Heute verführe ich den Boss
werde ich nicht tun, Em.“
Emily legte Jenny einen Arm um die Schultern. „Dann werde ich dir helfen. Du könntest in unser kleines Landhaus am Angel Lake ziehen. Solange du willst. Sag Mitch, dass es ein Notfall ist. Schreib ihm eine Nachricht.“
Jenny nickte. „Ja, das könnte ich tun. Ich könnte ihm sagen, jemand sei krank.“ Sie legte sich eine Hand auf den Magen. „Also ich bin definitiv krank. Und ich könnte ihm sagen, ich sei bei Freunden untergekommen. Bei dir. Das wäre nicht einmal gelogen.“
Emily lächelte traurig. „Nein, das wäre es nicht.“
Jenny setzte sich wieder. „Bist du sicher, dass deine Familie nichts dagegen hat?“
„Ganz sicher. Es ist ein guter Ort für dich, um dich zu sammeln.“
Jenny drehte sich zum Computer und begann zu tippen. Es fiel ihr ungeheuer schwer, die Worte zu schreiben, die sie für immer von Mitch trennen würden. Plötzlich fühlte sie sich unglaublich müde. Am liebsten hätte sie sich im Bett verkrochen und monatelang durchgeschlafen. Sie wollte weder Mitch noch sonst einen Menschen sehen.
Nachdem Mitch den kleinen Flughafen hinter sich gelassen hatte und mit seiner Corvette auf Royal zusteuerte, nahm er die Hand vom Schalthebel und ertastete das viereckige Kästchen in seiner Sakkotasche. Mit seinen Gedanken war er die ganze Zeit über bei Jenny. Hätte jemand ihm achtundvierzig Stunden zuvor gesagt, dass er einen Verlobungsring kaufen würde, er hätte ihn für verrückt erklärt.
Doch manchmal veränderten die Dinge sich. Menschen veränderten sich. Sie lernten etwas über sich und über andere, das ihnen einen neuen Blickwinkel schenkte. Mitch hatte gelernt, dass er Jenny wollte. Denn er liebte sie. Und er würde keinen weiteren Tag mehr warten, um ihr das zu sagen.
Er kannte die Strecke in- und auswendig, jede Kurve, jede Unebenheit. Doch noch nie zuvor war er so gerast und hatte sich gewünscht, schneller ans Ziel zu kommen. Als er schließlich auf den Parkplatz des TCC bog, musste er sich zur Ruhe ermahnen.
Er konnte Jenny ja nicht einfach so zwischen Tür und Angel gestehen, dass er sie liebte. Ganz sicher würde er ihr im Büro auch keinen Heiratsantrag machen.
Noch an diesem Abend würde er sie ausführen. Dorthin, wo es wild und romantisch zugleich war. Vielleicht wieder zum Strand. Dort gab es einige gute Restaurants mit einem fantastischen Ausblick auf die Galveston Bay. Er dachte an Kerzen, weißes Leinen und eine kleine abgeschiedene Ecke, in der er ihr all das sagen konnte, was er ihr sagen wollte.
Auf dem Weg ins Clubhaus nahm er zwei Stufen auf einmal, eilte durch die große Eingangstür direkt in den zweiten Stock, dann weiter den kleinen Flur entlang ins Vorzimmer.
„Jenny?“, rief er atemlos, bevor er merkte, dass sie gar nicht da war.
Schnell ging er in sein eigenes Büro. Er erwartete, sie dort zu sehen, wie sie seine Papiere ordnete oder die Grünpflanzen goss.
Doch dort war sie auch nicht. Er stutzte.
Vielleicht war sie ja im Konferenzraum. Er zwang sich, geduldig abzuwarten, doch weil er es nicht aushielt, lief er weiter, um sie zu suchen.
Aber auch der Konferenzraum war leer. Also ging er wieder zurück ins Büro, wo er wartete.
Es war so ruhig. Viel zu ruhig. Als er sah, dass ihr Computer nicht eingeschaltet war, wusste er, warum. Auch ihr Stuhl war ordentlich an den Schreibtisch geschoben worden. Die Schreibtischplatte war leer, die tägliche Post in einem Körbchen abgelegt.
War Jenny gar nicht da?
Als er näher an ihren Tisch herantrat, fiel sein Blick auf einen zerknitterten Briefumschlag, auf dem sein Name geschrieben stand. Mitch nahm ihn und hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Sie hatte ihm eine Nachricht hinterlassen? Wieso schrieb sie ihm nicht einfach eine E-Mail oder eine SMS oder rief ihn an?
Er riss den Umschlag auf und nahm ein Stück Papier heraus.
Lieber Mitch , stand darauf.
Als er den Brief las, wurde er zunehmend verwirrter. Jenny war weg?
Er drehte das Papier um, doch die Rückseite war leer. Keine Erklärung und keine Notiz, wann sie wiederkam, geschweige denn, wo sie war. Nichts.
Er wusste nicht, ob er wütend sein oder sich Sorgen machen sollte.
Schnell griff er nach seinem Handy und tippte ihre Nummer ein.
Doch er wurde sofort zu ihrer Mailbox umgeleitet.
„Jenny“, sprach er und versuchte, so entspannt wie möglich zu klingen. „Ich bin’s. Und ich bin ziemlich verwirrt. Ruf bitte so schnell wie möglich zurück, okay?“
Er legte auf, wartete einen Moment, holte tief
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