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Herzschlag der Nacht

Herzschlag der Nacht

Titel: Herzschlag der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gelernt habe, wären:
    1. Jedes Essen kann meines sein, solange es noch kein anderer heruntergeschluckt hat.
    2. Man sollte, sooft man kann, ein Nickerchen machen.
    3. Man bellt nicht, solange es nicht wichtig ist.
    4. Manchmal ist es unvermeidlich, den eigenen Schwanz zu jagen.
    Ich hoffe, dass Sie ein schönes Weihnachtsfest verlebt haben. Vielen Dank für die Karte, die am vierundzwanzigsten Dezember eintraf. Sie wurde in meiner Kompanie herumgereicht, denn die meisten der Männer hatten noch nie eine Weihnachtskarte gesehen. Bis sie schließlich wieder bei mir ankam, hatten die Herren an der Troddel eine Menge gedudelt.
    Auch ich mag das Wort »dudeln.« Überhaupt habe ich mich schon immer für ausgefallene Wörter begeistern können. Zum Beispiel für »Ferrieren«, womit das Beschlagen eines Pferdes gemeint ist. Oder »Nidifikation« für Nisten. Hat Mr. Cairds Stute schon gefohlt? Vielleicht bitte ich meinen Bruder, ein Angebot zu machen. Man weiß nie, wann man ein gutes Maultier gebrauchen kann.
    Lieber Christopher,
    es erscheint mir viel zu prosaisch, Ihnen einen Brief per Post zu schicken. Könnte ich doch eine aufregendere Transportweise finden … Eine kleine Papierrolle an ein Vogelbein binden oder Ihnen eine Nachricht in einer Flasche zukommen lassen. Doch im Interesse der Verlässlichkeit werde ich vorerst bei der Königlichen Post bleiben.
    Ich habe eben in der Times gelesen, dass Sie noch weitere Heldentaten vollbringen mussten. Warum gehen Sie solche Wagnisse ein? Die gewöhnlichen Pflichten des Soldaten sind bereits hinreichend gefährlich. Achten Sie auf Ihre Sicherheit, Christopher – wenn schon nicht um Ihretwillen, dann für mich. Meine Bitte ist gänzlich eigennützig, gestehe ich, denn ich könnte es nicht ertragen, sollten keine Briefe mehr kommen.
    Ich bin so weit weg, Pru. Mir ist, als würde ich außerhalb meines Lebens stehen und es aus der Ferne betrachten. Inmitten all dieser Brutalität habe ich die einfachen Freuden entdeckt, die das Streicheln eines Hundes, das Lesen eines Briefes oder ein Blick auf den Nachthimmel bescheren können. Heute Nacht glaubte ich beinahe, die uralte Sternenkonstellation Argo zu sehen, benannt nach dem Schiff, mit dem Jason und seine Männer segelten, um das Goldene Flies zu suchen. Eigentlich sollte man Argo nur von Australien aus sehen, und dennoch war ich mir fast sicher, dieses Sternenbild erkannt zu haben.
    Bitte vergessen Sie nicht, was ich Ihnen zuvor schrieb: Ich möchte, dass Sie auf mich warten. Heiraten Sie niemanden, ehe ich heimkomme.
    Warten Sie auf mich.
    Lieber Christopher,
    dies ist der Duft des März: Regen, Lehm, Federn, Minze. Jeden Morgen und jeden Nachmittag trinke ich frischen Minzetee, mit Honig gesüßt. In jüngster Zeit unternehme ich viele Spaziergänge, und es erscheint mir, als könnte ich draußen besser nachdenken als drinnen.
    In der letzten Nacht war es erstaunlich klar. Ich sah hinauf zum Himmel, ob ich Argo sehen könnte. Leider bin ich furchtbar schlecht darin, Sternenkonstellationen zu erkennen, ausgenommen Orion und dessen Gürtel. Doch je länger ich nach oben sah, umso mehr kam mir der Himmel wie ein Ozean vor, und dann erblickte ich eine ganze Flotte von Schiffen, aus Sternen gemalt. Ein Schiff ankerte nahe dem Mond, während die anderen von ihm fortstrebten. Ich stellte mir vor, Sie wären auf einem dieser Schiffe und segelten auf dem Mondschein.
    Offengestanden macht mir der Ozean Angst, weil er viel zu groß ist. Ich ziehe allemal die Wälder um Stony Cross vor. Sie sind immer wieder faszinierend, voller alltäglicher Wunder: Spinnweben, in denen Regentropfen glitzern, neue Bäume, die aus den Stämmen umgestürzter Eichen wachsen. Ich wünschte, Sie könnten sie mit mir zusammen sehen. Und gemeinsam könnten wir dem Wind lauschen, der durch die Blätter über uns rauscht und diese reizende, fließende Melodie spielt – Baummusik.
    Während ich hier sitze und an Sie schreibe, sind meine Füße viel zu dicht am wärmenden Feuer. Gelegentlich versengte ich mir so bereits meine Strümpfe, und einmal musste ich gar mit den Füßen aufstampfen, weil sie zu qualmen begannen. Aber nicht einmal danach konnte ich mir abgewöhnen, meine Füße nahe ans Feuer zu halten. Nun können Sie mich also mit verbundenen Augen in einer Menge finden; folgen Sie einfach dem Geruch versengter Strümpfe.
    Ich lege Ihnen eine Rotkehlchenfeder bei, die ich auf meinem morgendlichen Spaziergang fand. Sie soll Ihnen Glück bringen.

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