann, der Himmel ist sternenklar heute.«
    Ich legte mich auch hin. Die Seegrasbüschel waren feucht, aber der Himmel überspannte uns tintenblau.
    »Ja, wirklich. Ich wünschte, ich hätte ein Fernglas dabei.«
    »Ich wünschte, ich hätte eine Matratze. Und eine Decke. Und ein Kopfkissen. Und eine Thermoskanne mit Kaffee. Und ein paar Muffins. Und ein bisschen flüssigen Honig. Und einen Fernseher mit fünf Sportsendern. Oh, und eine Flasche Bourbon. Hey.« Er stupste mich mit dem Ellbogen an. »Willst du einen Witz hören?«
    »Ja, erzähl.«
    »Okay. Mal sehen, ob ich ihn hinkriege. Sherlock Holmes, okay? Und Watson natürlich, sie fahren zum Camping. Sie bauen ihr Zelt auf und gehen schlafen. Ein paar Stunden später weckt Holmes Watson und sagt: ›Watson, schau zum Himmel und sag mir, was du siehst.‹ Watson blickt hoch und erwidert: ›Ich sehe Millionen von Sternen.‹ – ›Hm‹, sagt Holmes. ›Und was sagt uns das?‹ Watson denkt einen Moment lang nach und antwortet: ›Astronomisch gesehen sagt es mir, dass es Millionen von Galaxien und wahrscheinlich Milliarden von Planeten gibt. Astrologisch gesehen sagt es mir, dass Saturn im Löwen steht. Von der Uhrzeit her sagt es mir, dass es etwa Viertel nach drei ist. Theologisch gesehen sagt es mir, dass Gott allmächtig ist und wir kleine, unbedeutende Geschöpfe sind. Meteorologisch gesehen sagt es mir, dass morgen ein schöner Tag wird. Was sagt es dir, Holmes?‹ Holmes schweigt einen Moment lang, dann erwidert er: ›Watson, du bist ein Idiot. Jemand hat unser Zelt gestohlen!‹«
    Ich kannte den Witz, musste aber trotzdem lachen. »Das ist ein guter Witz!«
    Er lächelte vergnügt, wie ein kleiner Junge. »Ja, nicht wahr? Mein Sohn hat ihn mir letzte Woche gemailt. Gott, ich wünschte, wir hätten ein Zelt.« Er hob sein Handgelenk und blickte auf seine Armbanduhr. »Du lieber Himmel! Fast schon elf. Glaubst du, Russell hat sich verlaufen?«
    Ich hielt es für sehr wahrscheinlich. »Ja«, sagte ich, ohne jede Panik. »Aber er kommt bestimmt bald. Noch ein Weingummi?«
    Er nahm eins und hielt es hoch, um es zu inspizieren. Im Mondlicht schimmerte es bernsteinfarben. Er steckte es in den Mund. »Ich glaube nicht, dass Saturn gerade im Löwen steht. Ich glaube, Uranus schiebt sich gerade an Wassermann vorbei, um Schütze hinterrücks zu erdolchen. Was meinst du?«
    »Weiß ich doch nicht. Ich habe keine Ahnung von Astrologie.«
    Er lachte. »Ich auch nicht. Das habe ich gerade erfunden. Aber da ist der große Wagen, und das ist Kassiopeia, nicht wahr? Da drüben?« Er zeigte hin. »Ja. Ja, ich glaube, das ist er. Dieses W.«
    Ich blickte zum Himmel. »Und das ist Perseus. Da hinten, ganz tief. Wenn es Winter wäre, könntest du auch die Plejaden sehen, aber um diese Jahreszeit gehen sie erst morgens auf.«
    »Die Plejaden?«
    »Die sieben Schwestern. Mein Lieblingsgestirn. Direkt unter dem Stier. Sie sind nur ganz schwach zu erkennen. Wenn du nicht genau hinsiehst, sind sie leichter auszumachen. Du musst sie so aus den Augenwinkeln erwischen. Wenn du direkt hinsiehst, verschwinden sie. Es hat was mit Stäbchen und Zapfen zu tun. Die Stäbchen sind für monochrome Sicht und die Zapfen für Farben. Und weil du in den Ecken der Netzhaut mehr Stäbchen als Zapfen hast, kannst du am Rand deines Blickfeldes nachts schwache Dinge besser erkennen. Deshalb scheinen Sterne wie die Plejaden zu verschwinden, wenn du direkt hinguckst.«
    »Ach, das wusste ich nicht.« Er wandte mir den Kopf zu. Ich sah es zwar nicht, spürte aber, dass er mich ansah. Es war ein merkwürdiges Gefühl. »Beschäftigst du dich viel mit Sternen?«, fragte er.
    »Ich verfüge nicht über wirkliches Wissen, wenn du das meinst. Aber ich schaue sie oft an.«
    »Also eine Amateurastronomin.«
    »Nein. Eher von Schlaflosigkeit geplagt.«
    Ich roch seinen süßen Weingummi-Atem, als er ausatmete. »Erzähl mir davon«, sagte er.
    »Leidest du auch darunter?«
    »Ja. Aber hey. So ist das Leben. Ich habe viel Zeit

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