Herzklopfen für Anfänger
Beförderungsliste streichen«, antwortete ich lachend. »Mit solchen Regeln darfst du mir erst gar nicht kommen. Nicht, wenn sie mir Gin verbieten.« Ich schluckte. Sein Arm lag immer noch um meine Schultern.
Und plötzlich stellte ich fest, dass ich nicht mehr lachte. Und wir waren stehen geblieben. Ich hob den Kopf und sah ihn an.
»Nick, dein Arm liegt immer noch um meine Schultern«, sagte ich.
Oh, die unwirkliche Umgebung eines eleganten Hotelfoyers. Aber wir waren gar nicht mehr im Foyer. Wir befanden uns im Untergeschoss. Auf der riesigen, mit Teppich ausgelegten Fläche, die zum Parkplatz führte und die ich vor anderthalb Stunden nervös entlanggelaufen war.
Ich fühlte mich völlig entrückt. Über uns das elegante Hotel voller eleganter Menschen, vor uns ein gewöhnlicher Parkplatz. Alltagsleben. Und wir genau dazwischen. Um uns herum war keine Menschenseele. Der Knoten in meinem Magen löste sich und schickte kleine gefährliche Stromstöße durch meinen Körper. Keine Menschenseele. Nur wir beide. Ganz allein.
»Ich weiß«, flüsterte er. Ich sah ihn an. Wortlos schlang er auch seinen anderen Arm um mich. Und wie von selbst legten sich auch meine Arme um ihn. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich konnte überhaupt nichts mehr tun. Plötzlich kam er mir größer vor, aber die Entfernung zu seinem Gesicht wurde kleiner. Lächelnd senkte er den Kopf.
»Ich weiß«, sagte er noch einmal.
Eigentlich hätten wir in diesem Augenblick tun müssen, was in den raffinierteren Liebesromanen an dieser Stelle immer getan wird. Wir hätten uns zögernd voneinander lösen und leise seufzend und verlegen oder sogar entsetzt zum Auto gehen müssen.
Aber ich war nicht Anne Elliott. Und er nicht Captain Wentworth.
Deshalb muss ich leider berichten, dass wir uns nicht voneinander lösten.
Da eine stützende Wand nicht allzu weit entfernt war, taumelten wir rückwärts, küssten uns hungrig und verzweifelt, als ob der Weltuntergang bevorstünde oder das letzte Truppenschiff in die Normandie gleich abfahren würde. Ich lehnte keuchend an der Wand, und er drückte sich heiß und hart an mich. Wir stöhnten und wanden uns vor ungezügelter Lust.
Bis ein leises Ping ankündigte, dass sich die Aufzugtüren öffneten. Erschreckt sprangen wir auseinander und schauten uns mit weit aufgerissenen Augen an.
»Hoppla«, sagte er leise und wand seine Finger aus meinen Haaren.
Ich stand einfach nur da, sprachlos. Atemlos. Eingehüllt in eine Mischung aus Verlangen und Schuldgefühl. Der Aufzug spuckte eine Gruppe Männer im mittleren Alter aus. Ich zog meine Tasche von der Schulter und begann darin zu kramen.
»Wenn man es genau nimmt«, sagte einer von ihnen, »hat Spurring nicht unrecht. Mein Gefühl sagt mir, dass wir anfangen müssen, uns vom Schubladendenken zu lösen. Verstehst du, was ich meine, Graham?«
»Ja, ja«, erwiderte der andere Mann durch eine Wolke von Zigarettenrauch. »Aber komm, sei doch ehrlich. Spurring hat doch keine Ahnung. Er ist …«
Die Männer gingen vorbei, und unsere Blicke folgten ihnen, als sie in den Sonnenschein traten. Einer von ihnen legte seine Financial Times auf einen Wandtisch vor der Schiebetür, der von einem riesigen Blumenarrangement geschmückt wurde.
Und dann waren sie verschwunden. Wir blickten einander an.
»Du liebe Güte«, sagte Nick.
»Du liebe Güte«, sagte ich.
Er hob meine Hand und drückte sie an seine Wange.
»Ja«, sagte er leise und küsste meinen Handrücken. »Du Liebe.«
Man braucht nur ein bisschen Sonneneinstrahlung, um ein übel riechendes Auto in ein stinkendes Etwas voll ungastlicher Gerüche zu verwandeln. Und es geht doch nichts über richtigen Gestank, um einen wieder zu Verstand zu bringen. Mir wurde klar, dass ich keine Filmheldin, sondern eine reale Person mit einem realen Leben war, und dass mich gerade zum ersten Mal seit achtzehn Jahren ein anderer als mein Ehemann geküsst hatte.
»Igitt«, sagte ich, als die Ausdünstungen meine Nase erreichten. Nick, der mir galant die Tür aufgemacht hatte, zog angewidert die Nase kraus.
»Lass es stehen«, sagte er und schloss die Tür wieder. »Wir nehmen mein Auto. Ich kann dich heute Abend hier absetzen.«
»Ach, du liebe Güte.«
Mein Magen zog sich zusammen. »Hältst du das für eine gute Idee? Ich meine …« Ich schwieg. Was meinte ich denn? »Ich meine«, sagte ich noch einmal, »denkst du nicht, du solltest einfach …«
Er stand schon wieder so dicht bei mir. Vielleicht sollte ich
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