Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Spektakel selbst ausgeheckt und sie seien erst jetzt durch puren Zufall darauf gekommen. Unverzüglich hatte er auch den Herzog aufgesucht und Sigmund nahe gelegt, die Kosten zu übernehmen und damit die Forderung zu verknüpfen, dass der Hexenjäger umgehend aus Innsbruck zu verschwinden habe.
Auch der Bischof Golser war mit dem gleichen Ansinnen schon bei Sigmund vorstellig geworden, wovon aber Ulrich von Latsch nichts wusste.
»Jeder versucht mir in die Tasche zu langen«, knurrte der Fürst darauf unwillig, »aber es scheint wirklich keine andere Möglichkeit zu geben, diesen Störenfried schnell loszuwerden. Also gut – wir befehlen das gesamte Gericht noch heute am Spätnachmittag vollständig hier an den Hof!«
Institoris war etwas mulmig zu Mute, als er mit seinen Mitbrüdern den großen Saal betrat, in dem schon der Fürst und der Bischof warteten, aber auch Turner, Samer, Hagen und Wann waren schon da. Mit einer Verbeugung trat er vor Sigmund, würdigte aber die anderen mit keinem Blick.
»Ihr habt da ein gewaltiges Schlamassel hinterlassen«, fuhr ihn Sigmund ungnädig an, »und wir sollen das nun wohl oder übel ausbaden! Was habt Ihr dazu zu sagen?«
»Nun ja, es ist eben einiges daneben gegangen, obwohl ich grundsätzlich – ich betone: grundsätzlich – im Recht war und immer noch bin!«
»Ihr wagt es?«, donnerte Golser und sein gewaltiger Brustkorb wölbte sich, während er tief Luft holte. »Die Bevölkerung ist verstört und aufgebracht und es gibt nicht wenige, die Euch am liebsten am nächsten Baum sehen würden!«
»Aber das ist nicht alles. Ihr habt der Heiligen Kirche unsäglichen Schaden zugefügt, sie beschmutzt und für Eure einfältigen Zwecke benutzt. Die Menschen sind dermaßen verunsichert, dass wir nur noch die Möglichkeit sehen, in allen Kirchen landauf und landab gegen den von Euch verbreiteten Unsinn zu predigen!«, warf Wann finster ein.
»Ja, das wird einige Zeit dauern, aber trotzdem wird immer eine Spur von Zweifel in den Köpfen hängen bleiben!«, ergänzte der Bischof.
»Ihr wollt dem Papst selbst widersprechen?«, fauchte Institoris streitlustig.
Golser wusste, dass er jetzt vorsichtig sein musste. »Nein! Wir widersprechen nicht dem Papst, sondern wehren uns dagegen, wie Ihr seine Bulle eigenmächtig auslegt. Daher überlegen wir uns ernsthaft, den Heiligen Vater zu bitten, sie für ungültig erklären zu lassen, um weiteres Unheil durch Euch zu vermeiden!«
Institoris sah, wie sich das Gesicht des Fürsten zunehmend verfinsterte und beschloss, den Mund zu halten, so schwer ihm das auch fiel. »Ich gebe zu, ich habe Fehler gemacht!«, sagte er dann scheinbar zerknirscht und machte dabei eine demütige Verbeugung.
»Also gut«, sagte Sigmund bestimmt und sah Institoris in die Augen, »wir übernehmen die aufgelaufenen Prozesskosten und werden auch Eure Tätigkeit mit einer angemessenen Abfindung bedenken. Allerdings setzen wir voraus, dass Ihr Euch unverzüglich aus Innsbruck entfernt!«
Bruder Heinrich spürte, wie ihm eine riesige Last vom Herzen fiel und hätte in diesem Augenblick wohl alles versprochen, was auch immer Herzog Sigmund von ihm fordern sollte.
21. KAPITEL
E in Stein löste sich polternd, schlug dumpf auf einem Grasband auf, sprang mehrmals in immer kleiner werdenden Sätzen in die Höhe, verschwand dann in der Tiefe, zog klackernd eine staubende Spur unten im Geröllfeld und blieb dann ruhig liegen. Über den wilden Zacken der Nordkette ballten sich trotz der bereits fortgeschrittenen Jahreszeit hohe Haufenwolken immer dichter und bedrohlicher zusammen. Wohl noch heute Nachmittag würden sie sich in einem gewaltigen Gewitter entladen. Der junge Novize lag im Gras der Bergwiese und kaute an einem Grashalm. Niklas sah lächelnd auf das mit Sommersprossen übersäte Gesicht des Burschen, den ihm in Köln der Prior Jakob Sprenger anvertraut hatte, in dessen Kloster er vor etwa einem Jahr auf seinen Wunsch hin transfiliiert worden war.
»Er ist ein ungeschliffener Edelstein«, hatte er ihn beim Abschied ermahnt, »passt gut auf ihn auf und macht etwas aus ihm!«
Leonhard war der zweitälteste Sohn einer Kaufmannsfamilie aus Aachen und er wurde nicht lange gefragt, ob er Lust hatte, Mönch zu werden.
»Der erste Sohn für die Familie, der zweite für die Kirche!«, hatte sein Vater in einem Ton bestimmt, der keinen Widerspruch duldete.
Von Slowenischen waren sie mit einem Abstecher zur Abtei Friesach in Kärnten über das Gailtal weiter
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