Heute Nacht brauche ich Liebe
wieder die Lippen auf ihren Hals und ihr Dekolleté.
Ein letztes Mal versuchte Joan zu protestieren, doch die Worte erstarben ihr unter einem neuen Ansturm von Küssen. Die Lust hatte sie schon so sehr ergriffen, dass es kein Zurück mehr gab. Das wusste sie und das wusste er.
Als Red seine Hände unter ihren Hosenbund schob, so weit; dass er ihren nackten Po umspannen konnte, durchflutete sie wieder diese süße pulsierende Hitze. Ein letztes Mal, schoss es Joan durch den Kopf, ein letztes Mal für all die einsamen Nächte, die vor ihr lagen, für alle die Träume, die nie Wirklichkeit geworden waren, für das, was hätte sein sollen und niemals wahr wurde. Nur noch dieses eine Mal.
Irgendwie entledigten sie sich ihrer Kleider. Plötzlich spürte Joan den kratzigen Flor der Decken unter sich. Da drang Red auch schon in sie ein, heiß, zuckend und fordernd. Keuchender Atem, leises Stöhnen - viel zu schnell kam die Erfüllung, und für einen langen, endlosen Moment glaubte sie, dieses Gefühl würde ewig anhalten. Es war der pure Wahnsinn, eine explodierende Mischung aus glühender Begierde und abgrundtiefer Verzweiflung.
Red war ihr so nah. Joan verlor sich ganz in ihm. Sein Atem, sein Geruch, die verschwommenen Umrisse seines Gesichts, das Glänzen seiner Augen. Das einzige, woran sie denken konnte, war sein Name, immer und immer wieder. Red. Er gehörte ihr und wenn er ging, würde etwas in ihr sterben.
Noch lange, nachdem ihre Erregung abgeklungen war, hielten Joan und Red sich in den Armen, noch ganz außer Atem. Joans Puls hämmerte in ihren Ohren. Sie lag an Reds Schulter und hielt die Augen fest geschlossen, um diesen Augenblick so lange wie möglich auszukosten. Sie spürte Reds erhitztes Gesicht, seinen unregelmäßigen Atem und wünschte sich sehnlichst, er möge sie nicht verlassen.
Aber schließlich löste sie sich doch von ihm und stand auf. Schweigend und mit flinken Bewegungen begann sie, sich anzuziehen. Maudie würde sich sicher fragen, was sie so lange in den Vorratsräumen machten, Außerdem konnte sie jeden Augenblick hereinkommen, um nach. ihnen zu schauen.
Um sie herum war alles still, nur ihr Atem und das Rascheln ihrer Kleider waren zu hören. Joans Hände zitterten. So durcheinander hatte sie sich lange nicht gefühlt. Sollte das ihr endgültiges Abschied nehmen gewesen sein: ein verzweifelter Sinnestaumel in einem muffigen Lagerraum, nachdem sie sich hastig anziehen mussten, bevor jemand sie überraschte? Hatten sie nicht etwas Besseres verdient?
Andererseits war es so nicht schöner, als mit Hass auseinander zugehen, mit gegenseitigen Beschuldigungen und Streit?
Eigentlich müsste sie sich jetzt besser fühlen, doch das Gegenteil war der Fall. Dieses Erlebnis ließ sie den Verlust noch schmerzhafter empfinden.
Sag etwas, Red, flehte sie in ihrem Innern. Nimm mich in deine Arme, streichle mich, sag irgend etwas. Doch zur gleichen Zeit fürchtete sie es auch, denn sie wusste nicht, ob sie es ertragen würde, wenn er das tat.
Woran dachte er gerade? Was empfand er? Schmerzte es ihn genauso? Wünschte er sich auch, dass alles anders wäre? Natürlich nicht. Männer reagierten stets anders nach einem Liebesspiel, sie hatten nicht solche dummen sentimentalen Gefühle. In dieser Hinsicht waren sie bedeutend klüger als Frauen.
Wie leicht hatten sie es doch. Sie waren es gewohnt, die Dinge zu nehmen, wie sie waren. Im Grunde war das die einzig vernünftige Einstellung, um mit einer Situation wie dieser fertig zu werden. So würde sie es in Zukunft auch tun, selbst wenn es ihr im Augenblick sehr schwer fiel.
Was sie getan hatten, war verrückt. Sie hatten sich von ihren Gefühlen mitreißen lassen wie zwei unreife Teenager. Trotzdem verspürte Joan deswegen, nicht die geringste Verlegenheit. Sie bereute nichts. Sie waren zwei erwachsene Menschen, und sie hatten es beide so gewollt. Es war ohne Bedeutung. Auch andere Menschen ließen sich von ihrer Lust treiben und gaben sich in den unmöglichsten Situationen einander hin. Danach gingen sie auseinander, als sei nichts geschehen.
Konnte sie es nicht genauso tun? Du kannst es, redete sie sich ein, ja, du kannst es. Energisch legte sie den Gürtel um ihre Taille und schloss ihn. Mit hastigen Handbewegungen strich sie sich übers Haar. „Ist es in Ordnung?” fragte sie Red.
Er ließ sich Zeit mit der Antwort. „Ja, es ist gut so”; bestätigte er nach einer Weile.
Joans Knie zitterten immer noch ein wenig, und ihre Wangen glühten
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