Hexenkuss
wollte, bekam er sie für gewöhnlich auch.
Dann erfolgte die Enthüllung: Nach diesem Jahr erzählte Laurent Michael die Geschichte der Cahors und der Deveraux und teilte seinem Nachfahren mit, was er schon gewusst hatte, ehe Michael Marie-Claire überhaupt begegnet war: dass ihr Mädchenname, Cathers, von dem uralten französischen Namen Cahors herrührte. Nach so vielen Jahren vergessener Familiengeschichte hatten die »Cathers« keine Ahnung mehr, dass sie einst die Cahors gewesen waren, eines der edelsten magischen Häuser im mittelalterlichen Frankreich, und die erbittertsten Feinde der Deveraux.
All die Nachforschungen und die Spionage waren nur eine Prüfung gewesen, ob Michael der Wahrheit auch allein auf die Spur kommen konnte. Sein Versagen war Michael zwar peinlich, aber dass Marie-Claire tatsächlich eine echte Hexe war, freute ihn sehr. Es war offensichtlich, dass sie nichts von ihren Kräften ahnte, obwohl sie selbst sie immer wieder bewies - indem sie »wusste«, wer gleich anrufen würde, indem sie unzählige Male zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war. Sie fand Dinge, die andere verloren hatten, und sie zog Geld und Glück geradezu magnetisch an. Außerdem alterte sie in Anmut und Schönheit.
Es hieß, dass Hexer und Hexen gemeinsam erstaunlich mächtige Magie wirken konnten. Laurent hatte Michael zwar davor gewarnt, in Marie-Claires Nähe zu kommen, aber er hatte sich selbst versprochen, dass er sie bekommen würde - wenn die Zeit reif war.
Da wusste ich ja noch nicht, dass er mir nachspionieren kann. Ich dachte, er würde es nie erfahren.
Michael wartete ab... dreizehn lange Jahre. Während dieser Jahre versuchte er es auf einem anderen Weg - er ermunterte seine beiden Söhne, sich den Anderson-Töchtern zu nähern. Marie-Claires Mädchen waren Zwillinge namens Amanda und Nicole. Wie ihre Mutter besaß Nicole einen verborgenen, unerkannten Funken magischer Fähigkeiten, doch Amanda schien eine Niete zu sein - so mausgrau und passiv wie ihr Vater, Richard Anderson.
Eli stürzte sich auf Nicole, die mit kaum vierzehn Jahren keine Chance hatte, seiner Anziehungskraft zu widerstehen. Eli war vier Jahre älter als sie, und als Marie-Claire von ihrer Tochter verlangte, die Beziehung zu beenden, führte Nicole sie heimlich weiter. Vielleicht spürte das Mädchen die Kräfte, die dicht unter der Oberfläche von Elias Alain Deveraux strömten. Dass er von einer Schule nach der anderen flog und ein paar Mal kurz im Gefängnis gewesen war, machte ihn vielleicht noch aufregender. In den guten alten Zeiten hätte man seine »Verbrechen« als das angesehen, was sie waren - heißblütiger Übermut. Doch in dieser Zeit, dieser überzivilisierten, unglaublich langweiligen Zeit, war Eli als »jugendlicher Straftäter« eingestuft worden.
Jetzt, mit siebzehn, traf Nicole sich immer noch mit Eli, wann immer sie konnte.
Michael wusste, dass der zweifelhafte Ruf seines Sohnes auch seine eigene Attraktivität erhöhte - armer Michael Deveraux, der gutaussehende, reiche, alleinerziehende Vater, dessen Frau ihn verlassen hatte und der sich so sehr bemühte, seine Karriere als überaus erfolgreicher Architekt voranzubringen und zugleich seinen Jungen ein gutes Zuhause zu bieten. Das war eine offene Herausforderung für Frauen, die sich als seinen rettenden Engel betrachteten, der sich dieser mutterlosen Kinder annahm und das viele Geld ausgab ...
Während er sich also durch die verheirateten Frauen von Seattle arbeitete und insgeheim Marie-Claire begehrte, verknallte sich die graue Maus Amanda in Jeraud. Michael hatte bei seiner ständigen Schnüffelei davon erfahren, doch Jer ahnte nicht, wie sie sich nach ihm verzehrte. Jer hatte die Leidenschaft anderswo entdeckt, nämlich bei dieser neugierigen Doktorandin Kari Hardwicke an der Universität. Michael konnte sie nicht ausstehen. Sie wollte magisches Wissen - sie hatte es auf Macht abgesehen. Außerdem war sie eine Schlampe.
Doch Jeraud-Luc ließ sich nie etwas sagen, auch dann nicht, wenn es zu seinem Besten gewesen wäre. Also blieb er bei seiner Doktorandin, während Eli weiterhin mit Nicole zusammen war, genau wie Michael es wollte. Obwohl Eli viel wilder war als sein kleiner Bruder, war er zumindest so klug, zu tun, was sein Vater sagte, wenn er dadurch bekam, was er wollte.
Und Michael sorgte dafür, dass Eli stets bekam, was er wollte. Eli behielt er im Griff. Aber Jer...
Eh bien, wie Laurent so gern sagt. All das wird vorbei sein, sobald Jer klar
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