Herzklopfen für Anfänger
Ecke stehen, um sie zu lesen.
Bin in einer Sitzung. Rufe dich in 45 Minuten an. XXXXX
Ich stehe da, und der Duft des Sommermorgens dringt mir in die Nase. Was für einen verrückten Weg ich doch eingeschlagen habe. An jeder Kreuzung hätte ich Ja oder Nein sagen können. Es ist unglaublich, wie radikal sich mein Leben in diesen letzten Wochen geändert hat. Ich komme mir vor, als sei ich vor der Polizei über die Grenze geflüchtet. Weg vom bürgerlichen Leben. Der Gedanke macht mich ein bisschen nervös.
Und die Päonien vor Mr Metcalfs Flachdachbungalow nicken mir mit samtigen Köpfen zu, als ich nach Hause laufe.
Ich schlug vor, mit dem Auto meiner Mutter zum Bahnhof zu fahren. Um meinen Wagen aus der Einfahrt zu holen, hätten wir ihren erst wegfahren müssen, erklärte ich, aber in Wirklichkeit dachte ich bereits einen Schritt weiter. Eine Viertelstunde später waren wir auf dem Bahnhof, kauften uns rasch noch einen Kaffee und eilten zum Bahnsteig.
In gewisser Weise war ich froh, heute mit meiner Mutter zusammen zu sein. So brauchte ich mich in der Arbeit nicht Ruths durchdringendem Blick zu stellen. Ich vertraute zwar darauf, dass sie keinen Hinweis entdecken würde, aber sie hatte so eine Art, an jedem Beweis vorbei einfach nur meine Aufrichtigkeit anzusprechen. So ist das mit engen Freundinnen.
Der Zug fuhr ein, und kurz darauf waren wir auf dem Weg nach London. Ich blickte aus dem Fenster auf die verregnete Landschaft, die an uns vorbeizog, während meine Mutter Kreuzworträtsel löste, ihre Reise-Tupperware um sich herum verteilt. Ich lehnte ihr Angebot von Corned-Beef-Sandwiches ab und versuchte, ein bisschen zu schlafen. Wir waren kurz hinter Caterham, als mein Handy klingelte.
Ich ergriff das Handy und sprang auf. Das hatte ich mir vorher so zurechtgelegt. Genauso wie das, was ich sagen wollte. Alles war bereits geplant.
»Das wird Ruth sein«, sagte ich zu meiner Mutter, während ich mich am Tisch vorbei aus dem Sitz wand. Ich trat in den Mittelgang.
»Ich habe ihren Anruf bereits erwartet. Ich gehe in den Gang. Hier ist der Empfang so schlecht.«
Zum Glück hatte meine Mutter keine Ahnung von Handys, deshalb nickte sie, als wüsste sie Bescheid, und wandte sich wieder ihrem Kreuzworträtsel zu, während ich hinausging.
Nick kam offenbar gerade aus der Sitzung und redete leise.
»Wo bist du?«, fragte er. »Im Zug?«
Ich hörte Hintergrundgeräusche. Wahrscheinlich waren Leute um ihn herum. Oder rauschte das Blut in meinem Kopf so laut? Es klang so, als würde er draußen herumlaufen.
»Ja«, erwiderte ich. Ich hatte ihm von dem Ausflug mit meiner Mutter erzählt. »Wir kommen so gegen sechs zurück.«
Unser kurzes Gespräch war sexuell aufgeladen. Eine Frau im Regenmantel drängte sich an mir vorbei. »Soll ich dich am Bahnhof abholen?«, fragte er. Auch das hatten wir bereits vereinbart.
»Das wäre schön.«
»Sollen wir irgendwo zu Abend essen? Hättest du Lust dazu?«
Dazu hatte ich Lust, sogar große Lust. Aber plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich zu ihm sagen sollte. Meine sexuelle Erregung raubte mir die Sprache. Wie konnte man so empfinden und trotzdem funktionieren?
»Ich rufe dich an, wenn wir im Zug nach Hause sitzen«, stieß ich schließlich hervor. Ich hörte, wie er beim Gehen ein- und ausatmete. »So gegen fünf, ja?«
»Sally«, unterbrach er mich leise. »Geht es dir gut?«
»Ja, mir geht es gut.«
Seine Stimme wurde noch leiser. »Ich meine, geht es dir damit gut?«
»Nick, natürlich geht es mir gut«, erwiderte ich.
Beim Klang seiner zärtlichen Stimme stieg eine neue Welle der Zuneigung in mir auf. Glück und Freude erfüllten mich, und ich legte ein Lächeln in meine Stimme. Hoffentlich konnte er es hören.
»Ich würde ja wohl kaum im Zug stehen und heimlich telefonieren, wenn es nicht so wäre, oder?«
Er lachte. »Dann ist das also ein Ja?«
»Nick, das weißt du doch. Ich …« Aber dann brach ich abrupt ab. »Ich rufe dich am späten Nachmittag an, okay?«
Ich beendete das Gespräch und starrte hinaus in den Regen. Beinahe hätte ich zu ihm gesagt, dass ich ihn liebte.
Meine Mutter blickte lächelnd von ihrem Kreuzworträtsel auf, als ich mich wieder ihr gegenüber setzte. Wie unkompliziert ihr Leben zu sein schien.
»Alles in Ordnung, Liebes?«, fragte sie. Die Tupperware-Dosen waren verschwunden, und an ihre Stelle war eine Tüte mit Mars-Riegeln im Miniformat getreten. Sie tippte mit ihrem Kugelschreiber darauf und schob sie mir zu.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher