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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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des Untoten. Sein Gesicht war blass, aber friedlich, sein Haar ein einziges Lockengewirr auf dem Kopfkissen.
    Merkwürdige Klarheit vertrieb den Nebel von Schlaf und Sex. Holly hatte Blut verloren, dennoch fühlte sie sich stark. Sie wusste, dass sie fortan unter seinem Einfluss stand, empfand aber trotzdem eine komische Freiheit.
Was ist mit mir geschehen?
    Lag es bloß an dem phantastischen Sex? Man sagte, es war der Biss, der eine Person gefangen nahm und sie für menschliche Liebhaber ruinierte. Aber Holly setzte eher auf das Stehvermögen der Vampire. Nach einer solchen Liebesnacht, wie könnte da irgendetwas anderes mithalten? Sie drehte sich auf den Rücken und kuschelte sich unter Alessandros Arm. Energie summte zwischen ihnen, mild und erotisch.
    Göttin, sie war fürwahr entspannt!
    Wenn sie intensiv meditierte, konnte sie manchmal das Magiegewebe des Hauses sehen. Jetzt sah sie es ebenfalls, wie leuchtende Kraftfäden vor ihrem geistigen Auge. Sie flossen, ähnlich einem Wurzelgeflecht, verzweigten sich hier und dort und bildeten eine Vielzahl winziger goldener Energiestrahlen. Holly ließ ihren Geist mit ihnen fließen, durch sie hindurch, ziellos. Es war überaus angenehm.
    Dann jedoch stieß sie auf einen unerwarteten Bruch, der so plötzlich auftauchte, dass sie keine Zeit hatte, ihm auszuweichen. Während ihr Körper zurückblieb, glitt ihre Seele in die Dunkelheit, die zäh wie Sirup aus einer kalten Flasche sickerte.
    Was ist hier los? Hallo?
    Für einen Moment war ihr, als würde ihr Geist aus ihrem Schädel abheben, höher und höher in ein Vakuum aufsteigen. Das Haus und das Bett verschwanden in einem wirbelnden grauen Brei ohne Horizont. Holly wurde schlecht – so schlecht, als hätte sie die Nacht hindurch billigen Fusel getrunken und verdorbene Muscheln gegessen.
Sollte ich panisch werden?
     
    Hollys riss die Augen auf. Sie stand oben auf dem Kinderzimmerflur, nur weiter hinten, bei den Schlafzimmern, die zum Garten gingen.
    Wie bin ich hierhergekommen? Warte mal …
    Die Zimmertüren standen weit offen, und frühabendliches Licht fiel in einem tiefen Winkel durch die Fenster herein, in dessen Strahlen Staubflocken tanzten.
Aber eben war noch Nachmittag!
    Auf dem Flur stand ein Korb, der von schmutziger Wäsche überquoll, um die sich jemand kümmern musste. Teeny-Radiomusik lag in der Luft. Automatisch hob Holly ein T-Shirt auf, das neben den Wäschekorb gefallen war. Die vertraute pink und weiß gestreifte Baumwolle hing schwer in ihrer Hand, ausgeleiert von zu häufigem Tragen. Vor Jahren war es ihr Lieblingsshirt gewesen.
    Ein metallischer Angstgeschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Diese Zimmer waren verschlossen, seit Holly ein Kind gewesen war. Dieses T-Shirt war längst zu Putzlappen zerschnitten worden.
Ich bin in der Vergangenheit.
    Jener frühe Sommerabend, an dem die Sonne genauso gestanden hatte wie jetzt, bildete eine der letzten Erinnerungen vor Hollys Gedächtnislücke. Ihre Hände begannen zu zittern. Sie stopfte das T-Shirt in den Korb und schlich in ihr altes Zimmer. Beim Anblick der in Baby-Aspirin-Rosa gestrichenen Wände stellten sich ihre Nackenhaare auf.
    Hier war ich, unmittelbar bevor das Schreckliche passierte.
    Alles wirkte so normal. Zeitschriften und noch mehr Wäsche lagen auf dem schäbigen Läufer verstreut. Einhornposter waren auf die Wandschranktüren geklebt. Ein Mathebuch lag aufgeschlagen auf dem billigen Imitat eines französischen Landhaussekretärs, die Seiten mit einem Plüschteddy beschwert, damit sie nicht zufielen. Es versetzte Holly einen Stich, als sie an ihr lange verlorenes Ich zurückdachte, das sich damals gewünscht hatte, der Teddy könnte ihr Bruchrechnen erklären. Damals waren ihre Probleme entschieden simpler gewesen.
    Sie entdeckte die Quelle der zuckrigen Popmusik, ihren alten Radiowecker, und stellte ihn ab.
    »Holly? Hol?«
    Ihre Hand erstarrte auf dem Radioknopf. Ihr ganzer Körper wurde feuchtkalt vor Angst.
    »Holly? Komm mal!«
    Sie versuchte zu schlucken, aber ihr wildes Herzklopfen machte es schwierig. »Ashe?«, fragte sie, was leider kaum lauter als ein Flüstern war.
    Jener Abend war zurück. Holly hatte ihn vergessen, ihn fortgedrängt, vergraben, doch er war immer noch da, tief eingeprägt wie die Seriennummer ihrer Seele. Sie wandte sich zur Tür um und folgte der Stimme ihrer Schwester.
    »Ashe?«, wiederholte sie, lauter. Der Blick durch Ashes Zimmertür war von einer blauen Kommode verstellt, auf der sich

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