Hexenbrand
ihr euch wehren?«
»Wir stellen uns ihm entgegen, das ist alles.« Assunga hob die Schultern. »Ich weiß, dass er gleich ins Haus eindringen wird, um seine ersten Zeichen zu setzen. Es kann auch sein, dass einige von uns sterben werden. Im Endeffekt aber sind wir zu viele, und es steht auch eine neue Helferin mit Justine Cavallo auf unserer Seite.«
»Nicht schlecht gedacht.« Jane musste lachen. »Sie wird also vorgeschickt.«
»Sie will es auch so.«
»Tatsächlich?«
»Ja, sie will zeigen, wie mächtig sie letztendlich ist. Und deshalb habe ich sie gelassen. Es ist doch perfekt, wenn sie es schafft. Dann gehört sie wirklich zu uns.«
Jane Collins stimmte zu. »In der Tat«, sagte sie und lächelte. »Ich denke, ich sollte es mir anschauen. Oder hast du was dagegen?«
»Nein, ganz und gar nicht. Du kannst dich ruhig auf ihre Seite stellen.«
»Und dann? Was passiert mit mir, wenn alles vorbei ist?«
Assunga lächelte kühl und hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht. Aber eigentlich habe ich dich jemandem versprochen.«
»Wem denn?«
»Rate mal.«
»Ihr bin der Cavallo versprochen worden.«
»Genau.« Assunga nickte. »Ich denke, dass wir lange genug hier gestanden haben. Wobei ich mich allerdings wundere, dich hier getroffen zu haben. Eigentlich hättest du ein Stockwerk tiefer sein müssen.«
»Richtig.« Jetzt lächelte Jane. »Aber du weißt ja, dass ich mich nicht gern gängeln lasse.«
»Das hatte ich wohl vergessen.«
»Eben.«
»Aber du bist nicht geflohen.«
»Klar.« Jane zuckte mit den Schultern. »Du kennst doch meine große Neugierde.«
Assunga sagte nichts mehr. Sie näherte sich dem Fenster so weit, dass sie einen Blick nach unten werfen konnte.
»Ist er noch da?«, fragte Jane.
»Ich denke nicht.«
»Dann ist er im Haus?«
Assunga blieb gelassen und lächelte. »Wir werden sehen.« Nach dieser Antwort drehte sie sich um und ging zur Tür …
***
Wir waren unterwegs.
Hampstead war nicht eben eine Armlänge entfernt. Wir mussten uns in Richtung Norden kämpfen, in eine Gegend, die leicht hügelig war. Das Wort kämpfen bezog sich auf den Verkehr, der sich mal wieder von der nervigen Seite zeigte.
Es ging über verstopfte Straßen durch das vorweihnachtliche London, und ich fragte mich, ob wirklich so viele Landsleute aufs Land fuhren, um die Weihnachtsmärkte zu besuchen.
Wir wussten nicht, was uns erwartete, rechneten allerdings mit dem Schlimmsten und auch mit dem Henker, der den Hexen auf der Spur war. Zum Glück mussten wir nicht bis nach Hampstead. In Primrose Hill war Schluss, da fanden wir unser Ziel.
»Es wird schwer werden«, meinte Suko. »Keiner von uns weiß, wie groß die Anzahl der Feinde ist.«
»Jane hat von einem Haus gesprochen.«
»Ja, und da könnten uns Überraschungen blühen.«
Welche das waren, konnten wir nur ahnen. Wir stellten uns auf schlimme Tatsachen ein, vor allen Dingen deshalb, weil es da noch den Henker gab.
Er war scharf auf Hexen. Er hatte die Frauen in der Vergangenheit getötet und würde auch in der Gegenwart nicht davon ablassen, was er bereits bewiesen hatte.
Die heutigen Hexen hatten sich zum großen Teil bewusst für diesen Zustand entschieden, aber sie waren anders als diejenigen Personen, die man früher als Hexen ansah.
Suko verlor nicht die Nerven in diesem dichten Verkehr. Mir wäre es anders ergangen. Ich hätte schon so manches Mal geflucht, aber das brachte ja nichts.
Irgendwann waren wir am Ziel und Suko lenkte den Rover in die Avenue Close, die wir bis zum Ende durchfahren mussten, wenn Janes Beschreibung stimmte. Das Haus, in dem sie sich aufhielt, musste das Letzte in der Reihe sein. Dahinter gab es nur noch den Park.
Wir fuhren langsam, wollten kein Risiko eingehen und auch nicht auffallen.
Je weiter wir kamen, umso weniger Häuser standen rechts und links. Sie alle waren auf großen Grundstücken gebaut.
Inzwischen war es immer dunkler geworden.
»Da ist das Haus«, sagte ich. »Da vorn, am Ende der Straße.«
Es stand allein. Suko schaltete das Fernlicht ein. Es reichte bis zum Haus und noch daran vorbei, aber das interessierte uns nicht.
Wichtiger war das, was sich an der Eingangstür abspielte.
»Da ist jemand«, sagte Suko.
»Ich weiß. Fahr näher ran.«
»Auf das Haus zu?«
»Klar.«
So eine Art von Jagdfieber hatte uns gepackt. Beide wussten wir, dass wir auf der richtigen Spur waren. Je näher wir kamen, umso deutlicher war alles zu erkennen.
Ja, es war jemand an der Tür. Und es
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