Heute leider kein Foto für dich, Baby
Bühne sieht man blau gekleidete Models, auf deren nackten Armen sich die verschnörkelten Muster der Tapete spiegeln. Langsam schreiten sie zwischen Vogelkäfigen aus Holz auf und ab.
Für Pia aber gibt es nur eine Bühne: das Ankleidezimmer für die Prinzessinnen, wo inzwischen die Models in zartcremefarbenen Tüllkleidern mit wunderschönen spitzenverzierten Oberteilen unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen Platz genommen haben. Sie plaudern leise miteinander, pudern ihre Nasen, vergleichen die Tanzkärtchen, wechseln aufgeregt Blicke. Junge Mädchen wenige Momente vor dem Beginn des ersten großen Balls ihres Lebens.
In Pias Kopf vermischen sich die Erinnerungen mit den Models auf der Bühne. Die junge Frau am Spiegel, das Kleid, das sie trägt, ein Traum aus Tüll. Jetzt hebt sie den Arm zum Winken.
Pia lächelt und winkt zurück. »Maman!«, flüstert sie. »Maman!«
»Pia! Alles in Ordnung?« Cleo schaut sie besorgt an. »Du bist ganz blass.«
Als Pia nicht antwortet, schüttelt sie ihren Arm. »Pia, rede mit mir! Was ist los?«
die Models in ihren wunderschönen Kleidern. Als eine der jungeso ein Kleid tragen. Wie viel mag es kosten?«
Die Frage geht an Cleo, aber bevor die antworten kann, mischt sich Frau Bergmann ein. »Mehr als du dir in deinem ganzen Leben leisten kannst. Vergiss es! Das sind Kleider für Gewinner.«
»Oder du musst Model werden, wie der junge Mann dir geraten hat!« Cleo grinst.
»Ha! Pia und Model?« Frau Bergmann lacht so laut und schrill, dass die Leute sich umdrehen.
»Sie will Model werden!«
Pia möchte am liebsten im Boden versinken.
»Vergiss es, Pia. Das hier ist eine andere Liga. Viel zu groß für dich. Vielleicht heiratest du ja einen reichen Mann, der dir dann so ein Kleid kaufen kann.«
»Du bist gemein, Mutter.«
»Ich bin nur realistisch, mein Kind. Manche Träume sollte man im Keim ersticken, sonst gibt es nur unnötige Enttäuschungen. Und dass aus Pia ein gutes Model werden kann, das ist ein solcher Traum. Ich kenn mich aus im Modelbusiness.«
>PiaverweigertedasEssen,lagstundenlang
einige
Monate
bei
ihnen
ein,
während
der
Vater
sein
Examen
machte,
um
möglichst
rasch
Geld
verdienen
zu
können.
Es
war
die
Großmutter,
die
sie
tröstete,
wenn
sie
nachts
nicht
schlafen
konnte,
die
sie
mittags
aus
der
Schule
abholte,
und
die
ihr,
als
sie
zurück
nach
Paris
flog,
versprach,
ihr
die
Hüte
und
das
eine
Paar
High
Heels
zu
schicken,
das
noch
in
Paris
im
ehemaligen
Kinderzimmer
der
Mutter
stand.
Und
sie
hielt
Wort.
So
blieben
Pia
vier
Hüte,
ein
Paar
blaue
High
Heels
und
die
Erinnerungen
im
Herzen
…
Wenn Pia an das Gesicht ihrer Mutter denkt, dann sieht sie immer eine Frau mit Hut vor sich. Da war der große Schlapphut, den Pia besonders mag, der kleine blaue mit der Feder, Sommerhüte, Winterhüte, Hüte für jede Gelegenheit und jede Stimmung. Ihre Mutter hat Hüte geliebt. Es gibt auch kaum ein Kinderbild von
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