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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Inquisitors liegen und für die es auch in der Bulle keinen Anhalt gibt. Drittens: Als Richter hättet Ihr die Pflicht gehabt, die Angeklagten nach den Aussagen der Zeugen zu verhören. Dies ist aber nicht geschehen, stattdessen wurde eigenen Phantasien nachgegangen. Viertens: Ihr habt die sieben Frauen einkerkern lassen, noch bevor das Prozessverfahren eingeleitet war. Auch das ist eine klare Überschreitung der Kompetenz. Fünftens: Alle Aufzeichnungen der Akten wurden lediglich von einem kirchlichen Notar ohne Beiziehung eines öffentlichen Notars vorgenommen!«
    Die letzten Sätze fetzten wie Peitschenhiebe durch den Raum und selbst Institoris zog unwillkürlich den Kopf ein.
    Merwais machte eine kurze Pause und ließ seinen Blick durch den Saal gleiten. »Es sind dies nur fünf Punkte. Aber es sind entscheidende Punkte, die klaren Einblick in die suspekte und auf Verwirrung ausgelegte Führung des Prozesses geben. Vorsätzlich wurde darauf verzichtet, Fachleute hinzuzuziehen, wohl aus Angst, diese könnten das wohl bereits schon zu Anfang feststehende Endurteil ins Wanken bringen. Deshalb wurde auch alles getan, möglichst wenig nach außen dringen zu lassen. Es geht hier um nicht weniger als sieben Menschen, an denen mit Hilfe der Bulle so etwas wie ein Versuch durchgeführt werden sollte. Ich beantrage auf Grund der ungeheuerlichen Vorgangsweise die sofortige Entbindung von Doktor Institoris aus diesem Falle und schlage an seiner Stelle den Bischof von Freising sowie dessen Dekan und Generalvikar als Ankläger und Richter vor!«
    Mit hervorquellenden Augen schoss der Inquisitor in die Höhe. »Das ist eine Ungeheuerlichkeit, gegen die ich mich schärfstens verwehre. Noch heute werde ich …«
    »Nichts werdet Ihr – außer Euch wieder setzen. Ich bin noch nicht fertig!«, blaffte Merwais und wandte sich nun an den Kommissar. »Ferner beantrage ich, den Inquisitor Heinrich Institoris zu verhaften und in Gewahrsam zu nehmen …«
    Wieder sprang dieser in die Höhe, sein Gesicht war nun aschfahl und vor Wut und Hass zu einer Fratze verzerrt. In seinen Mundwinkeln sammelte sich weißer Speichel, seine rechte Faust stieß er drohend in die Luft und Merwais war darauf gefasst, dass er sich jeden Moment auf ihn stürzen würde. Auch bei einem Teil seiner Mitbrüder schien sich nun Unmut zu regen, das Stimmengewirr wurde immer lauter und heftiger.
    »Ruhe!«, brüllte er nun. »Ruhe!«, aber erst als auch Samer und Turner mit einstimmten, wurde es wieder leiser. »Ich bin immer noch nicht fertig!«, rief er. »Ferner beantrage ich die sofortige Freilassung der angeklagten Frauen!«
    Der Tumult schwoll wieder an, alle redeten aufeinander ein und gestikulierten wild umher.
    Merwais setzte sich, schlug die Beine übereinander und beobachtete fast heiter das Durcheinander.
    Der Kommissar Turner kam zu ihm herüber und beugte sich zu ihm herab. »Das mit der Verhaftung kriegen wir niemals durch! Das wäre ein Affront gegen den Papst selber!«
    »Ich weiß«, lachte der Anwalt, »aber es hat ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aber wie ich ihn einschätze, hält das nicht lange an. Seht selbst!«
    Tatsächlich war Institoris schon wieder ganz der Alte. Zuerst machte er seine Mitbrüder wegen mangelnder Unterstützung herab, dann ging er auf den Notar Kanter los und bezeichnete ihn als Waschlappen und nichtsnutzigen Buchstabenklauber.
    Die sofortige Haftentlassung hatte Merwais zwar nicht durchsetzen können, ebensowenig wie die Verhaftung des Inquisitors. Erreicht aber wurde wenigstens eine Hafterleichterung mit ausreichendem Essen und ein Zellenaufenthalt ohne Fesseln. Zwei Tage waren seit der Auseinandersetzung im Gerichtssaal vergangen und man schrieb nun den 31. Oktober. Institoris hatte nicht geruht und hatte alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel und Beziehungen genutzt und beharrte weiter auf der Weiterführung des Prozesses und auf seiner Position als Richter.
    »Seid vorsichtig«, warnte Samer den Anwalt, »er hat anscheinend einige Leute am Hof in der Hand. Gemunkelt wird auch, dass er mit Ulrich von Latsch zusammen stecken soll. Sogar gegen die Fürstin selbst sollen inzwischen schon Zeugenaussagen vorliegen!«
    »Keine Bange, ich werde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen«, entgegnete Merwais.
    Die Parteien hatten beschlossen, sich an einem neutralen Ort zu treffen und der Bürger Conrad Gunther hatte sich bereit erklärt, dafür sein Haus zur Verfügung zu stellen. Neben allen Anwesenden von

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