Hexenbräute
Licht des Scheinwerfers verschwand.
Und doch gab es einen Zeugen. Es war der Beleuchter, der auf dem Schnürboden hockte und den Scheinwerfer von Hand eingerichtet hatte. Er hatte alles mitbekommen, und das Entsetzen hatte ihn stumm werden lassen. Bis er richtig fasste, was hier geschehen war, verging einige Zeit. Dann brach es aus ihm hervor.
»Mörderin...!«, brüllte er auf die Bühne hinab und fügte einen Schrei hinzu.
Nur gab es niemand, der ihn gehört hätte. Abigail Miller war längst verschwunden. Ihre alte Existenz hatte sie abgestreift. Die neue lag vor ihr. Und darauf freute sie sich...
»Weihnachten ist doch öfter«, sagte Lady Sarah Goldwyn, als sie uns die Tür öffnete und den Weg freigab, damit Suko und ich ihr Haus betreten konnten, in dem nicht nur sie wohnte, sondern auch die Detektivin Jane Collins, der unser Besuch galt.
Wir waren nicht überraschend gekommen, sondern hatten uns angemeldet, den wahren Grund allerdings verschwiegen. Trotzdem hatte Sarah es sich nicht nehmen lassen, ein kleines Essen zuzubereiten. Der Tisch war bereits für vier Personen gedeckt. Wein- und Wassergläser standen bereit, und zwei Kerzenflammen gaben ihr Licht ab.
»Wird was gefeiert?«, fragte ich.
»So essen wir immer. Eben mit Stil. Wir heißen ja nicht John Sinclair, der sich von Fastfood ernährt.«
»He, nicht immer«, warf ich ein. »So ist das ja nicht. Ich esse gern und auch gut.«
»Zu wenig«, sagte Jane Collins, die das Esszimmer durch eine zweite Tür betrat.
Wir fielen uns in die Arme, und ich kam nicht umhin, Jane ein Kompliment zu machen.
»Du siehst gut aus.«
»Das macht meine Pflege«, erklärte Sarah Goldwyn. »Und auch die Tatsache, dass du sie nicht immer aus ihrem Leben herausholst. Denn die schlimmsten Fälle hast du ihr ja aufgehalst.«
Ich wandte mich an Jane. »Stimmt das?«
Sie winkte ab. »Nur manchmal. Sarah ist eben besorgt um mich. Aber das kennt ihr ja.«
»Die Zeiten werden nicht besser«, sagte die Horror-Oma, die ihren Platz am Tisch einnahm. Auch Suko und ich setzten uns. Jane Collins war in der Küche verschwunden, kehrte aber sehr bald zurück. Sie trug eine Suppenterrine vor sich her, aus der der Griff einer silbernen Schöpfkelle ragte.
»Meine Güte«, sagte ich, »was werden wir verwöhnt! Womit haben wir das verdient?«
Jane warf mir einen Seitenblick zu, dabei hob sie den Deckel ab. »Das frage ich mich auch.«
Ich war lieber still. Jane schöpfte Suppe auf die tiefen Teller.
Eine Suppe aus frischem Spargel. Exzellent zubereitet, mit Spargelstücken, die bissfest und perfekt gewürzt waren.
Wir sparten nicht mit Lob. Uns wurde erklärt, dass beide Frauen sie gekocht hatten.
Einen frischen leichten Wein, der leicht grünlich schimmerte wie ein Chablis, gab es ebenfalls. Sogar Suko hatte nichts dagegen, ein halbes Glas zu trinken. Ansonsten hielt er sich mehr an Wasser.
Über den Grund unseres Besuchs sprachen wir nicht. Wenn geplaudert wurde, dann über allgemeine Dinge, wobei wir von Jane erfuhren, dass ihr Detektivjob nicht mehr viel einbrachte.
»Die Leute sparen eben, wo sie können«, sagte sie, »oder beauftragen Agenturen, die Sicherheitspakete anbieten.« Sie warf Suko und mir jeweils einen Seitenblick zu. »Da wird es Zeit, dass ich mal wieder aktiv werde, bevor ich einroste.«
Dazu sagten wir nichts. Über den wahren Grund unseres Besuchs wollten wir später reden.
Nein, es blieb nicht bei der Suppe. Danach wurde ein vorzüglicher Salat serviert. Spargelstücke mit geräuchertem schottischem Wildlachs von hervorragender Qualität.
Da strahlten meine Augen. Auch Suko sparte nicht mit Komplimenten. Lady Sarah meinte trocken: »Das könntet ihr öfter haben. Aber ihr lasst euch ja so selten blicken.«
»Du weißt doch, Sarah, der Job...«
»Ja, ja, das höre ich oft, Suko.«
Wir aßen die Schüssel leer und zogen uns dann in Sarahs Wohnzimmer zurück, dessen Einrichtung bestimmt manche Menschen als kitschig angesehen hätten.
Ich fühlte mich dort wohl, auch wenn an verschiedenen Stellen die Häkeldeckchen lagen und viel Kram herumstand. Das alles gehörte einfach zu ihr.
Draußen war es noch hell, doch die Dämmerung lag bereits auf der Lauer. Sarah schaltete zwei Stehlampen an, und Jane brachte den Kaffee. Die Detektivin war modern angezogen. Das mit Strassperlen verzierte T-Shirt stand ihr gut. Dazu trug sie eine cremefarbene Hose aus Feincord, und die nackten Füße steckten in weichen, rehbraunen Slippern.
Auch der Kaffee war
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