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Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut

Titel: Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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nichts. Das könnte auch auf viele zutreffen.“
    „Da haben Sie recht. Bis jetzt gibt es aber keine weitere Spur. Es hat sich auch niemand bei Ihnen gemeldet? Keine Drohbriefe? Keine Geldforderungen?“
    Marga fiel in sich zusammen. Sie wirkte auf einmal ganz klein.
    „Meinen Sie, dass mein Mann auch entführt worden sein könnte?“
    „Das können wir nicht sagen, aber wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Bitte halten Sie Augen und Ohren offen. Gehen Sie ans Telefon, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Sollte Ihr Mann entführt worden sein, werden die Entführer sich melden und ihre Bedingungen mitteilen.“
    „Sollen wir Sie hineinbringen?“, fragte Kruse, der sich Sorgen machte, dass Marga Kuhlmann gleich an der Haustür umkippen würde.
    „Nein, nein, das geht schon, vielen Dank.“
    „Bitte informieren Sie uns umgehend, falls sich jemand melden sollte! Hier ist meine Karte. Sie können Tag und Nacht anrufen.“
    Marga Kuhlmann nickte und schloss die Tür. Sie tat den Beamten leid. Es war schon mit Benno schwer gewesen, doch ohne ihn wirkte sie wie ein Häufchen Elend. Nicht lebensfähig, so als ob sie beschützt werden müsste. Doch das war nicht ihre Aufgabe.
    Wolf und Peter beschlossen, Feierabend zu machen. Für heute war es genug. Morgen war ein neuer Tag. Selbst Hetzer beschloss später, nur noch ein Brot zu essen, denn jetzt war er zu allem zu müde. Auch der Kamin würde heute ausbleiben. Ihn gelüstete es nach seinem warmen, kuscheligen Bett, in dem er sofort in einen tiefen Schlaf fiel.

Im Verließ
    Als Bennos Sinne zurückkehrten, spürte er, dass es kalt war. Widerlich kalt. Er lag auf blankem Stahl und konnte sich nicht rühren. Irgendwo tropfte es. Wieder und wieder. Er hatte keine Kraft herauszufinden, wo. Tropf, tropf, tropf, immer derselbe Rhythmus. Ganz dicht. Doch er konnte nichts erkennen. Schwärze. Nacht – in ihm und um ihn herum.
    „Hallo, haaaallooo!“, kam es leise und verzerrt aus seiner Kehle. Sie war rau, tat weh, und da war noch ein anderer Schmerz. Tiefer, dumpfer. Irgendwo weiter unten.
    Tropf, tropf, tropf. Das Monotone dieses Geräuschs machte ihn langsam verrückt. Es war sonst nichts im Raum. Außer ihm und dem Tropfen. Sein Krächzen hallte von den Wänden zurück. Warum war er hier? Warum fror er so und warum kam er hier nicht weg? Er hatte auch keine Ahnung, wie lange er schon hier war. Es war so dumpf um ihn herum. Als ob Nebel alles Laute und Grelle verschluckte.
    Erst langsam kehrten die Sinne zurück. Je wacher er wurde, desto größer wurde seine Panik. Vorsichtig fühlte er mit den Fingern auf dem Stahl und an sich selbst entlang, so weit er konnte. Er war nackt und er war festgeschnallt. Der Schmerz wurde immer stärker. Es tropfte jetzt lauter.
    „He, zeig dich, du mieses Dreckschwein“, brüllte er und verschluckte sich dabei an seiner eigenen Spucke. Etwas war mit seinem Hals nicht in Ordnung. Der Schmerz in seinem Körper wurde unerträglich. Die Stille auch und das Tropfen in ihr. Vom Schleim musste er husten, doch das Husten durchbohrte ihn wie ein Dolch. Er schrie und auch das brachte nur noch mehr Schmerz.
    „Ich wäre vorsichtig“, warnte eine sanfte Stimme. „Du könntest ersticken. Oder verbluten, wenn du so weitermachst.“
    „Wieso denn verbluten?“, wimmerte Benno, „bin ich denn verletzt?“
    „So kann man es auch nennen“, wisperte die Stimme. „Aber ich würde es eher als versehrt bezeichnen.“
    Auf einmal klang die Stimme ganz nah. Was sollte das heißen, versehrt? Er lauschte. Das Tropfen war jetzt schneller. Und noch während er darüber nachdachte, warum das so war, dämpfte gnädiger Schlaf all seine Ängste und Empfindungen.
    Der Fremde war noch einmal zurückgekommen. Er breitete eine Decke über Benno aus. Das Projekt durfte nicht gefährdet werden, sein Werk war noch nicht vollendet. Dazu brauchte er Benno. Und er brauchte Benno lebend.

Hetzers Traum
    Eine Kugel schwebte über ihm. Sie war doppelt so groß wie er selbst. Er wusste nicht, woraus sie bestand. Sie glitzerte leicht. Das Licht brach sich in ihr, als ob sie aus Tausenden von Scherben zusammengesetzt war. Das hätte schön sein können, doch irgendwie wusste er, dass sie böse war.
    Er wagte es nicht, sich zu bewegen, auch nicht, als die Ratte an seinem Hosenbein hochkletterte. Sie quiekte leise. Die Kugel surrte drohend. Sie schien auf Geräusche zu reagieren. Vielleicht auch auf Bewegungen. Die Ratte würde sie beide umbringen, dachte er, aber

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