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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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keineswegs abwegig, denn die Bellevilles waren ein Zweig des alten, einst aquitanischen Bellesigna-Geschlechts, aus dem mehrere namhafte Künstler hervorgegangen waren. Das war auch Meister Rodder bekannt, und da Lukas seinen Eltern in seinem Abschiedsbrief mitgeteilt hatte, er werde sich bei angesehenen Kunstmalern als Schüler bewerben, war sein Vater womöglich schon jetzt damit beschäftigt, die Namen aller derzeit lebenden Bellesigni-Maler ausfindig zu machen.
Lukas' einzige Hoffnung war, seine Mutter werde diesmal nicht zu ihrem Gatten, sondern zu ihm halten und ihrem Gatten die entscheidenden Stammbaumauskünfte verschweigen. Damit konnte Lukas sogar rechnen. Zwar hatte sie ihn vor seiner Flucht in dieser Hinsicht bitter enttäuscht, doch die Vorhaltungen in seinem Abschiedsbrief mussten nach seiner Einschätzung Reue bei ihr ausgelöst haben.
So überlegte er hin und her, wobei er mitunter aufbegehrte - nach allen Strapazen und Gefahren war seine Flucht gelungen und jetzt, so nah am Ziel, sollte er dieses einmalige Angebot ablehnen? Ausgerechnet wegen seines Vaters? Nein! Dann ließ er wieder Besonnenheit walten und wog alles Für und Wider vernünftig ab.
Dennoch gelangte er zu keinem Ergebnis, weshalb Alphonse ihm, bevor sie schließlich ihre Schlafstuben aufsuchten, eine grübelfreie Nacht wünschte, das wirke bei scheinbar unlösbaren Problemen oft Wunder.
    Alphonses Rat hatte sich bewahrheitet. Beim Aufwachen am nächsten Morgen beschwerte Lukas kein dunkler Gedanke mehr und, was er mindestens so sehr begrüßte, er hatte seinen früheren Kampfgeist zurück gewonnen. Frohgemut schlupfte er aus dem Bett und richtete sich anschließend unter Singsang und Pfeifen her, wobei er sich wie ein Italiener vorkam.
Am Frühstückstisch wollte Alphonse eine Plauderei beginnen, Lukas aber unterbrach ihn: "Nicht, noch nicht, Zio Alfonso, erst muss ich dir mitteilen, dass ich trotz aller Risiken zu dem Schluss gelangt bin, Maestro da Vincis Angebot anzunehmen. Ich werde sein Garzone."
"Bravo, Lukas!"
Seine spontane Anerkennung freute Lukas, und Alphonse bestärkte sie noch, indem er ihm gestand, gestern zu der gleichen Auffassung gelangt zu sein: "Wer's Risiko scheut, bringt's halb so weit."

    Maestro da Vinci ließ sich erfreut wieder aus seinem gerade eingenommenen Sattel gleiten, wie er Alphonse und Lukas auf seinen Palazzo zukommen sah. Und als Alphonse ihm nach ihrer Begrüßung mitgeteilt hatte, Lukas könne sein Garzone werden, umfasste er mit seinen kräftigen Händen Lukas' Schultern und kündete ihm an: "Lukas, du wirst eine Bereicherung für unsere Bottega."
"Grazie, Maestro da Vinci."
"Für dich von heute an Maestro Leonardo, si?"
"Wiederum grazie, Maestro Leonardo."
Der Maestro lächelte seinen neuen Garzone warm an. Er mochte ihn, ihm gefiel seine ebenso wohlerzogene wie natürliche Art, doch vor allem seine Seelentiefe, die ihn bereits am ersten Tag bestochen hatte.
Nun stieg er wieder auf seinen braunen Wallach, wobei er erklärte: "Versteht bitte, ich werde von unserem Herzog erwartet. Wann kann Lukas hier einziehen?"
"Jederzeit."
"Sagen wir übermorgen", schlug der Maestro vor, "da bin ich den ganzen Tag im Haus. Ich habe eine meiner fünf Gästesuiten für Lukas vorgesehen, sie liegt im ersten Stockwerk gegenüber meiner Wohnung. Aber jetzt muss ich mich sputen, also bis übermorgen."
"Si, bis übermorgen."
Und schon ritt er davon.
    "Mamma mia, bin ich froh, dass ich nicht neben Carlo wohnen muss", seufzte Lukas erleichtert auf ihrem Rückweg.
Alphonse schmunzelte über Lukas' 'Mamma mia' und kommentierte dann: "Maestro da Vinci weiß schon warum. Ein umsichtiger Mann, er wird mir immer sympathischer."
"Wie alt schätzt du ihn? Carlo hat gesagt, er wäre höchstens dreißig."
"Non, non", lachte Alphonse, da ihn Carlos Wunschdenken amüsierte. "nach meiner Rechnung muss er sogar älter sein als ich, etwa drei, vier Jahre älter als ich."
"Habe ich auch gedacht", stimmte Lukas ihm zu und brachte dann verträumt hervor: "Er ist faszinierend, ebenso tatenfreudig wie einfühlsam. Und dieser tiefgehende Blick!"
"Oh, là, là, Junge, du schwärmst ja schon wie Carlo. Hast du dich auch in den schönen Maestro verkuckt?"
Dafür boxte Lukas seinem Zio in die Rippen.

    Zwei Tage später zog Lukas in die da Vinci-Bottega ein, wobei Carlo ihm bereitwillig half.
Seine neue kleine Wohnung, deren Seitenfront mit drei Butzenscheibenfenstern zum Hofgarten lag, war wunderhübsch. Bereits beim Betreten des Vorplatzes

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