Herzklopfen in Virgin River (German Edition)
sieht’s bei dir aus?“
Art trank einen Schluck von seiner Limo und erklärte: „Ich möchte Netta heiraten.“
Aus Lukes Gesicht wich auf der Stelle sämtliche Farbe. Er stöhnte. Shelby strich sich lediglich über den dicken Bauch. „Das glaube ich nicht, Art“, erwiderte sie. „Du solltest jetzt besser noch nicht heiraten. Wir brauchen doch deine Hilfe hier bei uns – vor allem wenn das Baby kommt. Außerdem ist es ganz schön schwierig, jemanden aus Fortuna zu heiraten, wenn man, wie du, kein Auto fahren kann.“
„Oh“, sagte Art und wandte sich an Luke. „Soll ich Auto fahren lernen?“
„Nein!“, entgegnete Luke barsch und eindeutig in Panik.
„Wir bringen dich, wohin auch immer du willst, Art“, erklärte Shelby ihm sehr ruhig. „Mach dir darüber keine Sorgen.“ „Okay“, stimmte Art zu. „Ihr fahrt mich zu Nettas Haus?“
„Natürlich“, sagte sie lächelnd. „Mit Vergnügen. Und ich rufe Ellen an und frage, ob Netta zum Picknick am vierten Juli mitkommen darf. Findest du das gut?“
Art lächelte. „Das wäre schön.“
„Dann ist es so gut wie erledigt“, meinte Shelby. „Ich freue mich, sie kennenzulernen.“
Aiden lachte leise in sich hinein und ließ sich auf den Stufen der Veranda nieder. „Art, warum siehst du nicht mal nach, ob die Fische heute beißen?“
„Ich habe gerade Pause“, erklärte Art, dem Regeln und Routine sehr wichtig waren. Er mochte es, Anweisungen zu folgen,vor allem wenn sie von Luke kamen.
„Schon gut“, wandte Luke ein. „Geh nur, wenn du magst.“ „Ja, mag ich“, erwiderte Art lächelnd. Dann stand er schwerfällig auf und trottete von dannen, um sein Angelzeug aus der Hütte zu holen.
Als er außer Hörweite war, ergriff Aiden das Wort: „Versuch mal, dir nicht so viele Gedanken zu machen, Luke. Ich glaube, Art ist ziemlich happy, dass er Netta wiedergesehen hat. Ellen schlug vor, dass wir die beiden ein wenig im Auge behalten, um zu beobachten, wie sich ihre Beziehung entwickelt. Und um dafür zu sorgen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geraten. Aber sie hat auch gesagt, dass Netta keinerlei Anzeichen für eine ausgeprägte Libido zeigt. Vielleicht hat Netta nur mit Art darüber gesprochen. Art telefoniert doch öfter mit ihr, oder?“
Luke nickte. „Ich musste für ihn wählen. Sie scheinen nicht viel miteinander zu sprechen, aber sie telefonieren trotzdem gerne miteinander.“
„Also, keine Bange. Vielleicht solltest du Ellen mal fragen, ob du an einem Treffen ihrer Gruppe teilnehmen darfst. Du könntest ein paar sehr wichtige Dinge – Sachen, die man sonst einfach nicht weiß – aufschnappen. Dinge, von denen nicht mal ich eine Ahnung hatte, und ich war überzeugt, dass ich da ziemlich im Bilde bin.“
„Wie was zum Beispiel?“, fragte Luke.
„Na ja – nur um mal eines zu nennen: Ich habe euch erzählt, dass Netta als Vorsichtsmaßnahme die Pille nimmt, allerdings nicht nur, da sie vielleicht Sex mit einem Freund wie Art haben könnte, sondern auch, weil es bei PMS hilft. Und natürlich, um sie im schlimmsten Fall vor einer Schwangerschaft zu bewahren. Zum Beispiel im Fall von sexuellem Missbrauch oder nach einer Vergewaltigung. Da draußen laufen Typen herum, die es offenbar auf verletzliche, hilflose Frauen wie Netta und ihre Freundinnen abgesehen haben.“
„Oh Gott !“ Luke schrie es beinahe heraus und schoss blitzschnellvon seinem Stuhl hoch. „Du willst mich verarschen !“ „Ich hatte ganz ähnlich reagiert, jedoch habe ich es hingekriegt, nicht gleich aufzuspringen und loszubrüllen. Das klingt alles sehr finster und tragisch, entspricht aber dennoch der Realität. Netta versucht, unter allen Umständen zu gefallen – was würde sie da wohl machen, wenn ein Haufen Schuljungs sie bäte, sich hinter der Schule mit ihr zu treffen? Und es ist illegal, eine geistig behinderte junge Frau zu sterilisieren … Sie zu einer Abtreibung bewegen zu wollen wäre ein juristischer Albtraum und ohne ihr Einverständnis unmöglich zu erreichen. Außerdem ist es vorstellbar, dass jemand wie Netta nicht in der Lage wäre, diese Zustimmung zu geben. Allerdings sie das Kind aus einer Vergewaltigung auf die Welt bringen zu lassen wäre ein beinahe noch schlimmerer Albtraum. Ihre Betreuer haben lediglich alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um sie einigermaßen vor der gefährlichen Welt zu schützen. Ich bin mir sicher, es gibt noch Tausende solcher Sachen, die man bei einem dieser Gruppentreffen erfahren und
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