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Herzkurven

Herzkurven

Titel: Herzkurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Holman
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fasziniert. Es war lange, wirklich lange her, dass er sich mit jemandem in die Haare gekriegt hatte, dem es völlig egal war, dass er RF O’Rourke, der gefeierte Schriftsteller war, und noch länger lag es zurück, dass er einmal eine Diskussion verloren hatte. Familienstreitigkeiten zählten nicht; seine Familie betrachtete seine zunehmende Launenhaftigkeit als Freifahrtschein, sich in sein Leben einzumischen. Ross ging auf, dass er sich vielleicht in dieses Alptraummonster verwandelt hatte, die prominente Primadonna. Dann verwarf er die Idee wieder; er war nicht der Typ dafür.
    »Nur zu Ihrer Information, Ms. Lawton: Ich bin heute Morgen um fünf Uhr dreißig aus einem Flugzeug aus den USA gestiegen.«
    »Es ist zwei Uhr nachmittags. Jede Menge Zeit, um sich frisch zu machen, außer Sie hatten etwas anderes zu tun. Eine Serienkillerkonferenz? Eine Tagung für verrückte Axtmörder?«
    Danny Lawton hatte ja vielleicht eine Schraube locker, aber sie war durchaus eine unterhaltsame Irre. »Sie glauben, dass ich mir Sorgen darüber machen muss, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen? Und das bei einer Frau, die einen Lastwagen in einen Haufen Betonblöcke gefahren hat?«
    »Das haben wir alles erklärt«, entgegnete sie steif.
    Ein kurzes Klopfen war der Vorbote von Vanessa, die mit einem Stethoskop, einem Blutdruckmessgerät, einer kleinen Taschenlampe und einem Krankenblatt auf einem Tablett den Raum betrat. »Zeit für deine neurologische Untersuchung, Danny.«
    »Sollten Sie nicht irgendwo liegen?«, fragte Ross Danny.
    Sie schob ihren Ärmel nach oben, damit Vanessa die Manschette befestigen konnte. »Sollten Sie nicht irgendwo in Amerika sein?«
    Er schaute sie finster an.
    Als Vanessa wieder weg war, fragte Danny: »
Was
genau wollen Sie?«
    Als er antwortete: »Meinen Neffen und meine Nichte sehen«, hatte Ross das Gefühl, für einen Moment Angst in ihren Augen zu erkennen.
    »Warum?«, wollte sie wissen.
    »Warum was?«
    »Warum, nach all diesen Jahren wollen Sie plötzlich Matt und Mia kennenlernen? Sie haben niemals auch nur eine Geburtstagskarte von den Fabellos bekommen. Warum also das plötzliche Interesse? Wieso?« Ihr Blick war schneidend. »Schuldgefühle?«
    Ross versteifte sich. »Wir wussten nichts von ihnen, bis wir nach seinem Tod Pats Sachen geordnet haben.«
    Dannys verächtliche Miene verriet Ross genau, was sie von ihm und seiner Familie hielt. »Warum sollte ich zulassen, dass Sie sie kennenlernen? Wenn Sie auch nur ansatzweise sind wie ihr Vater, dann werden Sie nach ein paar Wochen verschwinden und vielleicht einmal im Jahr wiederauftauchen.«
    Wut und Verbitterung hinterließen einen säuerlichen Geschmack in seinem Mund. Also hatte Pat mit seinen Kindern genauso Schindluder getrieben wie mit seiner Familie. Er hatte oft genug nach den katastrophal selbstsüchtigen Aktionen seines Bruders aufräumen dürfen.
    »Die Kinder sind ein Teil der Fabello-Familie«, erklärte Ross kühl. »Und wir sind darauf erpicht – nein«, er lehnte sich vor und schickte Danny einen unerbittlichen, tiefschwarzen Blick, »lassen Sie es mich anders formulieren: Wir sind entschlossen, sie besser kennenzulernen. Mein Bruder ist tot, und seine Kinder sind alles, was wir noch von ihm haben. Sie haben Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen.«
    Danny blickte auf die Schreibtischplatte.
    Ross wartete. Sie stand kurz davor, sich zu übergeben. »Meine Güte, Sie sagen, es gibt noch mehr von Ihnen?!«
    Er biss die Zähne zusammen. »Treiben Sie es nicht zu weit, Ms. Lawton!«
    Danny lehnte sich mit glühenden Augen nach vorn. »Wagen Sie es nicht, mir zu drohen, Mr.Fabello! Meine Schwester – die Mutter von Matt und Mia – ist tot, und ihr sogenannter Vater hat es nie erfahren, weil er keinen Bock hatte, Kontakt zu halten. Er wusste nicht einmal, dass sie krank war, weil sie ihm keine Sorgen bereiten wollte. Also können Sie Ihre große glückliche Familie nehmen und sie sich in den Arsch schieben!« Abrupt hörte sie auf zu reden und lehnte sich zurück.
    Sie hatten beide in den letzten Monaten Geschwister verloren, aber das Verhältnis der Lawton-Schwestern war offensichtlich um einiges enger gewesen, als das zwischen Ross’ Bruder und ihm. Er hatte Tränen in Dannys Augen gesehen, bevor sie den Blick abgewandt hatte.
    »Wie ist sie gestorben?«, fragte er leise.
    »Brustkrebs.«
    Er verschränkte seine Hände im Nacken und starrte an die Decke. Er wünschte wieder, dass er nicht den kurzen

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