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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Glückwunsch zu deinem Geburtstag! Auch von Bernardino und Giovanni, als deren Bote ich hier erscheine."
Seine Bellesigni-Augen leuchteten so golden, und er sprach mit einem solch reizenden Akzent deutsch, in das sich auch italienische Worte verirrten, dass es Lucia in ihrer Wiedersehensfreude noch mehr kostete, die Etikette zu wahren: "Danke, Leonardo, und danke auch, dass du mich mit deinem Besuch beehrst."
Heute war er ungewohnt dezent gekleidet, er trug einen durchgehend silbergrauen Chintzanzug mit blauem Rüschenhemd und blauer, flott übers rechte Ohr gezogenen Filzmütze. Aber selbst in dieser Aufmachung war er ein bildschöner Mann. Das fand nicht nur Lucia, auch Veras und Madame de Lousins Blicken war es deutlich zu entnehmen. Nun zog sich Madame de Lousin zurück, worauf Lucia ihn mit Vera bekannt machte. Leonardo erkundigte sich, ob Vera jene Dame sei, deren Pastellgemälde er habe bewundern dürfen.
"Bewundern", wehrte Vera ab.
Er jedoch beteuerte ihr, diese Gemälde hätten ihn fasziniert, und da sie darauf noch immer ungläubig wirkte, verlieh er seiner Aussage Nachdruck: "Prego, Donna de Zeno, Ihr wisst, dass es unter Künstlern, wenn es um ihre Werke geht, keine falschen Komplimente gibt."
Während sie dann auf Lucias Einladung zu dritt an einem kleinen Tisch platz nahmen, überreichte Leonardo Lucia einen großen Briefumschlag: "Bitte, ein Geburtstagsgeschenk von Bernardino, Giovanni und mir."
"Grazie, wie spannend."
Lucia begrüßte, dass Vera und Leonardo nun eine lockere Konversation miteinander betrieben, denn sie zog ein in Schönschrift angefertigtes und mit Amtssiegel versehenes Dokument aus dem Umschlag, das sie stutzig machte. Beim Durchlesen erschrak sie - es war ihre offizielle Ernennung zur Künstlerin, mit Angabe ihres wahren Namens und der hiesigen Anschrift. Darunter der Zusatz, mit ihrem Künstlernamen Signa sei sie heute, dem 4. April 1493, von Maestro Leonardo da Vinci in das Register der lombardischen Künstlergilde eingetragen worden. Unterschrieben hatten Leonardo, Bernardino und Giovanni sowie ein Advokat namens Arnoldo Coselli. Lucia war fassungslos, wie konnte Leonardo das verantworten? Dann las sie es nochmal durch und war hinterher nicht weniger verstört. Bis ihr Leonardo zulächelnd erklärte: "Signor Coselli ist ein Freund von mir."
Damit hatte er Lucia zu verstehen gegeben, sie könne Vertrauen in die Angelegenheit fassen. Dennoch blieb sie verwirrt. Dann aber wurde ihr klar, dass Vera aus ihrem Ausdruck schließen könne, Leonardo habe ihr eine Schreckensbotschaft überreicht, weshalb sie sich zu einer freudigen Miene zwang und ihr das Dokument reichte.
Während Vera es las, zwinkerte Leonardo Lucia zu, und sie gewann langsam ihre Fassung zurück.
"Lucia", rief Vera dann überrascht aus, "mit diesem Dokument bist du eine eingetragene Künstlerin!"
"Ja, ich kann es kaum glauben."
"Ich gratuliere dir! Sicher bist du die einzige Frau, weit und breit der dieser Titel verliehen worden ist."
Nun kam Leonardo dazwischen: "Ich bitte Euch, Donna de Zeno, Ihr als Kollegin solltet Signa aber mit ihrem Künstlernamen anreden."
"Richtig, Maestro da Vinci", und dann zu Lucia gewandt: "Also, von jetzt an bist du für mich Signa." Sie erhob sich, "Darf ich die Urkunde auf deinen Gabentisch legen? Jeder soll sie doch sehen."
Dagegen konnte Lucia nichts einwenden, worauf Vera das Dokument so auf dem Tisch platzierte, dass es jedem ins Auge fallen muss. Danach siegte Veras Taktgefühl über die Etikette, sie trat zur Tür: "Ihr entschuldigt mich für einen Moment", und verließ sodann den Raum.
Diese Gelegenheit nutzte Leonardo, um Lucia mit gedämpfter Stimme zu erklären: "Signor Coselli ist ebenso verschwiegen wie Bernardino und Giovanni, es gibt also nichts zu befürchten."
"Aber wieso wissen Bernardino und Giovanni, wer und was ich in Wahrheit bin?"
"Signa", lächelte er, "sie haben schon lange die Jungfer in dir erkannt, dann ist es auch nicht mehr darauf angekommen, ihnen zu diesem Zweck deinen wahren Namen mit der hiesigen Anschrift zu nennen. Die Urkunde, zu der ich mich nach Donna de Brondolos Aufstand entschieden habe, wird dir noch nützlich sein, aber darüber später mehr. - Cara mia, du siehst in Damenkleidung noch bezaubernder aus, als ich mir das habe vorstellen können."
"Schweig still, du", gebot sie ihm geschmeichelt Einhalt.
    Nachdem Lucia Leonardo gegen Mittag mit ihren Verwandten und Herrn von Lasbeck bekannt gemacht hatte, lenkte Vera die Aufmerksamkeit aller

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