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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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tun!«
Peter nickte leicht und ließ sich dann, wie eine Marionette, durch die Gänge zurück nach draußen führen.
Oben angekommen atmeten beide tief durch und Peter setzte sich mit dem Rücken an die kalte Backsteinwand. Ohne noch irgendetwas zu sagen, starrte er einfach nur geradeaus in die Nacht.
Mike zog sein Handy heraus und informierte die Zentrale, mit der Bitte, auch einen Psychologen zu schicken.
Es vergingen zwanzig Minuten Ewigkeit, in der Mike sich nach fast einem Jahr eine Zigarette von Peter geben ließ, und diese auch doppelt so schnell wie gewöhnlich inhalierte. Gegen das Zittern half das Nikotin zwar nicht, aber er wurde dadurch etwas ruhiger.

Kurze Zeit später schien der Parkplatz vor dem alten Versandhaus regelrecht zu explodieren. Offensichtlich hatte man alles zusammengetrommelt, was um diese Uhrzeit verfügbar war. Sie kamen zwar ohne Sirenen, doch alleine das unregelmäßige Zucken von zwanzig Blaulichtern reichte, um alles verändert wirken zu lassen.
Peter wurde in einen Krankenwagen gebracht, der, ohne dass Mike seinen Partner noch einmal zu Gesicht bekam, in Richtung des städtischen Krankenhauses davonfuhr.
Nach einer kurzen Lagebesprechung begann die Spurensicherung ihre Arbeit aufzunehmen und kurz darauf leuchtete das alte Gebäude wie in früheren Zeiten.
Eigentlich hatte Mike vorgehabt, noch einmal mit in den Keller zu gehen, doch bereits an der ersten Brandschutztür verließen ihn die Kräfte. Ein junger Streifenpolizist begleitete ihn zu seinem Auto, und nachdem Mike mehrfach versichert hatte, fit zu sein, ließ man ihn alleine nach Hause fahren.

– 2 –
     
     
    Es dämmerte bereits, als Mike das Auto vor seinem kleinen, aber fast bezahlten Einfamilienhaus unter das Carport fuhr und ausstieg. Die Morgenluft war jetzt im Juni noch angenehm frisch, hatte aber keine Chance gegen die Geister in seinem Kopf. Noch eine Stunde, bis Petra und die Kinder aufstehen werden. Eine Stunde Ruhe, die er dringend für sich brauchte!
Auch wenn alles in ihm nach einem Glas Bourbon schrie, tat er erst, was er sich vorgenommen hatte. So leise wie möglich schloss er die Haustür auf, zog seine Schuhe aus und schlich hinauf in die erste Etage. Die Tür zu Felix’ Zimmer stand wie immer einen Spalt breit offen, doch er wollte zuerst zu Katja.
Es war das typische Zimmer einer Sechzehnjährigen! An den Wänden gab es kaum einen Quadratzentimeter, den nicht das Gesicht irgendeines Teeniestars zierte, und für einen kurzen Augenblick stieg Ärger in ihm hoch. Er hatte schon tausendmal darum gebeten, dass abends alle Geräte ausgeschaltet werden und wieder war der CD-Player die ganze Nacht durchgelaufen. Doch dann kamen wieder die Geister und der Ärger wich dem dankbaren Gefühl, zwei gesunde Kinder zu haben. Leise schlich Mike zu dem Bett seiner Tochter und war kurz versucht, ihr über das verstrubbelte, blonde Haar zu streicheln.
Felix’ Zimmer stellte den totalen Kontrast zum Zimmer seiner Tochter dar. Der spärliche Wandschmuck beschränkte sich auf Szenen aus den Star-Wars-Filmen und der Teppich glich einem Minenfeld aus Autos, Lego-Spielzeug und undefinierbaren Dingen aus dem nahen Wald.
Irgendwie schaffte Mike es, bis zum Bett seines Sohnes zu gelangen, ohne auf irgendetwas zu treten. Felix’ Gesicht war ihm zugewandt und sah unendlich friedlich aus.
Das Bild des erschossenen Jungen blitzte in Mikes Kopf auf und für einen Augenblick war Felix’ Hinterkopf genauso explodiert. Fast hätte sich der Brechreiz durchgesetzt, aber Mike konnte ihn gerade noch rechtzeitig unterdrücken und den Raum verlassen.
Der Bourbon stand wie immer in der kleinen Schrankbar und es war Gott sei Dank auch noch genug in der Flasche, um Wirkung zu zeigen. Mike griff sich ein Glas und die Flasche, öffnete die Terrassentür und setzte sich hinaus in den Sonnenaufgang. Dann goss er sich großzügig ein und leerte das Glas schnell, aber mit Genuss. Nach zwei weiteren Gläsern stellte sich endlich etwas Wirkung ein, und ohne darüber nachzudenken, griff Mike nach dem Päckchen Zigaretten seiner Frau, das noch vom Vorabend auf dem Tisch lag.
»Du rauchst wieder?« Petras leise Stimme ließ ihn zusammenzucken. Dann blickte er über die Schulter zu ihr auf und versuchte ein Lächeln.
Petra kannte ihren Mann seit fast neunzehn Jahren und wusste, dass Mike hier nicht ohne Grund mit Schnaps und Zigarette saß. Und sie wusste auch, dass er nur reden würde, wenn er es wollte, daher fragte sie nur: »Gibst du mir auch eine

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