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Hexe auf leisen Sohlen

Hexe auf leisen Sohlen

Titel: Hexe auf leisen Sohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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er eine Wolke kostspieligen Rauches
in meine Richtung.
    »Herbie« — er deutete mit dem
Kopf auf Konfuzius —, »Herbie nimmt meine Interessen wahr.«
    »Herbie?« Ich sah Konfuzius
nachdenklich an. »Hat seine Mutter ihn so genannt? Welch reizendes Bild einer
unschuldigen Kindheit liegt in diesem Namen. Ich kann fast seine Mutter dabei
hören: >Herbie, du sollst doch nicht deine Initialen den kleinen Mädchen aus
der Nachbarschaft in die Haut ritzen. Bei diesem Geschrei läuft doch die ganze
Gegend zusammen.< Was für ein Name für einen Psychopathen?«
    »Jetzt sind Sie bald dran,
Boyd«, sagte Herbie mit belegter Stimme, »jetzt sind Sie fällig.«
    »Wie ich schon gesagt habe«,
keuchte der fette Mann, »Herbie nimmt meine Interessen wahr.«
    »Zu Ihren Interessen gehört
offenbar auch Adele Blair«, sagte ich und sah ihn dann noch einmal an. »Man
sollte meinen, Sie wären zu fett dazu.«
    »Adele ist eine meiner
Interessen —mittelbar«, grunzte er.
    »Ich bin fasziniert«,
antwortete ich. »Fahren Sie fort.«
    »Mein Name ist Lamb«, sagte er.
    »Ich habe Ihr Buch gelesen. Und
jetzt finanzieren Sie also eines der Stücke vom alten Willy, wie?«
    Lamb scheute die Anstrengung nicht,
seinen Kopf in Herbies Richtung zu drehen. »Der Kerl da ist komplett verrückt«,
sagte er klagend. »Muß ich meine Zeit mit einem Verrückten vergeuden? Er lernt
es doch nur mit ausdrücklicher Nachhilfe.«
    »Ich habe nichts dagegen, es
ihm mit ausdrücklicher Nachhilfe beizubringen, Mr. Lamb«, erklärte Herbie mit
einem dünnen Lächeln.
    Lamb sah mich wieder an und hob
seine fetten Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, wozu diese Hexe einen
Privatdetektiv brauchen sollte«, sagte er sehr langsam, als ob er bezweifelte,
daß ich seine Worte verstünde. »Und es ist mir auch ziemlich egal. Was ich aber
nicht will, ist, daß Blair sich um irgendwas anderes Sorge machen muß als um
dieses Stück, das mich jetzt schon genug Geld gekostet hat. Begriffen? Was
seine Frau also auch von Ihnen will, Sie tun es nicht! Kapiert?«
    »Übernehmen Sie die
Reparaturkosten meiner Möbel? Oder muß Herbie das von seinem Gehalt selbst
bezahlen?« fragte ich.
    »Frech werden wollen Sie auch
noch?« sagte er drohend. »Sich auf spielen wie der Held im Kintopp? Herbie hat
etwas Neues für Sie parat, Boyd, da wird Ihnen auch Ihr Heldenmut nichts
nützen.«
    »Sie übertreiben alles ein
bißchen, Dicker«, antwortete ich. »Selbst als Lamb. Und nun machen Sie, daß Sie
aus meinem Büro herauskommen, und nehmen Sie Herbie mit und sperren Sie ihn für
die Nacht in seinem Käfig ein. Wenn ich in meinem Büro Alpträume haben will,
suche ich sie mir selbst aus.«
    »Na schön.« Lamb hob wieder
seine Schultern, und auch diesmal platzte sein Anzug erstaunlicherweise nicht.
Dann sah er Herbie an. »Kümmere dich um ihn«, bemerkte er schlicht.
    Lächelnd kam Herbie auf mich
zu, und als er die rechte Hand aus der Tasche zog, konnte ich das Schimmern des
Messingschlagrings sehen.
    »Diesmal, Boyd«, sagte er
leise, »wird es wirklich weh tun.«
    Die Franzosen nennen es »La Savate «, die Engländer haben kein Wort dafür, weil es
unsportlich und unzivilisiert und überhaupt etwas ist, auf das nur ein
bestialischer Ausländer kommen kann. Der Marquis von Queensbury würde glatt noch einmal tot umfallen bei dem Gedanken, daß ein Mann mit seinen
Füßen kämpfen könne...
    Als Herbies Faust auf mein
Gesicht zuschoß , beugte ich mich zurück, balancierte
auf meinem rechten Fuß, während ich mein linkes Bein hochschwang und ihm mit
der Schuhspitze fest in die rechte Niere trat.
    Herbie sackte zu einem
formlosen Haufen am Boden zusammen und blieb schnaufend liegen. Er verhielt
sich bei der ganzen Geschichte sehr tapfer. Er schrie nicht einmal auf, obwohl
der Schmerz sein Gesicht zu einem Greisenantlitz werden ließ.
    Ich beugte mich nieder, packte
die Aufschläge seines Jacketts und zerrte ihn auf die Knie hoch. Dann schlug
ich ihn mit der Handkante über den Nasenrücken. Vielleicht wird dadurch sein
Profil etwas verschönt, dachte ich bei mir, als ich zusah, wie er wieder zu
Boden sank.
    »Schluß jetzt«, sagte Lamb
schroff, »das reicht!«
    »Gehen Sie zum Teufel,
Dickerchen«, forderte ich ihn auf, »ich fange erst an. Wenn Sie dableiben und
auf die Überreste warten wollen, soll es mir recht sein.«
    »Aufhören, oder es setzt was«,
keuchte er.
    Ich blickte zu ihm hin und fand
mich der Mündung eines kurzläufigen Zweiunddreißigers gegenüber.

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