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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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zu, wie sie im Zickzack über die große Wiese lief und dabei einen kleinen schwarzen Gegenstand in die Höhe streckte. Dann, fast am anderen Ende und knapp vor der Böschung, die zum See hinunterging, blieb Katja stehen und beugte ihren Kopf nach unten.
»Jetzt hat sie ein Handynetz gefunden«, meinte Petra trocken und schmunzelte über Mikes Kopfschütteln.
Felix kam herein und fragte, wann sie endlich in den Ort fahren würden. »Gleich, mein Schatz! Geh schon mal zum Auto und ruf deine Schwester, wir kommen sofort«, antwortete Petra.
Mike schloss die Terrassentür, nahm die volle Mülltüte und eine Einkauftasche und ging ebenfalls hinaus, wobei er noch über die Schulter »Schließt du ab, der Schlüssel hängt neben der Tür?« rief.
Petra holte ihre dünne Jacke, warf einen Kontrollblick in die Küche und ging dann zur Tür. Erst ging der Schlüssel nicht vom Haken, dann löste er sich plötzlich und flog hinter das Schuhregal. Petra fluchte, aber das Regal ließ sich ohne Mühe verschieben. Dann stutzte sie und eine leichte Gänsehaut überzog ihren Arm. Auch hier zeigte die Wand ähnliche Spuren wie im Schlafzimmer. Die Kratzer zogen sich etwa zwanzig Zentimeter über dem Boden bis zum Türstock der Haustür, wo sie abrupt endeten. Ob ich Mike davon erzählen sollte? Er ist mit Leib und Seele Polizist und es könnte leicht passieren, dass er aus diesem Haus einen Tatort machen würde. Außerdem, wer weiß schon, was diese Spuren verursacht hat? Es könnten genauso gut die Schleifspuren eines schweren Schrankes sein, den man im Ganzen hereingebracht hatte.
Petra schob das Schuhregal zurück, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Kurz darauf fuhren sie, deutlich entspannter als am Vorabend, den Feldweg zurück zur Hauptstraße.

– 7 –
     
     
    Obwohl es Sonntagvormittag war, hatten einige Geschäfte und ein Café, das direkt am See stand, geöffnet. Überhaupt stellte sich der Ort, jetzt bei Tageslicht, völlig anders dar als am Abend zuvor. Es war eine Mischung aus altem Fischerdorf und modernem Ferienort, auch wenn es nicht wirklich viele Touristen zu geben schien. Auf der Fahrt in die Ortsmitte waren sie gerade einmal an zwei Schildern vorbeigekommen, die auf Ferienhäuser hinwiesen, und neben dem Café gab es noch ein kleines Haus mit der Aufschrift Hotel . Auch auf den Straßen waren eindeutig mehr Einwohner als Ausländer zu sehen, da die Urlauber wesentlich luftiger gekleidet waren.
Mike parkte den Wagen auf einem größeren Parkplatz, etwas abseits des Zentrums, und Petra schlug vor, zuerst ein paar Lebensmittel einzukaufen.
»Müssen wir da mit?«, fragte Katja in ihrer gewohnt gelangweilten Art.
»Also ich will mit!«, beschwerte sich Felix umgehend.
»Dann kommt Felix mit. Und was willst du in der Zwischenzeit machen?«, fragte Mike an seine Tochter gewandt.
»Ich gehe mal runter zum See!«
»Na gut, aber bleib in der Nähe des Cafés, wir kommen dann dort hin!«

Nachdem sich die Familie getrennt hatte, sah sich Katja unentschlossen um. Eigentlich hatte sie gehofft, auf andere Jugendliche zu treffen, aber auf der kurzen Strandpromenade saß nur eine Handvoll älterer Leute.
»Kann ich dir helfen?« Katja zuckte zusammen, die Stimme hinter ihrem Rücken hatte sie erschreckt. Doch als sie sich umdrehte, stand ein jüngerer Mann, der einigermaßen gepflegt aussah, in gebührendem Abstand hinter ihr und lächelte sie an.
Trotzdem stammelte sie etwas: »Äh, nein, eigentlich nicht. Ich sehe mich nur etwas um.«
»Ach so!«, antwortete der Mann mit einem Dialekt, der ihr irgendwie bekannt vorkam. »Du hast ausgesehen, als hättest du dich verlaufen. Aber wenn alles in Ordnung ist, dann brauchst du mich ja nicht.« Wieder grinste er breit und Katja bestätigte noch einmal, dass sie keine Hilfe brauchte.
»Gut, dann wünsche ich dir noch viel Spaß und vielleicht sieht man sich mal wieder.«
»Ja vielleicht!«, erwiderte sie knapp, sagte dann: »Tschüss!«, und ging in Richtung Wasser davon. Als sie sich nach ein paar Metern noch einmal umdrehte, war der Mann bereits verschwunden. Irgendwie seltsam, der Typ , dachte sie noch, dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf ein sich näherndes Geräusch gelenkt. Einige Sekunden später rollten zwei Jungs auf einem alten Mofa um die Ecke des Cafés und hielten nur wenige Meter neben ihr. Die beiden stiegen ab und zogen sich die Helme vom Kopf. Einen erkannte Katja sofort wieder. Es war einer der beiden Typen, die ihr am Abend zuvor zugewunken hatten. Sie

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