Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
vorgestern waren nun noch der Kooperator Johan Blankenhayn und Johan Puchler, Kaplan in Innsbruck sowie Priester der Diözesen Naumburg und Chur gekommen.
»Wir können nun weiterdiskutieren, aber an den Tatsachen ändert sich nichts«, begann Merwais, »der Prozess wurde nicht nach dem Gesetz geführt und ist daher null und nichtig! Wir fordern daher die sofortige Freilassung der Frauen!«
»Deren Unschuld ist aber deshalb noch lange nicht erwiesen!«, schrie Institoris wütend.
»Gut – dann werden sie eben gegen Stellung von Bürgschaften entlassen, aber sie werden entlassen!«, fuhr der Kommissar dazwischen.
Institoris war inzwischen selbst so weit, dass er keinen Ausweg mehr sah. Ihm ging es nur noch darum, möglichst unbeschadet aus dem ganzen Schlamassel herauszukommen. »Wer trägt die aufgelaufenen Kosten?«
»Ja, wer wohl? Doch diejenige Partei, die den Prozess angestrengt und verloren hat! Also Ihr!«, antwortete Turner.
»Ich habe nicht verloren!«, schrie Institoris. »Und im Übrigen ist ihre Unschuld ja nicht erwiesen, da sie ja nur gegen Bürgschaft freigelassen werden sollen. Wenn sie schon ohne Unschuldsbeweis freikommen, dann ist es doch wohl mehr als recht und billig, dass sie auch die entstandenen Kosten zu tragen haben!«
Fast alle Anwesenden brachen in schallendes Gelächter aus.
»Ihr hört es selbst«, schmunzelte der Anwalt, »ich glaube nicht, dass ihr zu diesem Vorschlag eine Stimmenmehrheit bekommt.« Merwais wurde wieder ernst. »Damit Ihr auch darüber informiert seid: Wir werden in Rom am Heiligen Stuhl den Antrag stellen, die Bulle einzuziehen und sie ebenfalls für null und nichtig erklären zu lassen!«
Institoris begann daraufhin wie von Sinnen zu schreien und zu toben und als Turner auch noch bestätigte, dies sei auch im Sinne des Bischofs Golser, dachten alle, er sei nun kurz davor, seinen Verstand zu verlieren.
Auch alles Zureden seiner Mitbrüder half nichts, der Inquisitor ließ sich nicht beruhigen.
»Was nun? Einkerkerung, Bewachung, Prozessführung – wer kommt für die Kosten auf?«, fing Institoris dann wieder mit sich überschlagender Stimme an.
»Ihr selbst! Und wenn Ihr nicht so viel Geld habt, muss eben Euer Heimatkonvent dafür geradestehen!«, antwortete Turner kalt. »Seid Ihr so weit?«, wandte er sich nun an den Innsbrucker Notar.
Hagen nickte und blies behutsam den Sand von dem beschriebenen Blatt Papier.
»Urteilsverkündung«, sagte der Kommissar und las weiter: »Der Prozess gegen die sieben angeklagten Frauen wurde nicht nach den Rechtsnonnen geführt und ist daher null und nichtig. Die eingekerkerten Weiber sind deshalb in Freiheit zu setzen, sie haben jedoch Bürgschaft zu leisten und müssen sich zu weiteren Untersuchungen oder zur Leistung der canonischen Reinigung zur Verfügung halten, so sie dazu aufgefordert werden sollten!«
Nach zwei Tagen wurde von den Familien und Verwandten die festgesetzten Kautionssummen hinterlegt, wobei sich Turner und Hagen dafür aussprachen, dass diese möglichst niedrig gehalten wurden.
»Wenn ich diesen Dreckskerl erwische, erschlage ich ihn eigenhändig!«, sagte Sebastian Scheubner finster, als er an einem grau verhangenen Morgen vor dem Rathaus seine Frau in die Arme schloss, und auch der Hochwarth murmelte etwas Unverständliches, was seiner Miene nach zu schließen nichts Gutes zu bedeuten hatte.
Aber auch in der Hofburg waren nicht alle gut gelaunt. Besonders Ulrich von Latsch war um Schadensbegrenzung bemüht, hatte er sich doch gerade noch bis vor ein paar Tagen ausgemalt, wie er mit Hilfe des Inquisitors eine Reihe von Leuten ausschalten würde, die seinen Interessen im Wege standen. Für die Geschichte mit dem Ofen hätte er sich nun selbst am liebsten in den Hintern gebissen und auch dem Mönch hatte er wahrscheinlich in seiner Blauäugigkeit viel zu viel erzählt. Nicht auszudenken, wenn dieser nun versuchen würde, daraus für sich Kapital zu schlagen. Das Beste wäre sicher, wenn der Inquisitor unverzüglich von hier verschwände. Das Haupthindernis war aber dessen pekuniäre Lage. Sofort nach der Urteilsverkündung war dieser bei ihm vorstellig geworden und hatte ihm vorgejammert, dass er die geforderte Summe nicht aufbringen könne und auch der Konvent bestimmt nicht bereit sei, hier einzuspringen. Die Sache mit dem Ofen hatte er nun so hingebogen, indem er sich mit seinen Mitverschworenen dahin gehend abgesprochen hatte, die Spießin aus Hall habe mit ein paar Kumpaninnen das
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