Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
Vom Netzwerk:
losgefahren waren und Mike ständig in den Rückspiegel blickte.
»Ach nichts!«, tat er ab. »Ich dachte nur, in einem Auto hinter uns jemanden erkannt zu haben. Das Gesicht kam mir bekannt vor, ich weiß aber nicht woher …«
Nachdem sich der Stau aufgelöst hatte und sie wieder mit normaler Geschwindigkeit vorankamen, war von dem roten VW nichts mehr zu sehen und Mike vergaß den Vorfall.

Pünktlich, aber ziemlich fertig erreichten sie den Fährhafen, eine gute halbe Stunde, bevor man auf das Schiff fahren durfte.
»Darf ich mich ein bisschen umsehen?«, fragte Felix und hüpfte dabei unruhig von einem Bein auf das andere. Mike überflog den riesigen Parkplatz bis zur Kaimauer und nickte: »Klar, aber bleib bitte in Sichtweite.«
»Mach ich!«, sagte Felix und stürmte auch schon in Richtung Ostsee davon. Mike drehte den Fahrersitz etwas zurück und versuchte ein paar Minuten abzuschalten, während Petra und Katja schon einmal den Verkaufsprospekt der Schiffsboutique studierten.
Felix hatte die Hafenkante erreicht und blickte fasziniert in das klare Wasser hinab. Er hatte noch nie so große Fische in freier Wildbahn gesehen und fand ein altes, weg geworfenes Brötchen, um sie anzulocken. Gedankenverloren versuchte er auch einige, weiter entfernt schwimmende Fische zu erreichen, wozu er seinen Köder mit immer mehr Schwung werfen musste. Dreimal ging es gut, dann sah er einen riesigen Schatten in etwa zehn Meter Entfernung vorbeischwimmen. Felix stand auf, brach ein besonders wurftaugliches Stück von seinem Brötchen ab und schleuderte es in Richtung des Schattens. Die marode Betonkante bröckelte unter seinem Gewicht, und sein linker Turnschuh fand keinen Halt mehr. Wie in Zeitlupe spürte Felix, dass er es nicht mehr verhindern konnte und unweigerlich nach vorne kippte. Gerade noch rechtzeitig, genau in dem Moment des Überkippens, packte ihn eine Hand an der Schulter und zog ihn zurück.
Zitternd und mit weichen Knien drehte sich Felix um. Hinter ihm stand ein noch nicht sehr alter, blonder Mann und sah ihn mild lächelnd an: »Das ist keine gute Stelle zum Baden!«
»Danke!«, stammelte Felix und sah betreten drein.
»Kein Problem!«, antwortete der Mann freundlich und im selben Augenblick ertönte ein kurzer Signalton von der Fähre.
»Ich muss zu meinen Eltern!«, stellte Felix fest und setzte noch ein »Tschüss!« hinten dran.
»Erzähle das besser nicht deiner Mutter, sonst darfst du nie mehr alleine ans Wasser!«, rief ihm der Mann hinterher, drehte sich um und ging ebenfalls davon.

Das Einladen der Fähre geschah professionell zügig, und schon eine viertel Stunde später schlossen sie das Auto ab und begannen das Schiff zu erkunden. Während Mutter und Tochter es auf die zahlreichen Shops abgesehen hatten, zog es Mike mit seinem Sohn in Richtung der kleinen Spielhalle, die mit den verschiedensten Automaten bestückt war. Nach drei Partien Flipper trafen alle vier wieder zusammen und gingen in den Außenbereich, wo bereits alle Schattenplätze von Touristen belegt waren. Doch die frische Meeresluft machte es auch in der Sonne erträglich und so ließ sich die Familie auf einer der vielen Sitzgelegenheiten nieder.
»Wie weit ist es in Finnland noch bis zu unserem Haus?«, fragte Katja, der jeder Versuch misslang, ihre von der Fahrt etwas mitgenommenen, langen Haare zu zähmen.
»Ungefähr drei Stunden«, antwortete Mike, worauf er ein »Nee, oder? Nicht noch einmal solange!« erntete.
»Aber dann haben wir zwei Wochen Ruhe!«, versuchte Petra die Stimmung zu retten.
»Und warum sind wir nicht nach Italien gefahren? Das wäre nicht so weit und nicht so viel …«, ihre Tochter suchte nach den richtigen Worten, »… Natur. Ich habe keine Lust zwei Wochen lang Bäume anzustarren!«
»Es reicht, Katja!« Mike hatte nach 700 Kilometern nicht mehr die besten Nerven und überhaupt keine Lust auf Teenagergezicke: »Finnland ist seit Jahren der Traum deiner Mutter und es wird dort schon auch etwas für dich geben!« Dann konnte er es nicht lassen und stichelte weiter: »Und die finnischen Jungs sind bestimmt nicht so arrogant wie die italienischen.«
Katja verkniff sich jede Bemerkung, warf ihrem Vater einen wütenden Blick zu und ging dann an die Reling, um den über dem Schiff kreisenden Möwen bei ihren waghalsigen Flugmanövern zuzusehen.
»Sie beruhigt sich schon wieder; es ist auch für die Kinder anstrengend!«, flüsterte Petra leise und strich ihrem Mann sanft über das stoppelige Gesicht, was

Weitere Kostenlose Bücher