Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Tal war ein einziger Sündenpfuhl und wurde von Zauberern beherrscht, die sich mit dem Teufel verbündet hatten, wovon sie sich eine größere Wirkung ihrer Schandtaten versprachen. Der Stadelin war der Erste, dem ich auf die Schliche kam. Ich habe ihn hinrichten lassen. Kurz darauf zechte ein Simmentäler in einer Kneipe in der Stadt Fribourg, wo er plötzlich einen stieren Blick bekam und behauptete, er könne gerade im Augenblick sehen, wie ihm jemand daheim seine Angel am Wasser stehlen würde. Man nahm ihn gefangen und zuerst wollte er sich herausreden, er sei betrunken gewesen und dass alles nur ein Scherz war. Nach der peinlichen Befragung gestand er aber, mit dem Teufel im Bunde zu stehen und er wurde dann nach seinem Heimatrecht, also nach dem der Stadt Bern, verbrannt. Es gab aber auch Leute im Tal, die die Satansbündelei nicht ernst nahmen.«
Um Greyerzes Lippen spielte ein Anflug eines leisen Lächelns. »So wurde mir eine Frau als Hexe gemeldet, die zusammen mit Dämonen Schadenszauber verüben würde. Ich ließ sie festsetzen. Ihr Mann lief aber sofort zu einer Wahrsagerin, die ihm weissagte, seine Frau würde nicht schuldig gesprochen. Am nächsten Tag kam er zu mir gelaufen und berichtete mir freudestrahlend davon. Ich ließ das seiner Frau ausrichten, dazu auch noch, dass ich sie noch einmal peinlich befragen würde, worauf sie bat, ich solle zu ihr ins Gefängnis kommen. Dort gestand sie mir ohne Umschweife, sie habe mit Hilfe der Dämonen gesehen, wie ihr Mann zur Wahrsagerin gerannt sei. Diese habe aber nicht Recht, weil sie selbst genau wüsste, dass sie von ihm morgen verurteilt würde. Ich erzählte ihrem Mann wieder gleich davon. Der aber lachte nur lauthals und meinte, er sei jetzt gespannt, welche von den beiden Hexen Recht behalten würde. Am übernächsten Tag wurde seine Ehefrau verbrannt.«
Greyerz kam nun richtig in Fahrt und seine bleichen Wangen bekamen Farbe. »Ich wusste nun zwar, dass es Menschen im Tal gab, die sich mit Satan zusammengetan hatten, um anderen zu schaden und sich selbst einen Vorteil zu verschaffen«, fuhr Greyerz fort, »auch war mir klar, dass nicht nur einzelne Zauberer und Hexen am Werk sein konnten, sondern es musste einen oder mehrere Zusammenschlüsse oder Bünde geben. Wie aber, so fragte ich mich, wird man in einen solchen Bund aufgenommen?«
Er schwieg einen Moment und seine Augen verzogen sich zu zwei schmalen Schlitzen. »Aber ich habe es herausbekommen«, raunte er. »Es war ein junges Ehepaar, das mir als verdächtig gemeldet wurde. Der Mann fragte im ersten Verhör geradeheraus, welche Strafe ihn erwartete und ich antwortete ihm wahrheitsgemäß, fügte aber hinzu, er könne bei einem Geständnis seiner Missetaten auf ein mildes Urteil oder sogar Vergebung hoffen. Da sprudelte es nur so aus ihm heraus. Offensichtlich belastete die Kumpanei mit Satan doch sein Gewissen. Er erzählte, dass es Hexenmeister gebe, die mit dem angehenden Hexer am Sonntag früh vor der Weihwasserweihe in die Kirche gehen und dort Christus, der Kirche, dem Glauben und der Taufe abschwören. Dann leisten sie ihrem neuen Herrn die Huldigung und das Treueversprechen unwiderruflich für ihr ganzes Leben und machen einen Kniefall vor ihm. Zum Abschluss trinken sie ihren Zaubertrank aus toten Kindern und verstehen auf der Stelle die wichtigsten Riten.«
Nider schauderte. »Und was habt Ihr mit ihm gemacht?«
»Er hat abgeschworen und war erleichtert, dass ihm vergeben wurde. Ich würde sogar sagen, er nahm das Todesurteil wenn auch nicht gerade freudig, so doch gelassen entgegen. Aber seine Frau …« Der alte Vogt suchte nach Worten. »Ja, seine Frau …«, hub er wieder an, »ich wollte auch ihre Seele retten. Aber sie war so verbockt, dass sie nicht einmal unter Folter abschwören und auf den rechten Weg zurückkehren wollte.« Er hob bedauernd die Schultern und sah den Mönch an. »Was hätte ich tun sollen? Ich musste sie verbrennen lassen! Ihr Mann hat ja alles eingestanden! Aber selbst auf dem Scheiterhaufen wollte sie nicht umkehren und hat uns auch dort noch beschimpft und verflucht!« Greyerz langte nach seinem Gehstock und erhob sich, um ein Fenster zu öffnen. »Ich hoffe, ich langweile Euch nicht und stehle Eure Zeit?«
Nider antwortete, dass er zwar schon oft ähnlich schauerliche Dinge gehört habe, aber noch nie auf jemanden gestoßen sei, der direkt und hautnah davon berichten konnte.
»Ich habe alle Zeit der Welt«, fügte er hinzu.
Von außen flutete das
Weitere Kostenlose Bücher