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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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gegenseitig besuchten, wobei die beiden Kinder, inzwischen waren es Halbwüchsige, in ihrer Zuneigung immer vertrauter miteinander wurden und von einer künftigen Ehe träumten. Sie liebten sich.
Das erkannte auch Peter Rodder, der Gefallen an der blutjungen, lebensfreudigen Silke fand, und in seiner Eifersucht machte er seinen Herrn, George de Belleville, auf den ungezügelten Umgang zwischen seiner fast heiratsfähigen Tochter und ihrem Cousin aufmerksam. Doch Monsieur de Belleville sah darin nichts als Kinderei, was es derzeit auch war.
Aber nicht mehr im Sommer 1469, als Alphonses Eltern wieder zwei Wochen mit ihm in Meran zubrachten.
Lucia bekam es vor Augen. Sie sah ihre seinerzeit fünfzehnjährige Mutter und den dreizehnjährigen Alphonse verborgen im Dickicht des Bellwillforstes miteinander schmusen. Und prompt entflammte Leidenschaft in Alphonse, ihn verlangte nach Silkes Körper. Er berührte sie immer intimer, sie wehrte sich, er aber ließ nicht nach, umschmeichelte sie mit verführerischen Worten, bedeckte sie mit Küssen, bis sie Gefallen daran fand. Und schließlich verbanden sich die Körper der beiden Liebenden, jedoch Unaufgeklärten, im Rausch der Leidenschaft.
Hinterher weinten beide, teils vor Glück, teils vor Schreck, da ihnen jetzt deutlich wurde, dass sie etwas Unsittliches begangen hatten.
Silke wurde schwanger.
Erst, wie sich nun alles vor Lucia vernebelte, begriff sie - ihr leiblicher Vater war Alphonse. Sie war die Tochter zweier Bellesigni.
Doch ehe sich Lucia mit dieser Erkenntnis beschäftigen konnte, verlangten neue Bilder ihre Aufmerksamkeit. Silkes Zustand war durch ihre jetzt häufige Übelkeit bald entdeckt. Ihre Eltern gerieten außer sich darüber, und statt sich an die eigene Nase zu greifen, weil sie versäumt hatten, ihre Tochter rechtzeitig aufzuklären, überschütteten sie sie mit Vorwürfen und wollten mit ihr eine Engelmacherin aufsuchen, die ihre sündige Leibesfrucht entfernen sollte. Dagegen wehrte sich Silke verzweifelt, obgleich sie nun von ihren Eltern erfuhr, dass und weshalb sie und Alphonse niemals ein Paar werden könnten.
Nicht besser erging es Alphonse in Belleville. Auch seine über das Drama bald informierten Eltern sparten nicht mit Vorwürfen und verbannten ihn schließlich, als Sühne für seine Unsittlichkeit, in Frankreichs strengste Klosterschule.
Indessen spekulierte George de Belleville darauf, seine Silke mit Peter Rodder zu verheiraten. Er sei ein rechtschaffener junger Mann, erklärte er seiner Gattin, habe auf Silke schon länger ein Auge, und wenn man ihm etwas Verlockendes anbiete, werde er sie womöglich in ihrem Zustand ehelichen.
Gesagt, getan. Silkes Eltern setzten sich mit Peter Rodder zusammen und boten ihm an, ihn testamentarisch als Erbe des Bellwillwerkes zu bestimmen, sofern er ihre schwangere Silke heirate, das zu erwartende Kind als seins ausgebe und darüber für immer schweige.
Nach reiflichem Überlegen ging Peter Rodder auf diesen Handel ein. Und Silke musste sich fügen. Doch letztendlich war sie glücklich über diese Lösung, denn unter diesen Umständen konnte sie ihr Kind behalten.
Nun verblasste alles Geschehen, bis Lucia wieder nichts als den Schneeflockentanz vor Augen hatte und von ihren drängenden Gedanken befreit war.
So blickte sie noch weiterhin gelöst aus dem Fenster, wobei sie der Gedanke anflog, dass Silkes und Alphonses Seelen jetzt womöglich in Eintracht ebenso unbeschwert durch ihre Gefilde schwebten, wie draußen die Schneeflocken.

    Als Nachfolgerin von Madame Rodder wurde Lucia auf dem Bellwillhügel von jedem mit 'gnädige Frau' angesprochen. Vom ersten Tag an, noch bevor ihre Mutter bestattet worden war, was sie seinerzeit jedesmal bis ins Herz getroffen hatte.
Allmählich hatte sie diese Notwendigkeit eingesehen, und heute bemühte sie sich, ihrem neuem Status gerecht zu werden. Dabei half ihr, dass ihre Mutter sie auf dem Sterbebett darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sie seit Alphonses Hinscheiden frei sei, da niemand mehr über sie und ihre Habschaft bestimmen könne. Doch wirklich frei fühlte sich Lucia erst, seit ihr die Vergangenheitsvision die Hintergründe des früheren, für sie oft unverständlichen Verhaltens ihrer Eltern und ihres 'Onkels' Alphonse erhellt hatte. Deshalb fühlte sie sich fortan niemandem mehr verpflichtet, in keinerlei Hinsicht.
Und Meister Rodder, der von seinem Schwiegervater so schändlich betrogen worden war, blieb für Lucia nach wie vor ihr Vater. Er wird auch

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