Heute verführe ich den Boss
Gefühl, verhört zu werden.
Er hatte keine Lust zu lügen, wollte gleichzeitig aber auch nicht Jennys Ruf schädigen. Also schwieg er.
„Bist du sicher, dass das eine gute Idee war?“, fragte Cole.
Mitch spürte, wie sein Puls sich beschleunigte und sein Adrenalinpegel stieg. „Was hältst du davon, wenn du die Diskussion an dieser Stelle abbrichst?“
„Ich mache mir Sorgen um Jenny.“
„Jenny geht es gut.“
„Woher weißt du das?“
Mitch zwang sich, ruhig zu atmen. Natürlich hätte er sie nicht nach Hause begleiten sollen.
Aber jetzt war es eben geschehen, und er konnte es nicht mehr ändern. Außerdem ging es niemanden etwas an.
„Mit welcher Absicht hast du das getan?“, fragte Cole ihn, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
„Soll das ein Witz sein?“
„Ich meine es verdammt ernst. Ich kenne Jenny, seit sie ein kleines Mädchen war …“
„Ich etwa nicht?“
„Aber ich habe nicht mit ihr geschlafen.“
Mitch sprang auf, seine Schulter schmerzte höllisch. Er hasste es, zu debattieren, wenn er im Unrecht war. Oh, er konnte es durchaus, aber er fand es grauenhaft. „Jenny ist eine erwachsene Frau. Wir haben heute Morgen miteinander gesprochen …“
„Und sie hat dir gesagt, es ginge ihr gut?“ Erstaunt sah Cole seinen Freund an.
Jetzt packte Mitch aus. „Sie hat es als ‚Ausrutscher‘ abgetan.“
„Hört sich das für dich nach Jenny an?“
In diesem Moment verließ Mitch jegliches Gespür für Logik. Nein, es hörte sich natürlich nicht nach Jenny an.
Beide Männer schwiegen eine Weile, während Wind aufkam und die Golfspieler weiterzogen.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?!“, stieß Cole schließlich hervor.
Mitch rutschte tiefer in den Sessel hinein. „Du hast sie gestern Abend doch gesehen.“
Einen Moment lang wirkte Cole, als würde er darüber nachdenken, wie er selbst gehandelt hätte.
Mitch spürte, dass er wütend wurde. „Denk nicht einmal daran, mit Jenny ins Bett zu gehen.“
Jetzt sah Cole ziemlich amüsiert drein. Offenbar fand er die Zwickmühle, in der Mitch steckte, komisch. „Das klingt ja richtig eifersüchtig.“
Mitch wusste, worauf Cole hinauswollte. Doch für ihn und Jenny gab es keine Zukunft. Jenny war ein großartiges Mädchen, und er, Mitch, war auch nur ein Mann. „Du kennst mich doch.“
Seit der Grundschule waren er und Cole Freunde. Cole hatte sich für Baseball, nicht für Football entschieden, weil er immer schon kleiner gewesen war. Natürlich wusste er um die Annehmlichkeiten im Leben eines Elitesportlers. Und er machte sich keine Illusionen über Mitchs Lebensstil.
„Nach den Wahlen – oder wenn meine Schulter wieder okay ist – werde ich aus der Stadt verschwinden“, fügte Mitch hinzu. Nein, es gab absolut keine gemeinsame Zukunft. Aber Jenny verdiente einen Mann, der ihr eine Zukunft geben konnte.
„Gestern Abend habe ich mit Jeffrey Porter gesprochen“, fügte er hinzu, weil er wusste, dass er damit vermutlich auf mehr Verständnis stoßen würde. Cole war durchaus im Bilde über Jeffreys amouröse Eskapaden.
„Willst du ihn jetzt als warnendes Beispiel anführen?“
„Seine Freundin hat ihn in flagranti erwischt. Weißt du“, überlegte Mitch laut, „ich glaube wirklich, dass er die ersten hundert Angebote abgelehnt hat. Doch dann hat er sich nachts plötzlich allein gefühlt. Vielleicht weil wir das Spiel verloren haben, vielleicht weil er auf dem Feld verletzt wurde. Und dann stand sie plötzlich da, ein junges, hübsches, verführerisches Ding, das ihn all seine Probleme hat vergessen lassen. Zumindest für eine Weile. Und wenn es beim ersten Mal schon so einfach war …“
Mitch hatte das schon bei einigen Spielern erlebt. Seine Teamkollegen hatten zwar alle versucht, eine stabile Beziehung zu führen, doch letztlich waren sie allesamt gescheitert.
„Du musst mir hier keinen Vortrag über die lockere Moral von Profisportlern halten“, sagte Cole.
„Ich versuche, dich von meiner lockeren Moral zu überzeugen. Ich werde wieder in diese Welt zurückkehren, Cole. Und ich bin keinen Deut besser als der Rest des Teams.“
„Dann hättest du nicht mit Jenny schlafen dürfen.“
Mitch lachte bitter auf.
Für das, was er getan hatte, sollte er gevierteilt werden. Denn Typen wie er hatten kein Recht, sich an aufrichtige Mädchen wie Jenny heranzumachen.
Seit ihrer Shoppingtour verbarg Jenny ein sündiges Geheimnis unter ihrer Kleidung. Obwohl sie wie gewohnt am Freitag ihre grauen
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