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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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statt sie anzufahren, in eisiges Schweigen hüllte. Vor allem aber blieben die getrennten Betten eine Quelle wiederkehrender Spannungen. Beatrix schien nicht hinnehmen zu können, dass er niemanden bei sich haben wollte, wenn er schlief. Es waren nicht bloß seine Albträume, sondern er war buchstäblich außerstande, mit jemand anderem in seiner Nähe einzuschlafen. Jede Berührung, jedes Geräusch ließ ihn aufschrecken. Jede Nacht war ein Kampf.
    »Mach wenigstens ein kurzes Nickerchen mit mir«, bat Beatrix ihn eines Nachmittags. »Nur kurz. Es wird wunderbar, du wirst schon sehen. Leg dich einfach mit mir hin und …«
    »Beatrix«, unterbrach er sie bemüht gefasst, »hör auf zu drängeln. Damit erreichst du höchstens, dass ich wütend werde.«
    »Tut mir leid«, antwortete sie eingeschüchtert. »Ich möchte dir bloß so gerne nahe sein.«
    Christopher verstand sie sogar. Doch die uneingeschränkte Nähe, die sie sich wünschte, war für ihn undenkbar. Ihm blieb lediglich, es auf andere Weise wiedergutzumachen.
    Sein Verlangen nach ihr war so tief, dass es ihm vorkam, als läge es in seinem Blut, wurzelte in seinen Knochen. Die Gründe für solch eine rätselhafte Alchemie waren ihm unbegreiflich, aber spielten Gründe überhaupt eine Rolle? Man könnte die Liebe zerpflücken, die einzelnen Fasern der Anziehung untersuchen und hätte immer noch keine schlüssige Erklärung.
    Sie existierte einfach.
    Bei ihrer Rückkehr nach Stony Cross fanden Christopher und Beatrix Phelan House in Unordnung vor. Die Bediensteten hatten einige Mühe, sich an die neuen Bewohner in den Stallungen und im Haus zu gewöhnen, einschließlich Katze, Igel, Ziege, Vögel, Kaninchen, Maultier und so fort. Der Hauptgrund für die Unordnung indes war, dass die meisten Zimmer von Phelan House geschlossen und deren Inhalt für den Umzug des Haushalts nach Riverton gepackt waren.
    Weder Audrey noch Christophers Mutter planten, weiterhin in Phelan House zu wohnen. Audrey zog es vor, bei ihrer Familie in der Stadt zu bleiben, wo sie Zuneigung und Wärme erfuhr, und Mrs. Phelan hatte entschieden, fortan bei ihrem Bruder und dessen Familie in Hertfordshire zu leben. Die Bediensteten, die nicht aus Stony Cross wegwollten oder konnten, würden bleiben und sich um das Haus und das Land kümmern.
    Mrs. Clocker erstattete Christopher umfassend Bericht über alles, was sich in seiner Abwesenheit ereignet hatte. »Es sind noch mehr Hochzeitsgeschenke gekommen, auch einiges reizendes Kristall und Silber, mit Karten dabei. Und es liegt ein Stapel Korrespondenz nebst Besucherkarten auf Ihrem Schreibtisch. Ach, und, Sir, ein Offizier war hier. Keiner von denen, die auf Ihrer Hochzeit waren. Ein anderer. Er ließ seine Karte da und sagte, er würde bald wiederkommen.«
    Christopher verzog keine Miene. »Sein Name?«, fragte er ruhig.
    »Oberstleutnant Fenwick.«
    Er reagierte nicht, doch Beatrix, die neben ihm stand, bemerkte das Zucken seiner Finger und ein kaum wahrnehmbares Flackern seiner Lider. Grimmig und distanziert nickte Christopher der Haushälterin zu. »Danke, Mrs. Clocker.«
    »Ja, Sir.«
    Ohne ein Wort zu Beatrix verließ Christopher den Salon und ging in die Bibliothek. Sie lief ihm nach.
    »Christopher …«
    »Jetzt nicht.«
    »Was könnte Fenwick wollen?«
    »Wie soll ich das wissen?«, fragte er mürrisch.
    »Denkst du, es hat mit dem Victoria-Kreuz zu tun?«
    Christopher blieb stehen und drehte sich mit einem solch aggressiven Schwung zu Beatrix um, dass sie rückwärts stolperte. Sein Blick war hart und schneidend, und sie erkannte, dass er von einem seiner Wutausbrüche übermannt wurde, die ihn heimsuchten, wenn seine Nerven zu arg strapaziert waren. Die bloße Erwähnung von Oberstleutnant Fenwick hatte ihn vollkommen aus der Fassung gebracht. Deshalb sprach es unbedingt für ihn, dass Christopher einige Male tief einatmete und es schaffte, seine tobenden Emotionen zu bändigen. »Ich kann jetzt nicht reden«, murmelte er. »Ich brauche eine Pause, Beatrix.« Damit wandte er sich ab.
    »Von mir?«, fragte Beatrix stirnrunzelnd.
    Die Kälte zwischen ihnen hielt für den Rest des Tages an. Beim Abendessen war Christopher einsilbig, was Beatrix elend und verärgert machte. In der Hathaway-Familie war stets jemand da, mit dem man sprechen konnte, falls es Konflikte gab. War man jedoch verheiratet und kinderlos, bedeutete ein Streit mit dem Ehemann, dass man keinen Freund mehr hatte. Sollte sie sich bei ihm entschuldigen? Nein, etwas in

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