Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
Vom Netzwerk:
schätzte ihn ein bisschen älter als sich selbst, und auch wenn sie es nicht so mit blonden Jungs hatte, der gefiel ihr!
Ohne dass es ihr bewusst war, hatte sie ihn etwas zu lange angestarrt, was die beiden offenbar ziemlich belustigte. Sie wechselten ein paar Worte auf Finnisch und kicherten auf eine Art, die Katja rot werden ließ. Doch dann wurde der Junge vom Vortag etwas ernster, ging ein paar Schritte auf sie zu und sagte in erstaunlich gutem Deutsch: »Hallo! Du kommst aus Deutschland, oder?«
Schon wieder starrte Katja zu lange, diesmal allerdings in seine wasserblauen Augen.
»Ja«, stammelte sie, streckte ihm die Hand entgegen und stellte sich vor. Er brauchte offensichtlich etwas, um die richtigen Worte zu finden: »Ich bin Sjören …«, und weiter in Lehrbuchdeutsch, »… schön, dich kennen zu lernen!«
Erst jetzt merkte Katja, dass sie ein ziemlich dümmliches Grinsen aufgesetzt hatte, und entspannte ihre Gesichtszüge so weit, bis nur noch ein Lächeln übrig war. Dann stellte sie fest: »Du sprichst gut Deutsch! Ich kann leider kein Wort Finnisch.«
»Wir können das in der Schule lernen«, antwortete Sjören und deutete auf seinen Freund, der jetzt ebenfalls näher gekommen war. »Das ist Erik.« Auch Erik gab Katja die Hand, er konnte aber im Gegensatz zu Sjören kaum ein Wort ihrer Sprache. Er war etwa einen halben Kopf kleiner als sie und wirkte etwas dümmlich.
»Was kann man hier so machen?«, fragte Katja, die erstens das Gespräch aufrechterhalten wollte, und zweitens wirklich wissen wollte, was hier so los war.
»Moment bitte«, sagte Sjören und sprach ein paar Sätze mit Erik, der sich danach verabschiedete und zu Fuß in einer kleinen Gasse verschwand.
Jetzt lächelte Sjören noch offener und beantwortete ihre Frage: »Man kann schwimmen, angeln, Mountainbike fahren.«
»Und abends?«, fiel ihm Katja fast ins Wort.
»Nicht so viel. Aber es gibt … wie heißt das?« Er machte eine Geste und Katja half ihm: »Meinst du Billard spielen?«
»Ja, genau! Es gibt eine kleine Billardhalle da hinten«, deutete er den bebauten Berghang hinauf.
»Oh, schön!«, stellte Katja fest, die tatsächlich gerne und gut spielte.
»Möchtest du einmal mit dahin kommen?«, fragte Sjören erwartungsvoll.
»Wenn mich mein Vater mit lässt, gerne!«, antwortete sie wenig überzeugt. Dann fragte sie: »Was machst du denn heute noch?«
Wieder brauchte er ein bisschen, um es ins Deutsche zu übersetzten. »Ich treffe mich in einer halben Stunde mit Freunden zum Baden.« Offenbar sah ihn Katja neidisch an, denn er fragte schnell: »Kommst du mit? Gleich dahinten ist ein schöner Strand.« Diesmal deutete er in die Richtung, aus der sie am Vortag gekommen waren.
Katja blickte ihn verzweifelt an: »Auch da muss ich erst meine Eltern fragen.« Dann sah sie an Sjören vorbei und sagte: »Oh … da kommen sie! Sag bitte noch nichts vom Billard, vielleicht darf ich wenigstens mit zum Baden.« Er nickte, drehte sich um und hatte offenbar kapiert, worauf es ankam, da er Mike, Perta und Felix in dem höflichsten Deutsch begrüßte, das er beherrschte.
Obwohl Felix Sjören noch gar nicht kannte, musste er ihm unbedingt seine neue Angel unter die Nase halten. Sjören ging darauf ein und begutachtete das neue Stück kritisch, dann sagte er: »Die ist gut, ich habe so eine ähnliche!« Damit war Felix zufrieden und zog sich etwas zurück.
»Paps!« Katja sah ihren Vater mit ihrem typischen, Ich will etwas- Blick an. Er sagte nichts, sondern wartete, bis sie von alleine ihren Wunsch äußerte.
»Sjören geht nachher mit Freunden im See baden, kann ich da mit?«
Mike hatte sich abgewöhnt, vorschnelle Antworten zu geben, daher musterte er noch einmal Katjas neue Bekanntschaft und sagte dann: »Wann ist nachher?«
»So in einer halben Stunde«, antwortete Sjören an Katjas Stelle.
»Dann gehen wir jetzt da oben einen Kaffee trinken und besprechen das. Kommst du noch einmal hier vorbei?« Der Junge nickte: »Klar, ich muss sowieso noch meine Badesachen holen.«
»Gut, dann machen wir das so!«, stellte Mike fest und sah im Augenwinkel, wie Katja Sjören zuzwinkerte.
Eine Tasse Kaffee später hatte Katja die Erlaubnis, hier bleiben zu dürfen, was sie vor allem ihrer Mutter zu verdanken hatte. Und wie abgesprochen kam Sjören mit seinem Mofa um die Ecke und hielt vor dem Café. Mike lud ihn ein, sich zu setzen: »Wie lange wollt ihr denn bleiben? Ich muss Katja später wieder abholen.« Als der Junge begriff, dass Katja

Weitere Kostenlose Bücher