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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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worum es in ihrer Petition ging.
    »Haben Sie jemanden von der Presse dabei?«, fragte er lächelnd.
    »Ach, du liebe Güte«, sagte meine Mutter. »Daran hätte ich natürlich denken können. Oh, was für eine verpasste Gelegenheit.« Sie blickte zu einer Gruppe von Leuten, die ebenfalls Petitionen einreichten und umgeben waren von Presseleuten mit Mikrofonen. »Wie schade! Ich hätte diesen Mann vom Argus mitnehmen sollen, richtig?« Sie überlegte einen Moment. »Weißt du was, Sally, ich wette, wenn ich …« Sie drückte mir ihre Tasche in die Hand. »Warte mal.«
    Und wie ein Wiesel rannte sie davon. Kurz darauf kam sie zurück und schleppte mit strahlendem Lächeln einen Mann mit einem Mikro hinter sich her.
    Der Polizeibeamte blickte auf seinen Terminplan und dann wieder zu mir.
    »Ihre Mutter?«
    Ich nickte.
    »Ganz schön tatkräftig.« Er tippte auf seine Liste. »Arbeitet sie in diesem Frauenhaus?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Sie wohnt nebenan.«
    »Na«, meinte er und grinste, als sie mit ihrem Gefangenen näher kam. »Sie könnte da arbeiten. Mit ihr würde ich mich nicht anlegen wollen.«
    Als abends der Zug in Oxted einfuhr, war ich nervös und gereizt. Meine Mutter, immer noch ganz erfüllt von ihrer Beinahe-Begegnung mit Blair, benahm sich wie ein Terrier mit einem Frisbee. Auf der gesamten Heimfahrt hatte sie das ganze Interview für jeden in Hörweite noch einmal Revue passieren lassen, und schließlich hatte sie einem älteren Herrn, der in East Croydon zugestiegen war, eine Kopie ihrer Petition und die halb volle Tüte mit den Marsriegeln aufgenötigt.
    Aber ich war mit meinen Gedanken längst woanders. Wir hatten die Petition abgeliefert. Wir hatten Fotos, um es zu beweisen, und es würde vielleicht sogar einen kleinen Artikel im Standard geben. Insgeheim fragte ich mich aber doch, wie lange diese Dinge in der Eingangspost liegen blieben, wenn sie denn überhaupt bearbeitet wurde.
    Ich schalt mich für meine negativen Gedanken. Meine Mutter hatte heute etwas Großartiges und Selbstloses getan, und ich dachte nur an mich.
    Vor allem das machte mir zu schaffen. Meine Mutter riss sich ein Bein aus, um etwas so Selbstloses zu tun, und ich wollte einfach nur weitermachen, wo wir aufgehört hatten.
    Weitermachen. Was war das eigentlich mit Nick? Ein Flirt? Eine Affäre? Ein Seitensprung?
    Das waren alles so negative Begriffe. Ich hätte lieber gesagt, ich habe mich verliebt. Aber ich war nicht mehr siebzehn, und die Worte klangen dumm, selbst wenn ich sie nur für mich aussprach. Melodramatisch. Der Stoff, aus dem Ruths Erzählungen waren.
    Nicks Auto stand schon auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof. Ich konnte ihn sehen, als wir über die Fußgängerbrücke gingen. Ich steckte die Hände in die Taschen meiner Jeans und ließ die Gefühle, gegen die ich machtlos war, durch meinen Bauch ziehen.
    »Bist du sicher, dass ich dich nicht hinbringen soll?«, sagte meine Mutter. Hoffentlich stand Nick nicht in der Schalterhalle. Aber er war nirgendwo zu sehen.
    Ich küsste meine Mutter auf die Wange und begleitete sie zum Ausgang. »Ruth wird gleich hier sein«, sagte ich. »Fahr du nach Hause. Ich springe rasch noch in den Supermarkt, um Wein zu kaufen.«
    Sie blieb stehen. »Und vergiss die Ausdrucke nicht. Mach gleich zwei Kopien, weil ich deiner Tante Beryl in Hove noch eine schicken will. Das wird ihr gefallen. Oh, und Jonathan soll seiner Sekretärin bitte sagen, dass sie den Standard besorgt, ja? Der Mann hat gemeint, es sei morgen vielleicht drin.«
    Ich gab ihr einen Kuss und erinnerte sie an den Verkehr. »Nicht, dass du im Stau stecken bleibst, Mum.«
    Sie gab mir auch einen Kuss.
    »Du bist ein Schatz, meine Süße. Ein absoluter Schatz. Danke für heute. Bestell Ruth liebe Grüße, ja?«
    Als ich ihr nachblickte, fragte ich mich, ob sie das auch so sehen würde, wenn sie die Wahrheit wüsste.
    Schmusen. Das war auch so ein Wort. Ach, dann war es eben so. ich wollte gerade wieder in den Bahnhof zurückgehen, als mir jemand auf die Schulter tippte.
    »Buh!«
    Er stand hinter mir, einen Strauß Blumen in der Hand.
    Nelken. Mit einer Art schlaffem Farn dazwischen. »Die sind eklig, was?« Er lächelte glücklich. »Aber es soll nur eine Geste sein, deshalb darfst du es mir nicht übel nehmen. Ich wollte dir einfach nur ein paar Blumen kaufen.«
    Wir gingen zum Parkplatz. Er, die Blumen immer noch im Arm, und ich. Ich konnte sie ihm nicht abnehmen, weil mich jemand sehen könnte.
    »Sie sind

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