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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nachdenklich an. »Gewiss werde ich ihn über kurz oder lang zu einem Akt der Verzweiflung treiben. Ich dränge, ich frage, und er widersteht, und ich fürchte, dass unsere Ehe immerfort so bleiben wird.«
    Amelia lächelte sie an. »Keine Ehe bleibt für immer so, wie sie anfangs ist. Es gehört zu den besten und den übelsten Eigenschaften einer jeden Ehe, dass sie sich unvermeidlich verändert. Warte auf deine Chance, meine Liebe. Ich verspreche dir, sie wird kommen.«
    Nachdem Beatrix zum Besuch bei ihrer Schwester aufgebrochen war, brütete Christopher finster über dem bevorstehenden Besuch bei Oberstleutnant William Fenwick. Er hatte den Mistkerl nicht mehr gesehen, seit Fenwick nach England zurückgeschickt wurde, um sich von den Wunden zu erholen, die er sich in Inkerman zugezogen hatte. Und wollte man es gelinde ausdrücken, könnte man sagen, dass sie nicht in Freundschaft auseinandergegangen waren.
    Fenwick machte kein Geheimnis aus seiner Abneigung zu Christopher, der all die Aufmerksamkeit und Ehren empfing, von denen er meinte, dass sie ihm zukämen. Bei aller Verachtung, die Fenwick unter seinen Leuten genoss, hatte für sie alle festgestanden, dass ihm die höchsten militärischen Ehren bestimmt waren. Er war ein unvergleichlicher Reiter, fraglos mutig und aggressiv im Kampf. Sein ganzer Ehrgeiz war gewesen, sich auf dem Schlachtfeld hervorzutun und als einer von Englands legendären Kriegshelden in die Annalen einzugehen.
    Dass Christopher derjenige war, der ihm das Leben rettete, erzürnte Fenwick besonders. Man durfte wohl mit Fug und Recht vermuten, dass er lieber auf dem Schlachtfeld gestorben wäre, als mitzuerleben, wie Christopher dafür eine Medaille erhielt.
    Christopher konnte nicht einmal erahnen, was Fenwick jetzt von ihm wollte. Wahrscheinlich hatte er von der Verleihung des Victoria-Kreuzes erfahren und war hergekommen, um seinem Ärger Luft zu machen. Nur zu. Christopher würde sich Fenwicks Toben und Wüten anhören und dann dafür sorgen, dass der Oberstleutnant Hampshire verließ. Auf der Besucherkarte, die Fenwick dagelassen hatte, stand die hingekritzelte Adresse des hiesigen Gasthofes. Christopher hatte keine andere Wahl, als ihn dort zu treffen. Er würde einen Teufel tun, ihn in sein Haus oder auch nur in die Nähe von Beatrix zu lassen.
    Am Nachmittag war der Himmel grau und windgepeitscht, die Waldwege lagen unter braunem Laub und abgebrochenen Zweigen begraben. Die Wolken überschatteten die Sonne und tauchten alles in ein dumpfblaues Licht. Feuchte Kälte hatte sich über Hampshire gesenkt, die den Übergang vom Herbst zum Winter ankündigte. Christopher nahm die Hauptstraße neben dem Wald. Sein Vollblutwallach empfand das Wetter als belebend und lief sich begeistert aus. Der Wind blies durch die kahlen Bäume, die rastlosen Geistern gleich wisperten.
    Christopher hatte das Gefühl, dass er verfolgt wurde. Tatsächlich sah er sich um, halb erwartend, Tod oder Teufel zu sehen. Derlei morbide Gedanken plagten ihn seit dem Krieg ohne Erbarmen, wenn auch in jüngster Zeit weniger als zuvor.
    Dank Beatrix.
    Schlagartig fühlte er ein Ziehen in seiner Brust: die Sehnsucht danach, zu ihr zu gehen, wo immer sie sein mochte, und sie fest an sich zu drücken. Gestern Abend war es ihm unmöglich gewesen, mit ihr zu reden. Heute, dachte er, wäre es leichter. Er würde alles tun, zumindest alles versuchen, um der Ehemann zu sein, den sie brauchte. Es ließe sich nicht von einem Moment auf den anderen einrichten, aber sie war geduldig, nachsichtig und, bei Gott, dafür liebte er sie. Die Gedanken an seine Frau halfen ihm, seine Nerven zu beruhigen, als er sich dem Gasthof näherte. Im Dorf war es still, hatten doch alle Kaufleute ihre Ladentüren geschlossen, um die Feuchtigkeit und Kälte des Novembers draußen zu halten.
    Der Gasthof von Stony Cross war alt, behaglich und roch nach Bier und Essen. Die gekalkten Wände hatten über die Jahre die Farbe von dunklem Honig angenommen. Der Wirt Mr. Palfreyman kannte Christopher schon seit Kindertagen. Er begrüßte ihn herzlich, stellte ein paar heitere Fragen zu den Flitterwochen und sagte Christopher prompt, in welchem Zimmer Fenwick wohnte. Wenige Minuten später klopfte Christopher an die Tür und wartete angespannt.
    Die Tür, deren eine Ecke unten über die unebenen Korridordielen schleifte, öffnete sich.
    Es war ein Schock, Oberstleutnant William Fenwick in ziviler Kleidung anzutreffen, denn bisher hatte Christopher ihn

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