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Hexe Lilli im Wilden Westen

Hexe Lilli im Wilden Westen

Titel: Hexe Lilli im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Knister
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Verkäufer ist beeindruckt. „Meine alten Flaschen - historisch interessant. Wer hätte das gedacht? Da will ich doch rasch mal in die Wohnung gehen und nachschauen.“
    Wenig später ist er zurück und zeigt Lilli stolz eine angestaubte leere Flasche. Das vergilbte Etikett sieht abenteuerlich aus.
    „Finest Bourbon Whisky“ steht da drauf und dann die
    Jahreszahl 1886. Darunter das Bild von einem Cowboy vor einer Saloontür.
    Lilli zittern vor Begeisterung die Finger. Sie muss aufpassen, dass ihr die kostbare Flasche nicht aus den Händen fällt.
    „Du kannst sie gern mitnehmen und deiner Lehrerin zeigen“, sagt der Verkäufer. „Ich brauche sie natürlich irgendwann zurück. “
    „Natürlich“, versichert Lilli, „in ein paar Tagen haben Sie sie wieder.“
    Sie steckt die Flasche in ihren Ranzen und verabschiedet sich mit den Worten:
    „Da wird die ganze Schule stolz auf Sie sein.“
    Lilli hat den Eindruck, dass der Verkäufer jetzt sogar ein bisschen verlegen ist, weil er angeblich so wichtig für Lillis Schule ist. Dabei müsste eigentlich Lilli verlegen sein.
    Aber sie will in den Wilden Westen. Und sei es auch durch eine kleine Notlüge.
    Zu Hause angekommen, geht Lilli in ihr Zimmer, packt die kostbare Flasche aus und betrachtet sie genau. Auf dem kleinen, vergilbten Etikett lehnt der Cowboy lässig an der Saloontür.
    Mensch, wär das toll, jetzt da zu sein.
    Lilli beginnt zu träumen. Mit donnernden Hufen galoppiert sie über die Prärie. Der heiße Wind pfeift ihr um die Ohren. Dort, drüben am Horizont, wo der Himmel die Berge in sanftes Licht taucht, wartet vielleicht Pocahontas auf sie oder Winnetou, Old Shatterhand, Calamity Jan....
    „Lilliii!“, ruft jemand. Lilli schreckt hoch.
    „Lilli!“ , tönt es erneut.
    Diese Stimme kennt sie doch. Sie kommt aber nicht aus dem Wilden Westen, sondern aus der Küche. Na klar, das ist Leon!
    Lilli versteckt die Flasche wieder in ihrem Ranzen und ruft leicht genervt: „Was will mein weißer Bruder von mir? Warum

    lässt er seine Stimme dröhnen und reißt mich aus meinen Träumen?“
    „Ich will meinen Erdbeer-Jogurt!“, plärrt Leon und steht schon in Lillis Zimmer. „Mama sagt, du hast ihn gegessen.“
    „Natürlich habe ich ihn gegessen. Ich wollte dir einen Gefallen tun, weil heute Vollmond ist. Du kennst doch die alte Indianerweisheit...“
    „Ich will meinen Jogurt und nicht so ,ne olle
    Indianerweisheit.“
    “Na, hör mal, Cowboy, dafür solltest du dich aber interessieren“, gibt Lilli zu bedenken.
    „Und was hat eine Indianerweisheit mit Jogurt zu tun?“, will Leon wissen. „Es geht dabei ja besonders um den Mond.“
    Leon blickt seine große Schwester ratlos an.
    Und die sagt jetzt den folgenden Spruch auf:
    „Hör, kluges Jungenbleichgesicht,
    iss bei Vollmond Jogurt nicht.
    Denn sonst wirst du schwach und schlapp.
    Drum iss lieber Haferpapp!“
    Leon verzieht das Gesicht. „Haferpapp?“ fragt er.

    „Haferpapp!“, beteuert seine Schwester. „Das ist das kernige Zeug, von dem die Rennpferde so schnell laufen können.“ Aber Leon ist immer noch nicht so ganz überzeugt, dass es besser für ihn ist, wenn Lilli sein Jogurt isst.
    „Und was ist mit den Mädchen?“, will er wissen.
    „Bei Mädchen gelten andere Regeln“, sagt Lilli schlagfertig.
    „Du kennst doch Büffelfleisch.“
    „Klaro“, bestätigt Leon stolz. „Und hast du mich bei Vollmond etwa schon mal Büffelfleisch essen sehen?“
    „Ich glaube nicht“, muss Leon zugeben. „Natürlich nicht!“, sagt Lilli und kreuzt die Arme vor der Brust wie eine stolze Häuptlingstochter.
    „Weil ich mich an die Indianerweisheiten halte. Da heißt es nämlich:
    Hör, kluges Mädchenbleichgesicht,
    iss bei Vollmond Büffel nicht.
    Denn sonst wirst du schlapp, nicht stark.
    Drum iss Jogurt oder Quark!“
    „Mensch, was du alles weißt“, sagt Leon beeindruckt. „Erzähl mir noch was von den Cowboys und Indianern.“ Aber dazu hat Lilli gerade jetzt überhaupt keine Lust.

    „Ich muss mich vorbereiten“, rutscht es ihr heraus.
    „Worauf?“, will Leon natürlich wissen.
    „Auf die Schule!“
    Darauf weiß Leon nichts zu sagen und trottet enttäuscht zurück in die Küche. Lilli ist erleichtert. Sie will den Hexensprung in den Wilden Westen noch heute Abend wagen.
    Dann ist sie ungestört und kann eine ganze Nacht wegbleiben.
    Sie darf jetzt also keine Zeit verlieren. Lilli kramt ihr dickes Hexenbuch aus dem Versteck unter ihrem Bett hervor. Obwohl sie den

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