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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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Zustand konnte Genevieve keine Beschreibung von ihm geben. Sie stand damals ohnehin schon unter ungeheurer Anspannung, weil sie ja gerade lernte, mit ihren magischen Kräften umzugehen, und ihr Trauma muss noch schwerer ausgefallen sein, als das normalerweise der Fall ist. Kannst du dir vorstellen, wie furchtbar eine Vergewaltigung sein muss, wenn das Opfer die Gedanken seines Vergewaltigers hören und seine Gefühle miterleben kann? Wenn seine Sinne sich mit den eigenen vermischen?«
    »Verdammt«, sagte Marla. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Und danach hat Genevieve sich einfach … abgekapselt?«

    Husch ließ einen Seufzer hören.
    »Verstehe.« Aber das Blackwing Institute war keine Langzeiteinrichtung und auch kein Altersheim für Magier. Es war ein Gefängnis für gemeingefährliche, verrückte Magiekundige. »Was hat sie dann angestellt, dass sie hier mit diesen durchgedrehten Killern und Möchtegern-Weltzerstörern eingesperrt wurde?«
    »Nach dem Überfall wanderte sie anscheinend ziellos durch die Straßen, bis jemand sie erkannt und nachhause begleitet hat. Ihr Meister, ein durchaus versierter und schon etwas älterer Wahrscheinlichkeitsmanipulator namens St. John Austen, öffnete die Tür und brachte sie nach drinnen. Und das war das letzte Mal, dass jemand ihn gesehen hat. Dasselbe gilt übrigens auch für sein Haus und den gesamten Häuserblock - irgendwann in dieser Nacht sind Austen und sein gesamtes Anwesen verschwunden, ein Orangenhain tauchte an ihrer Stelle auf. Genevieve fand man schlafend in einem der Bäume, und einer von Austens Mitarbeitern brachte sie dann hierher. Während der ganzen Fahrt schwitzte er Blut und Wasser vor Angst, er oder sein Auto könnten sich in eine Südfrucht verwandeln. Anscheinend brachte der Überfall etwas in Genevieve zum Kippen. Ihre Begabung veränderte sich, sie konnte nicht mehr nur Illusionen erzeugen, sondern die physische Materie selbst manipulieren.«
    Marla stieß einen leisen Pfiff aus. Manipulatoren waren äußerst selten und sehr gefährlich. Es war ein Segen, dass die meisten sich eher früher als später versehentlich selbst umbrachten. Sie konnten bis auf die Ebene der Atome vordringen und dort alles nach Belieben verschieben, das Angesicht der physischen Welt verändern - oft mit unbeabsichtigten,
aber nichtsdestoweniger katastrophalen Folgen. Es gab Magier, die behaupteten, dass die besten Manipulatoren sogar die Erinnerungen eines Menschen verändern konnten, obgleich diese Hypothese aus einleuchtenden Gründen schwer zu beweisen war. »Warum ein Orangenhain?«
    Husch zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Auf diesem Foto von ihr ist ein Orangenbaum zu sehen. Vielleicht war das für sie gleichbedeutend mit Geborgenheit. Jedenfalls gingen die Orangenbäume kurz danach ein. Denkbar ungeeignetes Klima für sie. Genevieve ist nie wieder aufgewacht. Sie zog sich in sich selbst zurück, vielleicht weit weg von dem Überfalltrauma oder von den überwältigenden Kräften, die sie in sich entdeckt hatte. Ich habe sie hierbehalten, weil jeder andere Ort zu unsicher wäre. Ich wusste von Anfang an, dass unsere Fesselungszauber einen Manipulator, der es darauf anlegt, nicht aufhalten würden, aber … nun ja, ich habe mir wegen Genevieve nicht groß den Kopf zerbrochen. Es ist, als ob man bei sich zuhause irgendwo eine Atombombe versteckt hat - beängstigend zwar, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Außerdem hat sie ohnehin die ganze Zeit geschlafen.«
    »Und heute hat sie etwas aufgeweckt«, sagte Marla. »Wahrscheinlich war es Elsie Jarrow, die an jeder magischen Wand gerüttelt hat, die sie nur finden konnte, und dabei hat sie Genevieves Verteidigungslinien durchbrochen und sie zum Ausflippen gebracht. Aber wo zum Teufel ist sie hin? Und warum hat sie keine Fußabdrücke hinterlassen?«
    »Nun«, sagte Husch, »zu Letzterem habe ich … eine Hypothese. Lass uns in mein Büro gehen, ich möchte dir ein paar Überwachungsvideos zeigen. Das meiste ist furchtbar
langweilig, wie man es bei einem Katatonie-Patienten wohl auch erwarten würde, aber es gibt ein paar interessante Szenen.«
    »Okay«, sagte Marla. »Rondeau, nimm die Schachtel mit. Ein paar von den Sachen könnten sich vielleicht als nützlich herausstellen.«
     
    Verschwommene Bilder jagten über den alten Fernsehbildschirm, als Husch Stunden über Stunden von Überwachungsmaterial vorwärtsspulte. »Wir heben natürlich nicht alles auf,

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