Heuchler
Gegenwehr wohl ein bisschen falsch interpretiert.«
Mike lachte: »Kann ich mir vorstellen, man sollte dich nicht reizen! Aber sag, wie geht es dir, abgesehen von dem hier?« Er machte eine Geste zu den Gerätschaften, die um Peter herumstanden. Sein Partner sah ihm eine Weile in die Augen: »Geht schon … solange ich die Augen nicht zumache.«
»Geht mir genauso, aber glaube mir, dich trifft keine Schuld! Wäre ich schneller gewesen, hätte ich geschossen. Der Täter wollte, dass es genauso ablaufen sollte, die Falle war perfekt geplant. Der Chef hat die Vermutung geäußert, dass er es gezielt auf uns abgesehen hatte. Man hat ein Bild von uns gefunden, und je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass er uns nicht einfach erledigen wollte. Er will uns nach den Regeln seiner kranken Phantasien fertigmachen!«
Peter hörte sich all das an und dachte dann eine Minute lang darüber nach, bevor er feststellte: »Dann ist deine Familie ebenfalls in Gefahr und du musst um deine Ablösung von dem Fall bitten!«
Mike kniff die Lippen zusammen: »Hat sich beides schon erledigt!«
Sein Partner sah ihn fragend an, worauf Mike erklärte: »Wir sind beide raus! Die großen Jungs von Interpol werden jetzt übernehmen, und was mich betrifft, ich mache mit Petra und den Kindern Zwangsurlaub in Finnland. Wie du dir vorstellen kannst, war ich zunächst auf hundertachtzig, aber es ist wohl wirklich besser so!«
Peter deutete ein Nicken an: »Es ist besser so! Ich würde dem Typen erst den Kopf wegblasen und ihn dann festnehmen! Und was deine Familie betrifft, darfst du kein Risiko eingehen. Wir haben gesehen, zu was dieser Irre fähig ist und du hast auch einen Jungen!«
Mike sah Peter verwundert an: »So viel Vernunft hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ich dachte, du springst frei weg aus dem Bett, wenn ich dir das erzähle!«
»Wäre ich fit, hätte das passieren können, aber hey, ich habe einen Jungen erschossen.« Peter musste sein Gesicht abwenden und Mike konnte sehen, wie sein Partner um Fassung rang.
Mike beließ es dabei und lenkte das Gespräch auf alltägliche Dinge. Dann leistete er Peter noch zum Abendessen Gesellschaft und verließ anschließend das Krankenhaus, um nach Hause zu fahren.
– 4 –
Die ersten Sommergewitter des Jahres begannen gerade ihre Last fallen zu lassen, als Mike die Haustür aufschloss. An der Anzahl der Schuhe im Flur konnte er sehen, dass alle zu Hause waren, und war erleichtert. Während der ganzen Heimfahrt war ihm immer wieder der Satz seines Partners durch den Kopf gegangen: »Du musst deine Familie schützen!« Und weniger die Tatsache, dass es der Irre vielleicht wirklich auf ihn und seine Familie abgesehen haben könnte, hatte ihn erschreckt. Viel schlimmer war, dass ihn erst sein Chef und dann auch noch Peter daran erinnern mussten. Es war kein Wunder, dass so viele seiner Kollegen geschieden waren, oder gleich freiwillig alleine blieben. Dieser Job war wie ein zweites Leben, neben dem alles andere einen verdammt schweren Stand hatte.
Wie so oft versuchte er auch heute den Weg zwischen Haustür und Wohnzimmertür zu nutzen, um von dem einen Leben auf das andere umzuschalten. Doch erst sein heranstürmender Sohn Felix schaffte es, aus der aufgesetzten Fassade ein echtes Lächeln zu machen.
»Hallo, Paps. Fahren wir in den Urlaub?«, überrumpelte Felix ihn ohne jede Vorwarnung.
»Wie kommst du denn darauf?« Mike wusste, dass Petra weich geworden war, wollte das Spiel aber noch ein bisschen spielen.
Mit einem frechen Grinsen zeigte Felix auf seine Mutter, die in der offenen Wohnküche stand und das Abendessen vorbereitete.
»Also da muss sich deine Mutter aber getäuscht haben! Wir können doch nicht einfach Urlaub machen«, versuchte Mike ernst zu bleiben und sah seinem Sohn von oben herab in die hellblauen Augen.
»Hat sie nicht, du hast ein Grinsen hinter deinem ernsten Gesicht«, verkündetet Felix und brachte sich angesichts seiner frechen Worte lieber auf dem Sofa in Sicherheit. Mike lachte, ging zu Petra hinüber und gab ihr einen kurzen Kuss.
Nachdem sich Petra versichert hatte, dass es ihrem Mann einigermaßen gut ging, fragte sie: »Warst du bei Peter?«
Mike nickte: »Ja! Er ist jetzt wach und es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Allerdings gibt er zu, dass ihn die Sache ziemlich mitnimmt. Und wenn Peter das schon zugibt, dann hat der Schlag gesessen!« Mike wollte gerade weitersprechen, als Katja die Treppe herunterkam und in ihrer
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