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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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Rondeau hat den Wagen schon bei der halben Geschwindigkeit kaum unter Kontrolle. Wenn ich die Reifen nicht mit einem Anti-Rutsch-Zauber belegt hätte, lägen wir jetzt kopfüber irgendwo in einem Straßengraben. War die ganze Sache also doch nicht so schlimm, wie du dachtest?«
    »Oh doch, das war sie«, sagte Husch, die Hand immer noch auf ihre Schulter gepresst. »Aber wir haben Jarrow schließlich bewusstlos im Treppenhaus im dritten Stock gefunden, irgendetwas hat sie ausgeschaltet. Dafür ist ein anderer Patient entkommen.«
    Marlas Entspannung war wieder dahin. Ob es wohl Roger Vaughn war, der verrückte Hexer, der unbedingt die ganze Welt einem Gott als Opfer darbringen wollte, den es gar nicht gab? Oder Norma Nilson, die Nihilomantin, die ganze Kleinstädte in den Selbstmord getrieben hatte? Vielleicht Ayres, der Nekromant mit dem Cotard-Syndrom, der sich selbst für eine Leiche hielt? Keiner der Patienten in Blackwing war so gefährlich wie Elsie Jarrow, trotzdem waren auch sie nicht ohne Grund hier eingesperrt. »Wer ist es?«
    »Genevieve Kelley.«
    Marla runzelte die Stirn. »Wer zum Teufel ist das denn?«
    »Eine von meinen weniger bekannten Patientinnen. Sie ist nicht so berüchtigt, dafür ein umso traurigerer Fall. Trotzdem ist ihre Flucht … beunruhigend. Ich werd’s dir auf dem Weg zu ihrem Zimmer erzählen. Nur wenn Rondeau davor so lieb sein würde und mir meine ausgekugelte Schulter wieder einrenken könnte?«
    »Klar«, sagte er.

    »Wow«, meinte Marla. »So viel Körperkontakt hattet ihr beiden ja nicht mal, als ihr noch miteinander ausgegangen seid.«
    Sie warfen ihr beide einen bösen Blick zu, doch Marla grinste nur - als sie von Felport aufgebrochen war, hatte sie mit einem Kampf auf Leben und Tod gerechnet, und sie war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie ihre Stadt jemals wiedersehen würde, und jetzt stellte sich alles als doch nur halb so schlimm heraus. Marla hatte noch nie etwas von dieser Genevieve Kelley gehört, und auch wenn die Tatsache, dass sie hier eingesperrt war, bedeutete, dass sie sowohl etwas verrückt als auch mehr oder weniger in Magie bewandert war, konnte sie nicht allzu gefährlich sein, sonst wäre ihr Name schon einmal irgendwo aufgetaucht. Marla hielt sich immer über mögliche Bedrohungen auf dem Laufenden, das war Teil ihres Jobs als Hüterin von Felport und Oberhaupt des widerspenstigen Haufens der dort ansässigen Magier.
    Mit einem Knacken renkte Rondeau Huschs Arm wieder ein. Leda verzog kurz das Gesicht, dann entspannte sie sich wieder und blickte mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen zu Rondeau auf.
    »Okay, dir geht’s also wieder gut«, sagte Marla. »Erzähl mir was von der Ausreißerin, und zeig mir den Schauplatz des Verbrechens. Ich habe heute noch eine Verabredung und muss bald wieder zurück in die Stadt, kleine Landmaus.«
     
    Marla stand vor dem gähnenden Loch in der Wand von Genevieves Zimmer. Die Arme hatte sie wegen der Kälte vor der Brust verschränkt und starrte hinunter auf die schneebedeckte, schwarze Wiese. Sie konnte keinerlei Fußabdrücke
oder andere Hinweise darauf entdecken, dass jemand sie kürzlich betreten hatte. Nichts außer den im Halbkreis verteilten Ziegelsteinen, die heute Morgen noch zu der Wand vor ihr gehört hatten. Es war zu kalt, um sich entspannt zu unterhalten. Also strich Marla mit den Fingerkuppen über die Ränder des Lochs, beschwor im Flüsterton Ziegel und Mörtel, bis sie sich an die anderen Steine erinnerten, die sie einst berührt hatten, dann erzitterte die Luft, und eine graue Geisterwand füllte das Loch und hielt den kalten Wind draußen. Die Reparatur würde zwar nicht von Dauer sein, aber bis die im wahrsten Sinne des Wortes unermüdlichen Pfleger - sie waren allesamt Homunkuli, vor langer Zeit von der Gründerin des Blackwing Institute erschaffen - es wieder schließen würden, sollte es reichen.
    Marla trat ein Stück von der Wand zurück und betrachtete den kleinen Raum, das schmale Bett, die kahlen Wände, den nackten Holztisch und die Kommode. »Wie lange hat Genevieve hier gewohnt?«
    »Sie war fünfzehn Jahre lang als Patientin hier«, sagte Husch, die an der Tür wartete.
    »Sie scheint über keine besonders ausgeprägte Persönlichkeit zu verfügen«, meinte Marla. »Nichts an den Wänden, keine persönliche Note, keinerlei Schnickschnack. Oder hat sie alles mitgenommen?«
    »Genevieve war über die gesamte Dauer ihres Aufenthalts katatonisch. Sie kam schon so hier an. Ich

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