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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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sinken und legte sie in den Schoß. Es kam mir so vor, als hätte ich mein Kostüm schon ewig an.
    Er ließ den Motor an, und der Wagen vibrierte. Ich war hier. Natürlich war ich hier. Nicht hierher zu kommen war unvorstellbar, eine schreckliche beängstigende Vorstellung.
    »Ich habe Jonathan gesagt, ich würde wahrscheinlich später nach Hause kommen«, sagte ich leise. »Es ist Viertel vor sechs, und ich habe ihm gesagt, ich würde später kommen. Warum habe ich das gesagt? Ich komme gar nicht zu spät. Es gibt gar keinen Grund, das anzunehmen. Aber ich habe einfach beschlossen, es vorbeugend anzukündigen.«
    Ich warf ihm einen ängstlichen Blick zu.
    »Warum sitze ich hier? ich hätte mich ja auch von Ruth fahren lassen können. Sie hätte mich auch an meinem Auto absetzen können. Aber ich wollte sie lieber nicht darum bitten, weil sie dann bestimmt gefragt hätte, warum ich meinen Wagen am Flughafen gelassen habe. Ich hätte ihr alles erklären müssen. Die Gründe sind zwar völlig unschuldig und nicht im Mindesten verdächtig, aber ich konnte es einfach nicht. Ich konnte es nicht, Nick. Mein ganzer Körper konnte es nicht. Gott, was tue ich hier? Ich bin verheiratet. Das alles ist falsch. Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte das, was ich denke, nicht denken.«
    Ich blickte ihn an, und erneut durchströmten mich Wellen unkontrollierbarer Lust. Ich schlug wieder die Hände vors Gesicht.
    »O Gott. Ich denke so schlimme Sachen. Aber ich muss … oh, das ist grauenhaft.«
    Ich holte tief Luft, während er seine Karte in das Lesegerät an der Schranke steckte.
    »Okay«, sagte er ruhig, als die Schranke hochging. »Soll ich dich zu deinem Auto bringen? Oder sollen wir irgendwo hinfahren und reden?«
    »Das weiß ich doch nicht! Worüber wollen wir denn reden? Das meine ich doch. Ich will nicht reden, ich will nur küssen und …« Aufgebracht blickte ich ihn an.
    Er schaute starr auf die Straße. Seine Miene war undurchdringlich.
    »Okay. Dann setze ich dich einfach an deinem Auto ab. Wäre das am besten?«
    »Ja. Nein! Fahr irgendwohin. Lass uns reden.«
    Also fuhren wir zu einer abgelegenen Straße, etwa zehn Minuten vom Flughafen entfernt. Eine Straße, die anscheinend ins Nichts führte, aber über einen Parkplatz und eine Art Picknickgelände verfügte – ein paar Holzbänke, Tische und ein überquellender Abfalleimer.
    Auf dem Weg dorthin holte ich mehrmals tief Luft und versuchte, nicht zu weit vorauszudenken.
    Lebe im Jetzt. Sagte das mein Dad nicht immer? Lebe im Jetzt und kümmere dich nicht um morgen.
    Ich hatte ihn geküsst. Na und? Aber abgesehen davon war nichts Schlimmes geschehen. Es war also immer noch Zeit, mein Seelenheil zu retten. Der Wagen hielt.
    »Tun Leute das wirklich?«, fragte ich.
    Er zog die Handbremse an und wandte sich zu mir. Meine Panik ließ ein bisschen nach, weil wir uns ein bisschen aus der realen Welt entfernt hatten.
    Ich nahm den Kuchen vom Schoß und legte ihn auf den Rücksitz. »Ich meine, tun Leute das wirklich? Du weißt schon, an versteckte Orte fahren und … und … du weißt schon …«
    Er blickte hinter sich. »Und sich auf der Rückbank im Auto lieben?«, sagte er. »Ja. Ich denke schon. Das passiert ständig.«
    Seine Worte hingen in der Luft wie die verführerischen Klänge von Sirenen, die vom Felsen her winken. »Nick, hast du schon mal … ich meine, hast du …«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Ich auch nicht. Ich bin noch nie fremdgegangen. Kein einziges Mal.«
    »Ich auch nicht.«
    »Und ich meine, ich war auch jetzt noch nicht untreu – schließlich haben wir uns ja nur geküsst, oder? Also ist es nicht, als ob …« Ich seufzte.
    Was redete ich da? Ich wischte einen Fussel von meinem Rock und spürte, wie meine Beine zitterten.
    »Nein, das stimmt nicht. Es ist genauso, als ob es schon passiert wäre.«
    Er lehnte den Kopf an seine Kopfstütze und blickte in die Ferne. Seine Mundwinkel zuckten.
    »Aber es ist okay, Sally.«
    »Nein, für mich nicht. Für mich dauert das Ganze schon viel länger als für dich.«
    Er wandte mir den Kopf zu.
    »Wie lange?«
    »Zu lange.«
    »Seit Wales?«
    »Natürlich seit Wales! Hast du das nicht gemerkt? Das musstest du doch merken, Nick.«
    Er grinste. So wie damals, bei unserer ersten Begegnung. Es beruhigte mich. Wie ein Pflaster auf einer Schramme.
    »Oh ja«, sagte er. »Natürlich habe ich es bemerkt. Aber ich dachte, ich würde mich vielleicht irren.« Er grinste wieder. »Nein, das ist nicht

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