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Hexen-Horror

Hexen-Horror

Titel: Hexen-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gegenwehr animieren können, nur fühlte er sich dazu nicht in der Lage. Er kam nicht mehr vom Fleck und sah sich gezwungen, die Alte anzuschauen, die ihren Arm ausstreckte und ihn wie die Hexe im Märchen von Hänsel und Gretel mit dem gekrümmten Finger zu sich winkte.
    Ich will nicht!, schoss es ihm durch den Kopf. Ich kann nicht. Ich möchte...
    »Komm her, Söhnchen!«
    Es war wie ein Schlag. Der Widerstand schmolz dahin. Plötzlich war alles anders. Er musste gehen. Von der alten Frau bis zu ihm war ein unsichtbares Band entstanden, das ihn immer näher an die verdammte Person heranzog.
    Und so ging er auf die alte Frau zu, die so gar nichts Großmütterliches an sich hatte, sondern eine böse und auch grausame Gestalt war.
    Trotzdem wollte er die Wirklichkeit nicht wahrhaben. Ich bin im Märchen!, dachte er. Ich stehe nicht mehr in der normalen Welt. Ich bin in eine böse Geschichte hineingeraten, und sie spielt die Hauptrolle darin. Die alte und hässliche Hexe, die Kinder holt, um sie umzubringen. Wie bei Hänsel und Gretel.
    Er sah nur die Frau und nichts anderes mehr. Er erkannte sie zudem deutlicher, weil er näher an das Licht herangekommen war, und so konnte er auch besser das Gesicht sehen.
    Es zuckte in ihm. Er wollte stoppen, aber die Beine setzten den Befehl des Gehirns nicht um, und so ging er weiter auf die Frau zu.
    Ja, das ist sie. Das ist die böse Hexe, mit der man immer kleine Kinder erschreckt. Dennis fühlte sich zwar nicht mehr als Kind, aber die Furcht vor dieser Gestalt blieb bestehen, und auf seinem Rücken zog sich die Haut immer mehr zusammen. Das Gesicht war so blass und an manchen Stellen bläulich verfroren. Aber es war nicht hager wie das der Hexe im Märchen, sondern dicker und runder.
    Lächelte sie? Oder war es nur das Licht, das ihr Gesicht so erscheinen ließ?
    Der Junge konnte es nicht sagen, aber ihr Befehl stand immer noch. Er ging auf sie zu, als gäbe es kein anderes Ziel in der Nähe. Die Alte krümmte noch mal den Finger, als wollte sie dafür sorgen, dass er schneller ging, aber das tat er nicht. Dennis behielt seine Schrittfolge bei, bis er so nahe an sie herangekommen war, dass er sie hätte anfassen können.
    Dennis tat es nicht. Seine Arme blieben an den Körperseiten hängen. Es war noch immer sehr kalt, die Luft war schwer geworden, und sie trug auch die Gerüche vor sich her, die in Dennis Nase krochen. Es war ein ungewöhnlicher Geruch. So alt, so muffig. Vielleicht auch noch mit Gewürzen versetzt. Selbst die Kälte konnte den Geruch nicht verdränge.
    »Söhnchen«, flüsterte die Alte wieder. »Söhnchen, da bist du ja endlich. Wie schön und wunderbar.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, was sie gemeint hatte. Diese alte Frau tat so, als würde sie ihn kennen, aber daran glaubte er nicht, denn er kannte sie auch nicht. Wie konnte sie dann so vertraut mit ihm sprechen?
    »Du bist es, Junge. Ja, du bist es. Ich habe es gespürt. Wir alle haben es gespürt. Wir brauchen dich...« Sie begann zu lachen und riss den zahnlosen Mund weit auf, wobei sie ihren Kopf etwas zurücklegte und das Tuch leicht verrutschte.
    Dennis sah das graue Haar, in dem sich einige dunkle Strähnen verteilten. Das Lachen war kein Lachen mehr, sondern ein hämisches Kichern, wie man es von einer Hexe erwartet. Zumindest Dennis, denn das hatte er in den Büchern gelesen.
    Durch die Gläser der Brille sah er sie überdeutlich. Sogar das Funkeln der dunklen Augen. Er hätte sich am liebsten auf der Stelle gedreht, um wegzulaufen, aber auch das war ihm nicht möglich. Der Blick der Augen hatte seinen Willen ausgeschaltet, und so blieb er auf der Stelle stehen, ohne sich zu bewegen.
    Das übernahm die Alte. Ihre Schultern zuckten nach vorn. Der Ärmel wurde in die Höhe gezogen. Falten entstanden, und aus dem Löchern der Ärmel erschienen zwei lange, dünne Hände, deren Haut faltig war. Die Finger krümmten sich, als die Frau die Hände nach vorn streckte und sie in die Nähe des Jungen brachte.
    Dennis tat nichts. Er verkrampfte sich. Er fürchtete sich vor der Berührung, aber er kam auch nicht fort und blieb stehen wie auf dem Boden festgefroren.
    Die Alte dachte nicht daran, ihre Hände zurückziehen. Wie Klauen griffen die Finger zu und legten sich auf die Schultern des Jungen, der das Gefühl hatte, zu einem Gefangenen zu werden.
    Er wollte etwas sagen und öffnete schon den Mund, doch kein Protestlaut drang über seine Lippen. Die verdammte Alte vor ihm hatte alles

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