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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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auszustatten, wachte sie vollends auf: "Das würdet Ihr tun?", freute sie sich.
"Mit Vergnügen doch", gab ihre neue Mitbewohnerin ebenso freudig zurück.
Darauf erinnerte Madame Rodder ihre Tochter: "Ich habe dir prophezeit, ma Chère, dass mit Vera eine Perle in unser Haus zieht."
"Und damit hast du nicht übertrieben, Maman."

    Der Hartung hatte bereits begonnen, Zeit für Lucia nach Mailand zu reisen, doch wegen der bevorstehenden Zunftprüfungen zögerte sie noch. Da im Werk ein Leitungswechsel stattgefunden hatte, wird bald jede für das Bellwillwerk zuständige Zunft eine Abordnung herschicken, um neu zu überprüfen, ob unter der Führung von Lucia de Belleville auch weiterhin alle Zunftbedingungen eingehalten werden. Ansich war von dieser Prüfung nichts zu befürchten, doch die Zunfthüter fanden stets etwas auszusetzen, alleine, um ihre Existenzberechtigung zu deklarieren. Allerdings war Herr von Lasbeck nun so gut eingearbeitet, dass er Lucia in jeder Hinsicht vertreten konnte, und ihre Mailänder Adresse - Bottega da Vinci, per L. de Belleville - vertraute sie ihm nun für alle Fälle an, mit der eindringlichen Bitte, sie niemandem weiter zu reichen.
Bei dieser Gelegenheit fragte Herr von Lasbeck nach, ob ihr kürzlich ausgesprochenes Angebot, er könne die Woche über in einer der Suiten des Bellwillhauses wohnen, denn ernst gemeint sei, was sie ihm bestätigte: "Sicher doch, unser Haus steht fast leer, und über angenehme Mitbewohner würden wir alle uns freuen."
"Danke, Fräulein, das wird eine Erleichterung für mich. Wann werdet Ihr Euch denn wieder hier sehen lassen?"
"Wahrscheinlich zu Ostern."
"Gut so", fand er, "vorher sind die Zünftler auch kaum zu erwarten, denn Ostern fällt dieses Jahr bereits in die erste Lenzingwoche. Ihr könnt also unbesorgt zu Eurer Kunstschule reisen."
"Ich verlasse mich auf Euch, Herr von Lasbeck."
    So war es Lucia gegen alle anfänglichen Widerstände doch geglückt, ihre Kunstausbildung fortzusetzen, und am vierten Hartungtag trat sie die Fahrt nach Mailand an.

    In der da Vinci-Bottega gewann Lucia schnell wieder die Bestätigung - die Künstlerschaft war die Welt, in die sie gehörte. Auch genoss sie es, hier einer von vielen zu sein und nicht, wie im Bellwillwerk, die Person, von der alles abhing.
Hier war Leonardo der Herr. Er, der Lucia so glücklich zurück empfangen hatte und auch jetzt, nach einer Woche, noch immer ständig einen Vorwand fand, sie im Labor aufzusuchen. Sie hingegen hielt sich nun bei ihm zurück. So sehr sie seine Gegenwart auch erfreute, sie wollte ihm und sich die Situation erleichtern und benahm sich deshalb ähnlich, wie im letzten Jahr er. Sie trat nie näher zu ihm heran, verlockte ihn auch nicht mehr, sich bei Tisch neben sie zu setzen und warf ihm keine koketten Blicke mehr zu. Dabei geschah es gar, dass sie mitunter reflexartig von ihm abrückte, wenn er zu ihr trat oder sich leicht zu ihr beugte, was bei seinem Besichtigen ihrer Malstudien unvermeidlich war. Solche Reflexe bedauerte sie hinterher stets, da ihm anzumerken war, wie sie ihn kränkten. Durch dieses Verhalten war zwischen ihnen wieder eine leichte Spannung eingetreten.
Umso erfreulicher für beide Lucias Malstudien. Bereits, als sie zum ersten Mal wieder an ihrer Staffelei gesessen hatte, hatte ihre Hand ein hellblaues Symbol auf den Karton gezaubert. Blau entsprach dem Element Luft, wusste Lucia und auch der Weiblichkeit im Kosmos. Als sie dafür von Leonardo eine Bestätigung hatte erfahren wollen, hatte er sie darauf hingewiesen, dass die Form ebenso entscheidend sei wie die Farbe, erst beides zusammen ergebe die eigentliche Aussage. Und um ihre Studien nicht vom Verstand beeinträchtigen zu lassen, hatte er ihr erneut geraten, sie möge nie über die Ergebnisse ihrer Übungen nachdenken. Das befolgte sie seitdem, auch wenn es ihr schwer fiel, da die Kartons oft so interessant bemalt waren, dass sich ihr Blick nicht davon lösen wollte, und wenn sie noch mit ansah, mit welch verklärtem Lächeln sich Leonardo dies oder jenes unterbewusst verfertigte Werk betrachtete, musste sie dagegen ankämpfen, sich neben ihn zu stellen, um es ebenfalls zu studieren.
Dafür durfte sie umso intensiver die neuen, beeindruckenden Skizzen betrachten, die jetzt Leonardo und die Künstler für die Fresken in zwei Sälen des Sforzapalastes entwarfen. Den Turmraum, die Sala delle Asse, will Leonardo wie einen urzeitlichen Wald gestalten, wobei die Wandsäulen jenes Saals als Baumstämme

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