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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Rebellion schimmerten. Als Kind hatte Holly ihre Schwester angebetet. Ashe war älter, klüger gewesen und hatte sich mit Erwachsenendingen ausgekannt.
    »Du hilfst mir, dass sie Ärger mit dem Auto kriegen«, verlangte sie. »Den Zauber muss man zu zweit durchführen, also brauche ich dich. Ich mach’s wieder gut, ehrlich!«
    Holly starrte ihre Schwester einen Moment lang stumm an. »Zum Teufel mit dir! Ich lass’ mich nicht für einen Fünfer überreden – das letzte Mal nicht und diesmal auch nicht!«
    »Was redest du denn?«, fragte Ashe verächtlich, aber mit einem Anflug von Furcht.
    Holly rannte aus dem Bad und den Flur wieder hinunter. In Ashes Zimmer stand die Schuhschachtel auf dem Boden, offen neben der Ritualdecke. In der Schachtel stapelten sich Plastiktiere, billiger Schmuck und Spielzeugautos. Kindersachen. Ashe hatte die Schachtel aus Hollys Wandschrank.
    Sie kam hinter Holly her. Genau wie vor Jahren holte sie wieder den blauen Miniaturwagen aus dem Karton, perfekt in allen kleinen Einzelheiten. Er sah genauso aus wie der Wagen ihrer Eltern. »Was wird passieren? Was siehst du?«, fragte Ashe, die sich auf einmal mehr wie eine Gleichaltrige, nicht wie eine große Schwester benahm.
    Holly wandte ihren Blick von dem blauen Spielzeugauto ab, weil ihr wieder schlecht zu werden drohte. »Du wirst das Ritual durchführen, aber ich weigere mich, dir zu helfen, auch für fünf Dollar. Du gehst mit Glen zu dem Konzert.«
    »Und was ist daran so schlimm?« Sie drehte das Auto in ihrer Hand hin und her.
    Hollys Antwort kam kühl und vollkommen ruhig. Die Alternative wäre blanke Hysterie gewesen. »Du führst die Magie allein aus, für die zwei gebraucht werden, und der Zauber wirkt nicht wie erwartet. Das Auto kommt beim Golfplatz von der Straße ab und bricht durch die Seitenplanke. Mom und Dad verbrennen am Strand, nur ein kleines Stück vom Ozean entfernt.«
    Ashe schwieg, aber Tränen kullerten ihr über die Wangen. »Also habe ich sie umgebracht?«
    »Hätte ich dir geholfen, wäre es vielleicht gutgegangen. Vielleicht hätten sie überlebt.«
    Ashe sah mit demselben Entsetzen, das Holly empfand, auf den Spielzeugwagen und legte ihn in die weiße Schachtel zurück. Dann endlich sagte sie, was Holly all die Jahre dringend von ihr hatte hören wollen: »Es war mein Ritual. Meine Magie. Du warst klüger, obwohl du noch ein Kind warst. Es war nicht deine Schuld.«
    Holly dachte an das Leid, das Ashe bevorstand, wie ihr selbst auch, und Schluchzer durchrüttelten sie. Sie hatte sich dem hier nie stellen wollen, und sie fühlte sich schrecklich wütend, verletzt und schuldig.
    Aber hier war auch die Antwort auf so vieles. Mit der Erinnerung hatte sie einen Großteil ihrer Magie verdrängt und sich mit Schmerz bestraft, wann immer sie Magie zu benutzen versuchte.
    »Hör auf, dir selbst weh zu tun! Ich war es, die auf dich aufpassen sollte, nicht umgekehrt!« Ashe legte ihre Hände auf Hollys Schultern, was eine ihrer Lieblingsgesten gewesen war. Plötzlich wirkte Ashe wieder klein und sehr jung, gar nicht mehr wie die omnipotente Göttin, die Hollys Kindheits-Ich in ihr gesehen hatte. Tränen liefen ihr aus den großen grünen Augen.
    Holly bedeckte eine von Ashes Händen mit ihrer und empfand erstmals seit ihrer Kindheit wieder Wärme für ihre Schwester. »Wie kann ich die Vergangenheit ändern?«
    Ashe schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht, Holly. Du musst einfach weitermachen und kämpfen. Vergib dir, dass du dich geweigert hast, mir bei etwas zu helfen, das falsch war!«
    Holly drückte Ashes Hand. »Was ist mit dir?«
    »Mit mir?« Suchend blickte Ashe sie an. »Ich bin nur deine Erinnerung. Die wahre Ashe muss ihren eigenen Weg finden.«
    Holly wollte sie umarmen, doch die Welt verdunkelte sich.
    Ihr erster Gedanke war, dass sie ohnmächtig wurde, aber dann umgab sie ein Meer von Sternen. Ashe, oder Hollys Erinnerung an sie, war fort.

[home]
26
    H olly wachte auf und sprang ziemlich unelegant aus dem Bett. Sie stolperte, griff sich ihren Bademantel und schaute sich um. Alessandro war fort; ihre Laken waren ein zerwühltes Chaos.
    Wo steckt er?
Heftiges Verlangen flutete ihren Leib, bis ihr Verstand das Gift bändigte.
Nein, nein, ruhig, ganz ruhig!
    Fröstelnd schlüpfte sie in ihren Bademantel. Die Luft auf ihrer verschwitzten Haut fühlte sich unangenehm kalt an. Holly knipste die Nachttischlampe an und horchte. Aus dem Bad am Ende des Flurs hörte sie Wasserrauschen. Die Dusche. Alessandro

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