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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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nie von ihr erfahren, dass sie herausgefunden hatte, wer ihr biologischer Vater war. Das hatte sie einzig Leonardo brieflich anvertraut, worauf er ihr mit wohltuenden Worten geantwortet und sie am Ende gebeten hatte, über ihre sonstigen Tätigkeiten ihre Berufung nicht zu vernachlässigen, zumal sie jetzt wisse, dass sie, ebenso wie er, ein Vollblut-Bellesigna sei.
Nein, ihre Berufung vernachlässigte Lucia nicht, sie wusste längst, wo die Priorität ihres Wirkens lag und saß nun weit häufiger und länger als vordem an ihrer Staffelei.
Darüber war der Lenz eingezogen, alles begann zu grünen, und wo man hinsah sprangen weiße, gelbe und rosa Knospen auf. Das ließ auch Meister Rodder, der so tief um seine Gemahlin getrauert hatte, aufleben. Und da der Bellwillhügel wieder viel besucht war, waren nun alle Werksangehörigen endgültig sicher, dass der Betrieb wieder auf soliden Füssen stand.
Dennoch hatte Lucia beschlossen, nicht wieder in die da Vinci-Bottega zurück zu kehren. Nicht nur, weil Leonardo und die Künstler sonst neuerliche Schwierigkeiten von Angelina bekommen könnten, sie war auch außerstande, dort wieder als Jüngling aufzutreten. So musste sie sich nun damit abfinden, Leonardos Bottega niemals wieder zu sehen, ebenso wenig wie ihren Oskar, den sie dort im Stall hatte zurücklassen müssen.
Allerdings ließ es ihr hiesiges Arbeitspensum nicht zu, diesen Gedanken viel nachzuhängen. Denn, obschon sie die Führung des Werkes fast ausschließlich Herrn von Lasbeck überließ, war sie mitunter stundenlang mit der Beaufsichtigung und Verwaltung des Anwesens beschäftigt. Wozu momentan auch gehörte, sich mit ihrem Förster mitunter an Ort und Stelle zu besprechen, ob jener Spazierweg verbreitert, hier ein dritter Kinderspielplatz angelegt und dort über den Kamperbach eine weitere Holzbrücke geschlagen werden soll.
Die übrigen Stunden saß sie mit Vera im Atelier, und ihre Mitbewohner bewunderten ihre Gemälde. Selbst Justus hatte letzthin zu einem durchsichtig wirkenden Kinderporträt auf Lucias Staffelei geäußert: "Traumhaft, als scheint die Sonne durch diese Maid hindurch", und Meister Rodder hatte gestaunt:
"Unglaublich, Lucia, was du auf deiner Malschule gelernt hast."
Es verging kaum ein Abend, an dem die Hausbewohner nicht kurz im Atelier nachsahen, ob es etwas Neues zu bewundern gebe.
    Heute vor dreiundzwanzig Lenzen hatte Madame Rodder Lucia zur Welt gebracht. Weshalb also nach außen Trauer demonstrieren, fragte sich das Geburtstagskind.
Darauf hängte Lucia das elegante, doch für den heutigen Tag zu düstere Kleid wieder zurück in den Wandkasten und hielt nach einem geeigneteren Ausschau. Farbig durfte es nicht sein, so weit wollte sie noch nicht gehen und durchweg weiße Garderobe gab es nicht, leider, heute hätte Lucia sie gerne getragen. Dann entdeckte sie die richtige Robe - ein weißes Kleid mit schwarz umsticktem Lochmuster und schwarzem Unterkleid, das durch den von oben bis unten reichenden Schlitz des bodenlangen Überrocks beim Gehen sichtbar wurde. Sie schlupfte in das Unter- dann in das Oberkleid, verschloss es Taillen eng an beiden Seiten und band sich zum Abschluss noch, mit großer Schleife über dem Po, einen schwarzen Chiffongürtel um. So, fand sie, war sie für den heutigen Tag angemessen hergerichtet.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"
"Auch von mir herzlichen Glückwunsch!", empfingen sie im Korridor Meister Rodder und Justus, jedoch nicht in hellgrauer Laborkleidung, vielmehr trugen sie ihre schwarzseidenen Sonntagsanzüge mit heute zum ersten Mal wieder weißen Spitzenkragen und -manschetten, und darüber freute sich Lucia besonders. Sie nahmen Lucia in die Mitte, führten sie aber nicht in den Speise-, sondern in den Aufenthaltsraum, wo zu ihrer Überraschung alle Hausbewohner sowie ihre Großmutter, Tante Magda und Onkel Andreas beisammen standen und ihr im Chor: "Alles Liebe zum Geburtstag und Gottes Segen", wünschten.
"Ich danke euch, euch allen."
Mehr Freude durfte sie nicht zeigen, das ziemte sich im Trauerjahr nicht. Jetzt trat Herr von Lasbeck zu ihr, um ihr einen dicken Fliederstrauß zu überreichen mit dem Glückwunsch aller Werksangehörigen, dem er hinzufügte: "Und bei dieser Gelegenheit, gnädige Frau, soll ich Euch von jedem seinen Dank aussprechen für Euren gekonnten Einsatz im Werk."
"Danke", konnte sie nur über die Lippen bringen, worauf ihr Meister Rodder seinen Arm um die Schultern legte, er wusste, wie schwer sie es ertrug, im

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