Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Kommissar Turner dazwischen. »Es gab eine klare Anweisung, Räte des Herzogs oder andere sachverständige Leute hinzuzuziehen. Eine Anweisung, um die Ihr Euch keinen Deut geschert habt!«
»Meine Bulle …«
»Eure Bulle, Eure Bulle …«, knurrte Turner genervt, »verlasst Euch darauf, wir werden uns an Eure Bulle halten, und zwar in allen Punkten, soweit sie irgendein Recht betreffen!«
Der Notar Hagen erhob sich und hielt Institoris ein bedrucktes Blatt Papier unter die Nase: »Da, so habt Ihr es selbst an fast jedem Heustadel anschlagen lassen: ›dass sie gemeinsam oder ein jeder für sich unter Zuziehung des geliebten Sohnes Johannes Gremper … oder eines anderen beliebigen öffentlichen Notars, der von ihnen beiden oder einem von ihnen auf Zeit beauftragt worden ist‹ …«
»In Ravensburg …«, kam nun Institoris ins Stottern.
»In Ravensburg«, sagte Hagen kalt, »hattet Ihr den Johannes Gremper, der Notar sowohl des kaiserlichen als auch des kirchlichen Rechts ist. Hier aber ist der Notar Kanter, der nur für das kanonische Recht zuständig ist! Seht Ihr, Ihr haltet Euch ja nicht einmal an das, was in Eurer eigenen Bulle steht! Jetzt fehlt zu einem ordentlichen Verfahren nur noch ein Verteidiger, den uns nun in Herrn Merwais der Himmel geschickt hat!«
»Was soll das? Wollt Ihr etwa das Ganze noch einmal von vorne aufrollen? Wer soll das bezahlen?«, fauchte Institoris.
»Wenn es sein muss – ja. Aber nach allem, was ich in den letzten zwei Stunden erfahren habe, denke ich, das wird nicht nötig sein! Was die Kosten angeht, hättet Ihr Euch vielleicht früher Gedanken machen sollen!«, antwortete Merwais. Ohne sich weiter um die Einwände des Inquisitors zu kümmern, wandte er sich an Helena Scheuberin, die zwar den ganzen Disput verfolgt, aber davon kein Wort begriffen hatte. »Wärest du damit einverstanden, wenn ich deine Verteidigung übernehme?«
Unsicher sah sie hinüber zum Kommissar und als auch Paul Wann und der Ammer Pfarrer nickten, stimmte sie zögernd zu.
»Dann benötigen wir eine schriftliche Vollmacht. Die kann aber der Herr Notar Bartholomäus Hagen sofort hier an Ort und Stelle ausstellen!«
Hagen nickte und griff nach einem leeren Papierblatt, das er mit »Vollmacht« überschrieb.
Merwais war inzwischen zu Turner getreten, mit dem er sich im Flüsterton unterhielt, was aber Institoris wiederum zum Kochen brachte.
»Hier wird nicht getuschelt und gemauschelt!«, schrie Institoris und fasste den Rechtsanwalt am Ärmel, der die Hand aber lediglich wie einen lästigen Käfer abschüttelte.
»Wir schlagen für alle Angeklagten eine Sammelvollmacht vor«, übertönte dann der Kommissar den immer noch protestierenden Inquisitor, »also lasst alle Frauen unverzüglich in den Gerichtssaal bringen!«
»Das sind nur unnötige Kosten, die dadurch entstehen! Aber Geld scheint plötzlich hier wohl keine Rolle mehr zu spielen!« Institoris rannte mir Riesenschritten quer durch den Saal und blieb vor seinen Mitbrüdern stehen. »Was ist mit euch? Auf welcher Seite steht ihr? Warum sagt keiner auch nur einen Ton?«
»Es geht hier um die Belange des weltlichen Rechts …«, wollte der Utrechter Notar einwenden, aber der Inquisitor fuhr ihm über den Mund.
»Ihr, ausgerechnet Ihr …warum habe ich Euch eigentlich hierher geholt? Nichts als Stroh habt Ihr in Eurem Kopf!«, schäumte er.
Aber auch die anderen saßen nur stumm und abwartend da und wichen seinen Blicken aus.
Es war ein erbarmenswürdiger Anblick, der sich Merwais bot, als die übrigen sechs Frauen im Gerichtssaal erschienen. Die Mutter Röslin war immer noch so zerschlagen, dass sie hereingetragen werden musste, ihre Tochter Rosina Hochwartin und Barbara Selachin mussten gestützt werden, nur Barbara Hüfeysen konnte sich mit Mühe selbst auf den Beinen halten. Zwar war die Kerkerhaft auch an der Phlueglin und der Witwe Schneiderin nicht ohne Spuren vorbeigegangen, aber durch den Umstand der entgangenen Folter, wie sie ursprünglich für den gestrigen Nachmittag vorgesehen gewesen war, machten sie dennoch einen halbwegs passablen Eindruck.
Institoris stürzte sofort auf die Frauen zu und begann auf sie einzubrüllen, sie würden ihrer gerechten Strafe nicht entkommen, dafür würde er schon sorgen, drehte sich dann um und schrie auf Merwais ein, sein Auftreten hier als Verteidiger sei nicht rechtmäßig, da er nicht als Rechtsanwalt bestellt sei und sich nur an einem laufenden Verfahren bereichern wolle.
»Nun seid
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