Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
widersprach ich. »Wer zum Teufel ist Torin? Und was habt ihr vorgehabt, wolltet ihr mich als eure ureigene Zauberbombe benutzen?« Mom legte ihren Arm fest um meine Schultern. Ich schüttelte ihn ab und ging zum Tisch, um Aislinn ins Gesicht zu sehen.
»Das ist es nämlich, was sie tun wollten«, erklärte ich ihr. »Die Casnoffs.« Meine Stimme zitterte leicht, als ich an Nick und Daisy dachte, die beiden Dämonenkids, mit denen ich mich – nun ja, angefreundet wäre zu viel gesagt –, das waren die beiden Kids, die ich in Thorne Abbey kennengelernt hatte. Als ich Daisy das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie den Dämon aus sich rausgelassen und versucht, mich zu töten. Das alles hatten wir Lara Casnoff zu verdanken. Nick genauso, der Archer angegriffen und ihn beinahe umgebracht hatte. Weil Lara sie in Dämonen verwandelt hatte, standen Nick und Daisy unter ihrer Kontrolle.
Einem Teil von mir fehlten die beiden, so unheimlich und mordlüstern sie auch gewesen waren. Wahrscheinlich wurde meine Stimme deshalb lauter, als ich hinzufügte: »Die Casnoffs und die anderen Mitglieder des Rates wollten Dämonen benutzen, um euch und das Auge zu bekämpfen.«
Aislinn schien nicht mehr wütend zu sein. Nur geschlagen. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Glaubst du das wirklich, Sophie? Dass sie Dämonen beschwören, um Mon… – um deine Art zu beschützen?«
»Ich … ja, ich glaube schon. Ich meine, sie haben ständig erzählt, dass ihr uns alle umbringen würdet.«
Ein seltsamer Ausdruck glitt über Aislinns Gesicht, beinahe so, als täte ich ihr leid. Finley stieß einen angewiderten Laut aus. »Also. Der einzige Grund, warum diese Casnoff-Bräute Dämonen erschaffen wollen, ist der, dass sie dann ihren eigenen Geheimdienst haben. Eine eigene Armee von Dämonen zu haben wäre recht praktisch.«
Glücklicherweise stand einer von diesen Klappstühlen in der Nähe, so dass ich mich darauf sinken lassen konnte.
»Ich kapier das nicht«, sagte ich und sah zu Mom hinüber.
Ihre Lippen waren zu einem grimmigen Strich zusammengepresst. »Sagen wir einfach, die Brannicks haben nie geglaubt, dass Alexei, Laras und Anastasias Vater, Dämonen schaffen wollte, um andere Prodigien zu schützen. So viel Macht? Im Grunde hatte er die Kontrolle über etwas, das einer magischen Atomwaffe entsprach.«
Alexei hatte mithilfe einer weiteren Hexe meine Urgroßmutter Alice in eine Dämonin verwandelt. Sie war ein ganz normales Mädchen gewesen, aber sobald Alexei Casnoff mit ihr fertig gewesen war, war sie mehr oder weniger zu einem Monster geworden, und die dunkle Magie in ihr hatte sie in den Wahnsinn getrieben.
Man konnte also durchaus einen Dämon erschaffen, aber ihn zu beherrschen war nicht ganz einfach.
»In meiner allerersten Nacht in Hex Hall«, wandte ich mich an Aislinn, »hat uns Mrs Casnoff eine große Diashow vorgeführt. Darüber, wie die Menschen im Laufe der Zeiten Prodigien umgebracht haben. Nicht nur Brannicks oder das Auge , sondern ganz gewöhnliche Leute. Mrs Casnoff hat es im Wesentlichen so dargestellt, als seien wir Prodigien permanenten Angriffen ausgesetzt.«
»Klar, weil gewöhnliche Leute nämlich so gute Chancen gegen Monster haben«, höhnte Finley.
»Weißt du eigentlich, wie viele Brannicks es insgesamt gibt, Sophie?«, fragte Aislinn leise. Als ich den Kopf schüttelte, fügte sie hinzu: »Du siehst sie vor dir.«
Ich starrte sie an. »Was, nur … nur ihr drei? Und eine von euch ist wie alt? Zwölf?«
»Ich bin vierzehn«, rief Izzy von der Couch herüber, aber niemand nahm Notiz von ihr.
»Vier, als deine Mutter noch bei uns war«, gab Aislinn zurück.
»Okay, aber ihr habt euch mit dem Auge verbündet«, sagte ich. Vor einigen Monaten war das Hauptquartier des Prodigienrates in London niedergebrannt. Sieben Mitglieder des Rates waren dabei umgekommen, und Dad zufolge war es L’Occhio di Dio gemeinsam mit den Brannicks gewesen.
Aislinn lachte nur. »Das Auge ? Sich mit uns verbünden? Ganz sicher nicht. Du darfst nicht vergessen, dass unsere Familie von einer Hexe abstammt. Das Auge will damit nichts zu tun haben.«
»Dann hat das Auge das Ratshauptquartier also ganz allein angegriffen?«, fragte ich.
»Sie haben es überhaupt nicht angegriffen«, stellte Finley richtig. »Das waren alles deine lieben Freunde, die Casnoffs.«
Ich hatte das Gefühl, als hätte man mich gerade in die Bizarro-Welt geworfen, und ich schüttelte wieder den Kopf, als würde mein Gehirn dadurch
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