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Herzraub

Herzraub

Titel: Herzraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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geht es um einen Mordfall.“
    „Ja, schon. Aber so ein anonymer Anruf … ein bloßer Verdacht – das kann ich wirklich nicht verantworten.“
    „Na gut, wir werden das auch ohne Sie rausfinden.“ Danzik schien tatsächlich etwas verstimmt zu sein.
    „Zigarette?“ Professor Korte reichte den Kommissaren die Schachtel Pall Mall rüber.
    „Nein, danke, wir sind Nichtraucher“, sagte Danzik für sie beide.
    Der Professor nahm sich eine heraus. „Im Übrigen ist das wirklich keine Spur. Ich kann Ihnen versichern, dass die Familie ihr Schicksal durchaus angenommen hat.“
    „Wir werden das überprüfen. Noch eine Frage: Können Sie sich vorstellen, dass auch die Spenderfamilien ein Motiv haben?“
    „Ja, durchaus. Wenn die ihren verunglückten Sohn oder ihre Tochter zur Spende freigegeben haben, dann kommt hinterher oft die Reue. Sie fangen dann an, von ›Ausschlachten‹ zu sprechen, bezeichnen sich selbst und die Ärzte als Mörder und so weiter. Ist natürlich alles Quatsch. Hier – “ der Professor klopfte auf seinen Schreibtisch – „was glauben Sie, was ich hier alles für Dankschreiben habe. Nur fröhliche Empfänger, und alle quietschgesund.“
    „Dank Ihrer hohen ärztlichen Kunst“, bemerkte Danzik.
    „Richtig.“ Der Professor faltete seine Hände über dem weiß bekittelten Bauch. „Trotzdem bezweifle ich, dass Sie bei den Spendern fündig werden. Wir haben seit 1997 ein Transplantationsgesetz, und das schreibt Anonymität vor.“
    „Anonymität?“, fragte Tügel nach.
    „Ja, ich werde es Ihnen erklären. Der Empfänger erfährt nicht, wer der Spender ist, und der Spender erfährt nicht, wer der Empfänger ist.“
    „Danke, wir haben es begriffen“, sagte Danzik. „Trotzdem müssen wir Sie bitten, uns den Namen der Spenderfamilie für Frau Osswald zu nennen.“
    „Das darf ich leider nicht. Das Gesetz – “
    „Wir haben auch unser Gesetz. Wollen Sie die Polizeiarbeit behindern?“
    „Natürlich nicht. Aber mir sind hier wirklich die Hände gebunden. Stellen Sie sich mal vor, die Betroffenen würden sich kennen. Das kann zu unerhörten Komplikationen, ja, zu Tragödien bis hin zur Erpressung führen.“
    Danzik erhob sich. „Dann erstmal vielen Dank.“
    „Aber vielleicht kann ich Ihnen doch ein wenig behilflich sein.“ Doktor Kortes Ton war ausgesprochen liebenswürdig geworden. „Es gibt eine Gruppe, in der sich die Spenderfamilien zusammengeschlossen haben. Sie treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Ja, wo hab ich denn bloß die Nummer? Am besten, Sie schauen mal unter ›Verwaiste Eltern‹ nach.“
    „Das machen wir“, sagte Tügel.
    Der Professor legte wieder sein leutseliges Lächeln auf. „Viel Erfolg!“, wünschte er und begleitete die Herren zur Tür.
     
    Die Kommissare saßen wieder im Wagen.
    „Wir sollten auf jeden Fall die Familie Kanitz durchleuchten“, sagte Danzik.
    „Außerdem müssen wir bei Steinmann am Ball bleiben. Vielleicht hat der das Herz rausgeschnitten.“
    „Das können auch zwei Täter sein. Der oder die eine vergiftet die Osswald, der oder die andere holt das Herz raus. Was haben eigentlich deine Bankrecherchen zu Steinmann ergeben?“
    „Die Osswald hatte für ihren Lebensgefährten eine Lebensversicherung über 500.000 Euro abgeschlossen. Er selbst ist tatsächlich ’ne arme Maus, hat praktisch nichts auf dem Konto und erhielt von ihr nur ein Taschengeld, und zwar unterschiedlich hohe Beträge. Ihre Millionen hat nicht er, sondern ein Steuerberater verwaltet.“
    „Also die klassische Aushaltesituation. Und im Hintergrund wartet schon die polnische Maid.“
    „Ein ziemlich geiles Stück“, griente der junge Kommissar, biss sich aber unter dem Blick des Älteren auf die Lippen. „Dann war ich noch beim Anwalt der Osswald. Haupterbe ist der Sohn, eine kleine Zuwendung bekommt die einzige Schwester der Osswald.“
    „Und der Sohn liegt auf der Intensivstation. Da können sich die Erbverhältnisse ja noch dramatisch ändern.“
    „Du meinst, wenn der stirbt?“
    „Ja, klar.“
    „In der Zeitung steht’s auch schon wieder lang und breit. Der arme leibliche Vater, der am Bett wacht, und so weiter. Werner, den Saalbach sollten wir uns auch noch mal vornehmen.“
    „Schauen wir erstmal, was sich auf der Beerdigung der Osswald tut.“
     
    Werner Danzik setzte sich auf das rote Velourssofa, das ihm seine Ex-Frau gelassen hatte, und schenkte sich einen Bordeaux ein. Nein, von diesem Professor Korte würden sie nichts

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