Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
Vom Netzwerk:
dem Beet lag, und zog damit den Batzen vorsichtig aus dem Busch. Entspannt stellte er fest: »Das ist nur ein totes Eichhörnchen!« Dann erst begriff er den Zusammenhang, welchen sein Sohn hergestellt hatte: »Dachtest du …?« Felix nickte. »Mach dir keine Sorgen, wir sind weit weg, und bis wir zurückfahren, haben meine Kollegen den Kerl sicher schon geschnappt!«
»Tut mir leid«, stammelte Felix.
»Es muss dir nicht leidtun! Ganz im Gegenteil, es ist sehr gut, dass du mit offenen Augen durch die Welt läufst!«
Felix fand seinen Mut wieder und meinte: »Ich bring das Vieh mal lieber weg … du kennst ja Mom und Katja.«
»Ja, gute Idee!«, antwortete Mike und wollte sich schon abwenden, als sein Blick noch einmal auf das Tier fiel und ihn stutzen ließ. Der komplette Kopf des Eichhörnchens fehlte, und dort wo der Hals endete, befand sich ein sauberer Schnitt. Felix war das offenbar noch gar nicht aufgefallen.
»Obwohl, lass mich das lieber machen«, warf Mike schnell ein. »Die Viecher haben oft Krankheiten und ich will nicht, dass du dir den Urlaub versaust! Aber du kannst ja schon einmal ein Loch im Garten graben«, wollte er seinen Sohn ablenken.
Felix sah seinen Vater verwundert an, nahm sich dann aber den Spaten, den er neben anderen Gartenwerkzeugen in einer kleinen Kunststoffbox gefunden hatte, und ging damit an den Rand des Gartens.
Mike wartete, bis sich Felix entfernt hatte, holte dann ein paar Seiten Zeitungspapier und wickelte den Kadaver darin ein. Felix hatte bereits ein ordentliches Loch ausgehoben und so war die Sache kurz darauf erledigt.
»So, und jetzt lass uns endlich Frühstück machen!«, drängte Mike, der selbst auf andere Gedanken kommen wollte. Wer oder was hat dieses Tier, in aller Herrgotts Namen, derart zugerichtet? Es sieht fast so aus, als hätte man den Kopf mit einer Axt oder einem Messer abgetrennt , ging es Mike durch den Kopf.

Eine halbe Stunde später, als die ganze Familie beim Frühstück saß, hatten Mike und Felix die Angelegenheit so gut wie vergessen. Ausgeschlafen und bei herrlichem Wetter, fanden nun auch Petra und Katja, dass es keinen schöneren Ort auf der Welt geben konnte.
»Was wollen wir heute machen?«, fragte Mike.
Petra antwortete zuerst: »Ich würde gerne noch etwas auspacken und nachher vielleicht mal in den Ort fahren. Was haltet ihr davon?«
Felix stimmte sofort zu, da er hoffte, möglichst schnell zu einer Angel zu kommen. Katja zögerte zunächst, doch dann fielen ihr wieder die Jungs mit dem Mofa ein und so nickte auch sie.
Zehn Minuten später mussten die Kinder den Frühstückstisch abräumen und Mike und Petra machten sich ans Auspacken. Im Grunde gab es nicht viel zu tun und schon kurze Zeit später stellte Mike die leeren Koffer auf den Schlafzimmerschrank, ging zu Petra und nahm sie zärtlich in den Arm. Zuerst wehrte sie sich halbherzig, dann ließ sie sich auf einen langen, diese gewisse Spannung erzeugenden Kuss ein. Mikes Hände zogen sie fester an seinen Körper und Petra spürte, dass ihre Nähe ihn nicht kalt ließ. Doch als seine Lippen drängender wurden, löste sie sich etwas und sagte gespielt echauffiert: »Die Kinder können jeden Moment hereinkommen.«
    Mike wollte etwas erwidern, wusste aber, dass sie sich jetzt nicht darauf einlassen würde. Statt zu diskutieren, nahm er sie noch einmal sanft in den Arm und flüsterte: »Ich liebe dich!«
Während der Umarmung fiel sein Blick auf die Holztäfelung hinter der Kopfseite des Bettes und er stellte belustigt fest: »Dieser Ort scheint gewisse Gefühle zu wecken.«
»Was meinst du?«, fragte Petra, während sie sich aus seiner Umarmung löste. Mike nickte zu der Stelle, doch da Petra nicht über das geschulte Auge ihres Mannes verfügte, brauchte sie einige Augenblicke, bis sie es ebenfalls erkannte.
Auch wenn die Stelle übermalt worden war, zeigte sie doch fünf, etwa zehn Zentimeter lange Kratzspuren, die sich tief in das Holz gegraben hatten.
Petra legte den Kopf schief und sah ihren Mann durch schmale, aber lächelnde Augen an: »Also was du für Phantasien hast …« Mike zuckte unschuldig mit den Schultern und ging dann hinaus ins Wohnzimmer, wo er noch den Rest ihres Proviants in die Küchenschränke räumen wollte. Unbewusst fiel sein Blick durch das Küchenfenster und, mehr zu sich als zu Petra, sagte er verwundert: »Was tut sie da?«
Petra war hinter ihn getreten und lachte: »Sie sucht ein Netz!«
»Sie sucht was?«, fragte Mike und sah seiner Tochter weiter dabei

Weitere Kostenlose Bücher