Heute wär ich mir lieber nicht begegnet
sein Geschäft draußen am Zaun verrichtet. Das erste Klo war nicht besetzt, es hatte keine Tür, aber Warteschlangen gab es zwei. Und aus dem zweiten kam ein Mann mit der Tür in den Händen heraus. Er reichte sie einem, der vor dem ersten Klo schon eine Weile trippelte und mit dem Rücken nach vorn hineinging und die Tür davorstellte. Erst dann knöpfte der Erleichterte seinen Hosenschlitz zu. Seine Schuhe waren eingespritzt.
Warum laßt ihr ihn nicht vor, fragte eine Frau mit Sonnenbrille, er ist doch noch klein. Ein Junge in kurzen Hosen und Sandalen hob ihr das Kleid hoch und weinte, und sie schlug ihm auf die Hände:
Laß mein Kleid in Ruh, hör auf.
Laß ihn doch weinen, sagte einer, dann muß er nicht so oft pissen.
Er zog eine Streichholzschachtel aus der Hosentasche und rasselte vor dem Gesicht des Jungen:
Die schenk ich dir.
Das Kind schüttelte den Kopf.
Wie heißt du.
Zuckerfloh, sagte das Kind.
Du heißt doch nicht Zuckerfloh, sagte der Mann und rasselte mit der Streichholzschachtel. Und zu der Mutter sagte er:
Keine Angst, es sind nur Sonnenblumenkerne drin.
Die Frau faßte dem Kind in den Nacken:
Na, sag ihm doch, wie du heißt.
Das Kind hob den Arm und schützte sein Gesicht. Dann war es zu spät, das Wasser lief ihm die Beine herunter in die Sandalen. Ich kehrte um und ging zu Paul zurück:
Ich bekomme keine Tür.
Er lümmelte auf seinem Motorrad, die zwei letzten Antennen waren verkauft. Er warf die leere Schnur in die Luft.
Was sagst du nun.
Das Geld für meinen Ring behielt Paul in der Hosentasche, dort war es sicher. Er kam mit mir. An den Holzhäuschen standen immer noch zwei Schlangen. Die Tür war ein Blechstück, so groß wie eine Tischplatte. Fliegen brummten, die Wartenden stritten, zeigten goldene und schwarze Backenzähne, Zahnstümpfe und Lücken. Paul drängte sich vor. Es gab Absprachen:
Du kriegst meine Tür. Dann krieg ich sie. Dann er.
Wenn wieder einer mit der Notdurft fertig war und die Tür vor sich heraustrug, war das Abgesprochene hinfällig. Bei vielen pressierte es, und es gab Geschrei. Der Polizist lehnte am Zaun, aß Keks und putzte mit den Zähnen eines roten Plastikkamms vom Daumen zum kleinen Finger der Reihe nach seine Nägel, es war auch höchste Zeit.
Schreit nicht so, rief er, ohne hinzusehen.
Helfen Sie doch den Schwächeren, sagte eine Frau mit Pferdeschwanz, ich bin schwanger, ich kann nicht mehr stehen, mir brechen die Füße ab.
Wo bist du schwanger, fragte eine alte Frau und sah den Polizisten an, trägst du das Kind im Arsch aus, du hast doch gar keinen Bauch.
Ich bin kein Schiedsrichter, sagte der Polizist.
Und die Schwangere: Großer Gott im Himmel, Zwillinge kriegt man leichter als diese Tür.
Zwillinge sind schöner als zwei Holzfüße, lachte der Polizist, ich werd mich kümmern, daß du sie nicht brauchst.
Er steckte den Kamm in die Jacke, schob sich ein Stück Keks in den Mund und stellte sich vor das besetzte Klo.
So, schwanger oder nicht, jetzt kriegt aber sie die Tür, sie steht schon ewig da.
Die Schwangere versprach Paul ihre Tür. Als sie aus dem Klo trat, ließ sie das Blechstück los, bevor sie gesehen hatte, wessen Hände daran zerren. Der Dicke hinter Paul fuchtelte und fluchte, es wurde seine Tür. Paul ließ das Klo nicht aus den Augen, und als die Tür von innen zu wackeln begann, griff Paul nach ihr und hob sie weg.
He, nicht mitten in der Andacht, nicht so schnell, sagte der Dicke, in dem Scheißhaus da drin wird man von Gott empfangen, und da draußen ist der Teufel los.
Von Gott, sagte der Polizist, vielleicht von dem Esel, der dein Gesicht hat und ins Scheißhaus hineingeht.
Paul schob mich in das Häuschen und stellte das Blechstück davor. Drinnen war kein Dach, der Himmel schickte seine grünen, zudringlichen Fliegen. Für die Füße lagen zwei vollgemachte Bretter über einem Erdloch. Man konnte leicht ausrutschen, ich suchte zwei trockene Stellen. An der Wand stand in roter Ölfarbe:
Das ganze Leben ist beschissen
darauf kann ich nur noch pissen.
Ich hörte die Leute draußen, auch Pauls Stimme schrie. Hier drin war man gut aufgehoben. Weniger als das, was unter den Füßen stinkt, kann man nicht werden. Hat der Dicke mit Gott gemeint, daß man hier drin von dem scharfen Gestank besoffen wird. Ich atmete tief ein und aus, ich beeilte mich nicht, trotz der Gefahr, auszurutschen, schloß ich die Augen. Erst draußen war ich ein Stück Menschendreck. Ich ging neben Paul her, auf dem Gelände
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