Heute verführe ich den Boss
moderner Eleganz.
„Und wie oft hat Mitch dich jetzt schon darin gesehen?“
„Oft“, gab Jenny unumwunden zu.
Mitch war es sowieso egal, was sie trug. Er brauchte lediglich eine aufmerksame Begleiterin als Informantin an seiner Seite. Denn er wollte über jedes Mitglied des Texas Cattleman’s Club, so gut es ging, informiert sein. Und Jenny wusste, dass sie ihm als Assistentin des TCC eine große Hilfe war.
„Seit deinem zwölften Lebensjahr bist du in ihn verknallt.“
„Ich war in ihn verknallt.“ Aber das war schon eine Ewigkeit her. „Der Mann hat die Stadt verlassen, da war ich gerade sechzehn.“
Als bester Quarterback des American Football Teams hatte Mitch Hayward damals ein Sportstipendium bekommen und war nach Dallas aufs College gegangen. In den ersten beiden Sommern war er nach Royal zurückgekommen, um zu jobben. Doch dann hatte ihn die Karriere als Sportler völlig in Anspruch genommen. Erst im vergangenen Jahr war er aufgrund einer Schulterverletzung wieder zurückgekehrt.
„Er ist aber schon seit zwölf Monaten hier“, gab Emily nicht nach.
„Schon so lange?“ Jenny zupfte an der Bettdecke herum und tat so, als wüsste sie nicht ganz genau, wann, zu welcher Stunde und in welcher Minute Mitch Hayward nach Royal zurückgekehrt war.
Emily ließ sich neben Jenny aufs Bett fallen. „Du bist eine wirklich schlechte Lügnerin.“
Jenny seufzte. „Ich werde mich nicht zum Idioten machen, indem ich mich für Mitch aufbrezele.“
„Dann brezel dich eben für Rick Pruitt und Sadie Price auf.“ Das waren die Braut und der Bräutigam. Rick war schon lange ein von allen geschätztes Mitglied des Texas Cattleman’s Club .
„Als ob es die beiden interessiert, was ich trage“, entgegnete Jenny.
Emily packte Jenny beim Arm und sah sie eindringlich an. „Dieses Mal geht’s ums Ganze, Jen.“
Wie dramatisch. „Klär mich auf!“
„Seit einem Jahr beobachte ich, wie du leidest. Entweder schnappst du dir endlich Mitch, oder du fängst an, dich mit anderen Männern zu verabreden.“
„Ich leide nicht.“
Doch Emily hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Jennys Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Ein ganzes Jahr lang hatte sie versucht, sich einzureden, dass Mitch passé sei. Nichts weiter als eine längst vergessene Schwärmerei aus Kindertagen.
„Du wirst bald dreißig“, sagte Emily.
„Du auch.“
„Das stimmt. Aber ich habe einen Plan.“
„Einen Plan, um dreißig zu werden?“
„Einen Lebensplan“, erwiderte Emily versonnen und blickte sehnsuchtsvoll an Jenny vorbei aus dem Fenster.
„Sollte ich bis zu meinem nächsten Geburtstag keinen Mann treffen, also den Mann …“ Plötzlich runzelte sie die Stirn und kniff die Augen zusammen. „Na ja, zumindest einen, der theoretisch der Mann sein könnte, dann werde ich trotzdem alles tun, um schwanger zu werden.“
Erschrocken fuhr Jenny hoch. Sie konnte gar nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. „Alleinerziehend? Machst du Witze? Weißt du eigentlich …“
„Ich will aber Kinder.“
„Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie furchtbar es ist, mit nur einem Elternteil aufzuwachsen.“
„Wir reden hier aber nicht über deine Kindheit.“ Emily blickte sie an und sprang vom Bett. „Zurück zum Thema Hochzeit. Wenn ich so verrückt nach einem Kerl wie Mitch wäre, würde ich alles tun, um ihn zu bekommen.“
„Würdest du nicht.“
„Doch.“ Emily nickte entschlossen. „Komm schon, Jen. Was hast du zu verlieren? Wenn du ihm nicht ins Auge fällst, gut. Dann hast du dich anlässlich einer Hochzeit eben einfach nur ein bisschen hübsch gemacht. Aber falls doch, bist du im Spiel.“
„Falls ihm nichts an mir auffällt“, begann Jenny und sagte sich insgeheim, dass genau das der Fall sein würde, „ist das Spiel gelaufen.“
Mitfühlend sah Emily sie aus ihren blauen Augen an. „Wenn du ihm in diesem Kleid nicht auffällst, war das Spiel eh schon längst vorbei. Würdest du es denn nicht gern herausfinden?“
Jenny wollte gerade heftig den Kopf schütteln, hielt aber inne. Wollte sie wirklich die nächsten Jahre damit verbringen, einen Mann anzuschmachten, der keinerlei Interesse an ihr hatte? Oder sollte sie nicht doch lieber der Wahrheit ins Gesicht sehen, so bitter diese auch sein mochte?
„Wenn er nicht auf dich steht, Jen, kannst du dir immer noch überlegen, wie du weitermachst. Aber weitermachen musst du.“
Na schön. Jetzt oder nie. Vielleicht hatte Emily recht.
„Steh deine
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