Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
Vom Netzwerk:
normal. Ich benehme mich auch normal. Und Jonathan ist am Telefon.
    Rasch ging ich zum Empfang. Der Hörer lag neben dem Computer. Ich schluckte und hob ihn ans Ohr.
    »Hallo?«
    »Ah, da bist du ja«, sagte er. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles in Ordnung.«
    Die Worte kamen mir nur schwer über die verräterischen Lippen.
    »Ich dachte, ich rufe lieber an und erinnere dich daran, dass heute Abend Tennis ist. Das erste Match auf unserem Platz.«
    »Oh. Ja. Natürlich.«
    »Gegen die zweite Mannschaft von Crawley.«
    »Wir brauchen belegte Brote. Oder vielleicht einen Kuchen? Das heißt, wenn es dir nicht zu viel Mühe macht.«
    Ich suchte nach einer Spur von Sarkasmus, aber da war nichts. Es war einfach nur eine Bitte.
    »Ja, natürlich«, sagte ich noch einmal. »Kein Problem. Ich hole in der Mittagspause etwas.«
    »Ich kann natürlich auch Sylvia bitten, dass sie hier etwas bei M & S besorgt. Ich bin sicher, sie …«
    »Nein, nein«, sagte ich rasch. »Ich hole einen Kuchen. Kein Problem.«
    Nick stand auf der anderen Seite des Ladens und redete mit dem Filialleiter. Sie gingen bestimmt gleich zu ihrer Sitzung. Ich senkte den Blick, bevor ich ihn zu lange ansah. Erneut zog sich mein Magen zusammen. Mir war übel. Schwindlig.
    »Ja, gut«, sagte Jonathan. »Ist alles in Ordnung?«
    Das fragte er schon zum zweiten Mal. »Ja, alles in Ordnung«, erwiderte ich erneut. »Wann bist du ungefähr wieder zu Hause?«
    »Oh, gegen sieben, wenn es der Verkehr erlaubt. Dann trinke ich rasch eine Tasse Tee und mache mich auf den Weg.«
    »Es kann sein, dass ich später komme«, warnte ich ihn, weil es mir plötzlich wieder einfiel. »Mein Auto steht in Gatwick. Ich hatte heute dort einen Termin. Ich …«
    »Na ja, ist auch egal.« Er klang desinteressiert. So einfach war es also. »Wenn du nicht zurück bist, bevor ich aufbreche, kannst du uns die Sachen später mit dem Auto vorbeibringen. Keine Panik. Ich muss auflegen. Bis später.«
    »Tschüss.«
    »Hey, hey, hey! Noch mehr hervorragende Neuigkeiten.« Ruth stand schon wieder neben mir, eine Schachtel mit pinken Kontaktlinsen-Döschen von Drug-U-Like im Arm. »Heute früh hatte ich einen Brief von Woman’s World in der Post. Sie haben gefragt, ob ich mich an einer Serie versuchen wollte. Wie findest du das? Ich meine, es war zwar nur ein Standardbrief, aber darüber stand: ›Liebe Stammautorin.‹ Toll, was? Ich bin eine Stammautorin. Ist das nicht irre?«
    »Ja«, sagte ich.
    Sie strahlte mich glücklich an. »Das muss ich doch auf jeden Fall versuchen, oder? Als Erstes habe ich mit Michael geredet. Vielleicht schaue ich mir einen dieser Teilzeitjobs im Büro mal an. Ich will wirklich nicht umziehen, mit Dad und so – und er hat gesagt, er sieht zu, was er tun kann, das Schätzchen. Ich kann also wirklich loslegen. Und ich will es auch wirklich versuchen. Ich glaube, das ist einfach Schicksal. Die Übernahme von Drug-U-Like war bei mir der entscheidende Moment. Es sollte offensichtlich so sein, damit ich nicht in Trägheit versinke. Wenn ich nur noch halbtags arbeite, dann habe ich viel mehr Zeit zum Schreiben. Und das Beste dabei ist, dass ich wirklich ein Ziel habe. Toll, was? Hey, ist bei dir alles in Ordnung?«
    Ich nickte. »Mir geht es gut. Toll«, sagte ich noch einmal. »Echt gute Neuigkeiten.«
    Halb sechs. Zurück zum Parkplatz.
    Halb sechs.
    Zurück zum Parkplatz.
    Den Nachmittag bekam ich kaum mit.
    »Ich hatte recht«, verkündete ich, als Nick Brown neben mir auf der Treppe auftauchte. »Es ist absolut unvernünftig, in deinem Auto mitzufahren. Ich halte es sogar für gefährlich.«
    Seine Hand streifte meine Schulter, als er mir die Tür aufhielt. Es kam mir so vor, als ob seismische Wellen durch mich hindurchliefen.
    Das Auto stand wartend da. Fast ein ganzer Tag war vergangen, seit wir zuletzt hier gewesen waren, aber ich spürte immer noch den letzten Kuss auf meinen Lippen. Ich lief zur Beifahrertür und setzte mich auf meinen Platz, bevor er mir die Tür öffnen konnte.
    Er setzte sich hinters Steuer und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
    »Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht«, sagte er leise.
    Es roch nach Hitze und nach Leder.
    »Und ich habe gedacht, was für ein Arsch ich doch bin.« Er wandte sich zu mir. »Ich habe nicht geglaubt, dass du wirklich kommst.«
    O Gott.
    »Das sollte ich eigentlich auch nicht.« Ich schlug die Hände vors Gesicht, weil auf einmal heftige Schuldgefühle in mir aufstiegen. Dann ließ ich sie wieder

Weitere Kostenlose Bücher