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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Deckel. Beatrix konnte nicht widerstehen, in die Dose zu schauen. Vorsichtig hob sie den Deckel hoch. Drinnen lagen drei Paar Manschettenknöpfe, zwei in Silber, eines in Gold, eine Uhrkette und ein Messingknopf. Beatrix schloss den Deckel wieder, nahm den Rasierpinsel und strich sich damit über die Wange. Die Borsten waren seidig weich, und ein angenehmer Duft von würziger Seife stieg aus den feinen Haaren auf.
    Beatrix hielt sich den Pinsel dichter an die Nase und atmete das maskuline Aroma von Zedern, Lavendel und Lorbeer ein. Sie stellte sich vor, wie Christopher den Seifenschaum auftrug, dabei den Mund mal in die eine, mal in die andere Richtung verzog, so wie Beatrix es bei ihrem Vater und ihrem Bruder gesehen hatte. Diese männlichen Verrichtungen, um die Stoppeln von den Wangen zu schaben, hatten etwas Faszinierendes.
    »Beatrix?«
    Schuldbewusst legte sie den Rasierpinsel wieder hin und lief hinaus auf den Flur. »Ich habe den Brief gefunden«, sagte sie, »und die Vorhänge geöffnet. Ich kann sie wieder schließen und …«
    »Nein, schon gut, es soll ruhig etwas Licht hereinkommen. Ich kann dunkle Zimmer nicht leiden.« Audrey rang sich ein Lächeln ab. »John hat seine Medizin genommen. Sie macht ihn schläfrig. Solange er ruht, gehe ich nach unten und spreche mit der Köchin. John denkt, dass er vielleicht ein wenig Hafergrütze essen kann.«
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter.
    »Danke, dass du den Brief zu Prudence bringst«, sagte Audrey.
    »Es ist sehr freundlich von dir, dass du es ihnen möglich machst zu korrespondieren.«
    »Ach, das ist keine Mühe. Und ich tue es um Christophers willen. Allerdings gebe ich zu, dass ich überrascht bin. Ich hätte nicht erwartet, dass Prudence sich die Zeit nimmt, Christopher zu schreiben.«
    »Warum wundert es dich?«
    »Ich glaube nicht, dass sie sich etwas aus ihm macht. Tatsächlich habe ich Christopher vor ihr gewarnt, bevor er fort ist. Aber er war so hingerissen von ihrem Aussehen und ihrer Lebhaftigkeit, dass er sich einredete, zwischen ihnen wäre es ernst.«
    »Ich dachte, du magst Prudence.«
    »Das tue ich auch. Oder zumindest versuche ich es, schon dir zuliebe.« Audrey lächelte, als sie Beatrix’ Miene sah. »Ich habe beschlossen, mehr wie du zu sein, Bea.«
    »Wie ich? Oh, das würde ich nicht empfehlen. Ist dir nie aufgefallen, wie seltsam ich bin?«
    Audreys Lächeln wurde zu einem Grinsen, und für einen Moment sah sie wie die unbekümmerte junge Frau aus, die sie vor Johns Krankheit gewesen war. »Du nimmst die Menschen, wie sie sind. Ich denke, du betrachtest sie wie deine Kreaturen, bist geduldig, beobachtest ihre Gewohnheiten und Wünsche, doch du urteilst nicht über sie.«
    »Über deinen Schwager urteilte ich recht harsch«, entgegnete Beatrix. Deswegen plagte sie ihr Gewissen.
    »Es sollten ruhig mehr Leute streng mit Christopher sein«, erwiderte Audrey lächelnd. »Möglicherweise bessert es seinen Charakter.«
    Der ungeöffnete Brief in Beatrix’ Tasche war eine Qual für Beatrix. Sie eilte zurück nach Hause, sattelte sich ein Pferd und ritt nach Mercer House, einem sehr vornehmen Herrenhaus mit Türmen, aufwendig geschnitzten Verandapfosten und Buntglasfenstern.
    Da sie bis drei Uhr morgens auf einem Ball getanzt hatte, war Prudence eben erst aufgestanden und empfing Beatrix in einem Samtmorgenkleid mit üppigem weißem Spitzenbesatz.
    »Oh, Bea, du hättest gestern Abend auf dem Ball sein müssen! Dort waren so viele gut aussehende junge Herren. Sogar ein ganzes Kavallerieregiment war dort, das in zwei Tagen auf die Krim geschickt werden soll, und in ihren Uniformen sahen sie alle so prächtig aus …«
    »Ich war gerade bei Audrey«, sagte Beatrix atemlos und schloss die Tür des kleinen Salons hinter ihnen. »Dem armen Mr. Phelan geht es nicht gut und – nun, davon erzähle ich dir gleich, aber – hier ist ein Brief von Captain Phelan!«
    Prudence lächelte und nahm den Brief. »Danke, Bea. Also, die Offiziere, die ich gestern Abend kennenlernte … Unter ihnen war ein dunkelhaariger Leutnant, der mich um einen Tanz bat, und er …«
    »Willst du den Brief nicht öffnen?«, fragte Beatrix, die unglücklich mit ansah, wie Prudence den Brief auf einen Beistelltisch legte.
    Prudence schmunzelte. »Meine Güte, bist du heute ungeduldig. Möchtest du, dass ich ihn umgehend öffne?«
    »Ja.« Beatrix setzte sich auf einen Stuhl mit geblümtem Polster.
    »Aber ich möchte dir von dem Leutnant erzählen.«
    »Dieser

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